Für Schlupfwinkel sorgen: So wird die Wohnung katzentauglich
München/Hamburg/dpa. - So viel ist klar: Ein Plätzchen zum Schlafen braucht die Katze, eines zum Fressen und eines, an dem sie das Futter wieder loswird. Aber war es das schon mit den Ansprüchen, die die oft eigensinnigen Tiere an die Wohnung ihrer Halter stellen?
Bei weitem nicht: Besonders wichtig sind Ecken zum Verstecken und Plätze zum Beobachten sowie Möglichkeiten zum Klettern und Spielen. Vor allem, wenn die Vierbeiner ausschließlich in der Wohnung ihre Kreise ziehen, muss sich der Halter Mühe geben. Das gilt umso mehr, wenn er nur eine Katze hat. «Bei Wohnungskatzen wäre es ideal, wenn sie zu zweit wären», sagt Henriette Mackensen von der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes in Neubiberg bei München. Aber selbst «Freigänger» fühlen sich in katzentauglichen Wohnungen wohler.
Wichtig sind Schlupfwinkel. Denn so gerne Katzen um ihre Halter herumstreichen, so gerne wollen sie ab und zu ihre Ruhe haben. Daher sollte es Plätze unter Sofas oder Betten oder auch Spalten zwischen Wänden und Möbeln geben. «Katzen ziehen sich auch in kleinste Winkel zurück, von denen man denkt, da kommen die nicht rein», so Mackensen. Beliebt sind auch offene Schubladen oder Schranktüren. «Da muss man nur aufpassen, dass man die nicht zumacht, und die Katze sitzt drin», warnt Martina Schnell von der Organisation Vier Pfoten in Hamburg.
Manche Winkel müssen aber verschlossen werden - weil die Katze durch sie tatsächlich nicht passt und sich womöglich verletzt. Auf gekippte Fenster trifft das ganz besonders zu. «Da denkt der Halter vielleicht, das probiert sie nicht. Aber irgendwann ist draußen doch mal ein Vogel, den sie schnappen will», sagt Henriette Mackensen. Das heißt: Geht der Halter aus dem Haus, macht er die Fenster zu - oder er sichert sie mit speziellen Vorrichtungen aus dem Fachhandel.
Ebenso wichtig wie verborgene Plätze sind erhöhte. «Katzen leben in 3D», lautet eine Überschrift im Ratgeberbuch «Wohnen mit Katze» von Eva-Maria Götz. Das heißt, sie wollen nicht nur vom Fressnapf zur Toilette und wieder ins Wohnzimmer tapern: Ebenso gerne wollen sie immer wieder irgendwo emporklettern oder hochhüpfen. Katzen mit Freigang tun das, weil sie nach Beute Ausschau halten wollen - Wohnungskatzen steckt es schlicht im Blut.
Der Halter sollte seine Katze deshalb auf keinen Fall die Chance verbauen, auf Fensterbänke zu gelangen. Denn die qualifizieren sich auch dadurch als Lieblingsplätzchen, weil es auf ihnen oft sonnig und warm ist. Wer ein teures Sideboard vor eine Fensterbank stellt, darf sich daher nicht über Kratzspuren wundern.
Außerdem empfiehlt es sich, der Katze das Klettern auf ein, zwei Möbelstücke zu erlauben. «Machen Sie hoch gelegene Stellen wie die obersten Bretter der Regale zum Katzenland», schreibt Eva-Maria Götz. Und wenn sich noch mehr Klettermöglichkeiten und Ausgucke schaffen lassen - oder immer wieder andere: umso besser.
Katzenhalter verabschieden sich am besten auch von übermäßiger Ordnungsliebe - und sind dann auf dem besten Weg, es ihren Tieren in der Wohnung spannend zu machen: «Wenn ich morgens die Zeitung gelesen habe, knülle ich immer etwas davon zusammen und werfe es auf den Boden, das finden meine Katzen super», erzählt Henriette Mackensen. Denn die Vierbeiner lieben alles, was rollt oder sich sonstwie bewegt und idealerweise auch noch raschelt oder klappert.
Auch der Karton vom Möbelhaus wird laut Martina Schnell nicht sofort zum Altpapier gebracht. Dann dient er als Versteck. Wer will, kann zum Beispiel auch kleine Fellmäuse kaufen, die gejagt und als Trophäen präsentiert werden, als seien es lebendige. Abwechslung ist Trumpf, Neues wird meist erstmal neugierig untersucht. «Aber das beste Spielzeug nützt nicht viel, wenn der Halter nicht mitmacht.» Und selbst bei bestmöglicher Wohnungs-Ausstattung gilt: Beschäftigung für die Katze ist wichtig - so viel davon wie möglich.
INFO: Den Kratzbaum nicht vergessen
Kratzbäume sind nichts, womit die Hersteller von Haustierbedarf ausschließlich Geld verdienen wollen: Sie sind schlicht nötig. «Zum einen geht es ums Schärfen, zum anderen ums Abwetzen der Krallen», erklärt Henriette Mackensen vom Deutschen Tierschutzbund. Fehlt ein Kratzbaum, wird das womöglich an einer Tapete erledigt. Für kleine Wohnungen empfehlen sich Kratzbretter, die sich auch selbst mit Sisal bespannen lassen und die am besten etwas erhöht angebracht werden. Wer mehr Platz hat, ist oft mit einem Kratzbaum am besten beraten, der zugleich mit einer Höhle und einem Ausguck ausgestattet ist.
Literatur: Eva-Maria Götz: Wohnen mit Katze, Ulmer, ISBN: 978-3-8001-4967-4, 7,90 Euro