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Fünf Jahre Popakademie in Mannheim

Von Marion van der Kraats 16.07.2008, 15:11

Mannheim/dpa. - Es sind hektische Tage an der Hochschule. Das Semester ist beendet und die Prüfungen stehen an. Nervös präsentieren die jungen Musiker ihr Können - solo und als Band. Soul, Pop, Rock und Hiphop erschallt in den Fluren.

Rund 170 Nachwuchskünstler zeigen, was sie gelernt haben. Für Geburtstags-Parties ist da eigentlich kein Platz. Doch Deutschlands erste und bislang einzige Popakademie wird fünf Jahre - und das soll gefeiert werden: Am 18. Juli im «Capitol» in Mannheim mit einem Semesterabschlusskonzert. «Das wird ein sehr spannender Abend», sagt der Macher der Popakademie, Professor Udo Dahmen. Alle Bands aus derzeit drei Jahrgängen werden sich präsentieren - mehr als 20 werden es sein. Popakademie im Zeitraffer.

Dahmen, selbst gelernter Schlagzeuger, hat maßgeblich zum Entstehen der in Deutschland einzigartigen Hochschule beigetragen und prägt ihre Geschichte als künstlerische Direktor und Leiter des Studienganges Popmusikdesign. An seiner Seite steht Hubert Wandjo, Business Direktor und Leiter der Studienganges Musikdesign. Der gebürtige Pfälzer und gelernte Kaufmann ist nach Jahren bei Branchenriesen wie Sony Music auf Bitten seines Freundes Xavier Naidoo - einem der treuesten Unterstützer der Akademie in seiner Heimatstadt - nach Mannheim zurückgekehrt und bei der Popakademie eingestiegen. Ihr Ziel: Musiker und Musikmanager für den Markt ausbilden. Rund 500 Euro kostet das die Studenten pro Semester. 55 werden jährlich angenommen, mehr als 500 junge Menschen bewerben sich jeweils dafür.

Die Hochschule zieht nach den ersten fünf Jahren eine positive Bilanz: «Unser Konzept ist aufgegangen», sagt Dahmen. «Unsere starke praktische Ausbildung wird in der Branche geschätzt», ergänzt Wandjo. Knapp 70 Prozent der bisherigen Musikbusiness-Studenten haben nach Angaben der Akademie eine feste Anstellung in namhaften Unternehmen wie Universal Music und etwa 20 Prozent eine eigene Firma gegründet.

Kritik, es mangele an Stars, weist Dahmen zurück: «Wir bilden für den Regelfall aus - nicht für die Ausnahmen.» Ziel sei die Ausbildung für einen künstlerischen Arbeitsmarkt. «Wir haben nie gesagt, wir entwickeln Popstars», betont der 57-Jährige. Was nicht heißt, dass die Macher der Mannheimer Hochschule Stars und Kommerz generell ablehnten. «Wir bilden erstmal aus - wenn dabei dann Stars entstehen, ist das sehr schön.»

Die Hochschule in dem kleinen Würfel am alten Mannheimer Hafen kann aber durchaus auch im künstlerischen Bereich Erfolge vorweisen: Konstantin Gropper mit seiner Band Get Well Soon startete Anfang diese Jahres durch und wurde in der internationalen Musikpresse für sein erstes Album «Rest Now, Weary Head!» gefeiert. Die irische Gaststudentin Wallis Bird sicherte sich ein festes Live-Publikum und wird gemanagt von einem Absolventen der Akademie, Peter Putz. Songwriterin Johanna Zeul, die auf einem selbst gegründeten Label ihr Debüt «Album No 1» gab, gilt in der Branche als große neue Entdeckung des Pop. Die Glamrockband My Baby wants to eat your pussy besticht mit einer spektakulären Bühnenschau und brachte im Mai ihr Debütalbum auf den Markt.

Die Band Revolverheld ist ein weiterer bekannter Name. Mit der Fußball-Hymne «Helden 2008» hat sie es aus dem Bandpool der Akademie in die Top 10 geschafft. Aus Sicht der Hochschule einer der Beweise dafür, dass das Netzwerk funktioniert. In dem Pool werden Neulinge mit Ambitionen 18 Monate lang gezielt geschult. Eine eigene Künstlerakademie sorgt zudem für Vermittlungen in die Branche - ob als Gitarrist in einer Band, als Begleitmusik für festliche Anlässe oder für Auftragsproduktionen. «Auf diese Weise konnten wir zahlreiche Musiker an namhafte Künstler vermittelt», berichtet Wandjo und nennt Namen wie Rosenstolz oder Sarah Brightman.

Stimmen ehemaliger Absolventen bestätigen den Ansatz: «Die Popakademie war eine Plattform, wo man Gleichgesinnte kennenlernen konnte», sagt der Manager Putz. Als gute Vorbereitung auf das Leben als Musiker empfindet Konstantin Gropper seine Zeit in Mannheim.

Dahmen und Wandjo wollen den beschrittenen Weg weitergehen. «Nun geht es darum, die Netzwerke internationaler zu gestalten», sagt Dahmen und nennt China und die USA. Wandjo hat die Digitale Welt im Blick - und die Forschung. «Zurzeit sind wir sehr praxisorientiert. Künftig wollen wir die Entwicklung der Musikbranche auch wissenschaftlich genauer unter die Lupe nehmen.» Für 2010 sind Masterstudiengänge mit 20 Plätzen in diesem Bereich geplant.

Weitere Informationen: www.popakademie.de