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Frische Luft und Maske Frische Luft und Maske: So funktioniert Corona-Weihnachten im Pflegeheim

Von Tom Nebe 14.12.2020, 09:09
Die Weihnachtsfeiern in Alten- und Pflegeheimen werden in diesem Jahr anders ausfallen, aber vielerorts mit Beschränkungen möglich sein.
Die Weihnachtsfeiern in Alten- und Pflegeheimen werden in diesem Jahr anders ausfallen, aber vielerorts mit Beschränkungen möglich sein. dpa

Halle (Saale) - Wegen der Corona-Pandemie wird das Weihnachtsfest auch in Pflegeheimen anders als gewohnt ablaufen. Doch kleine Feierlichkeiten im Haus wird es in vielen Einrichtungen geben. Und auch Besuche von Angehörigen sind mit Hygieneregeln oft möglich, wie eine stichprobenhafte Umfrage unter großen Trägern wie der Caritas, der Diakonie und dem Deutschen Roten Kreuz zeigt. Klar ist aber auch: In vielen Regionen werden sich die Regeln noch einmal verschärften. In Sachsen-Anhalt dürfen Heimbewohner ab sofort nur noch einen Besucher pro Tag empfangen.

Klar ist: Die großen Weihnachtsfeiern in den Häusern werden ausfallen. Doch es soll zumindest oft kleinere Zusammenkünfte in den Wohnbereichen geben. Die musikalische Gestaltung werde zwar etwas schwieriger, sagt Helene Maqua von der Caritas. „Aber mit Abstand, Lüften und Masken sollte auch ein Mitsummen oder -singen der Weihnachtslieder möglich sein.“

Weihnachten im Pflegeheim: Keine größeren Feiern wegen Corona

Das Deutsche Rote Kreuz schreibt mit Blick auf die Feierlichkeiten in seinen Heimen: „Was im Rahmen der Abstands- und Hygieneregeln machbar ist, werden unsere Einrichtungen versuchen, zu ermöglichen.“

Niemand könne abschätzen, wie sich die Corona-Lage bis zu den Feiertagen entwickele, teilt Tanja Kurz von der Korian-Gruppe mit. Deshalb sei in diesem Jahr bereits die Planung der Festlichkeiten für die Einrichtungen eine Herausforderung gewesen. In den Wohnbereichen würden kleinere Feiern stattfinden, Adventssingen oder Besuche des Kindergartens fänden draußen statt. Korian betreibt nach eigenen Angaben in Deutschland mehr als 250 Pflegeeinrichtungen.

In den Pflegeheimen sind Hygiene- und Schutzvorschriften in den vergangenen Monaten eingeübte Routine geworden. Schließlich zählen die Bewohnerinnen und Bewohner zur Risikogruppe für schwere Covid-19-Verläufe. Ausbrüche in einzelnen Heimen mit vielen Todesopfern haben Schlagzeilen gemacht. Entsprechend vorsichtig sind die Heime auch bei Besuchern - ausgesperrt werden Angehörige aber in der Regel nicht.

Pflegeheime wollen Besuch so gut es geht ermöglichen

Wobei es Ausnahmen gebe, wie Manfred Carrier von der Diakonie schildert. Existiere ein akutes Infektionsgeschehen in einer Einrichtung, dann griffen einrichtungsbezogene Schutzregelungen. Behördliche Vorgaben und die regionale Corona-Lage beeinflussen demnach ebenfalls, ob Heimbewohner Angehörige empfangen dürfen oder nicht.

Ansonsten gibt es für Besuche in der Regel Hygienekonzepte. Meist wird darum gebeten, einen Besuch vorher anzumelden. Fiebermessungen oder Corona-Schnelltests vor Ort sind häufig Teil des Prozedere. Es gibt mitunter extra eingerichtete Besuchsräume, teils sind Spaziergänge draußen möglich. Dazu kommen die bekannten Regeln: Maske und Mindestabstand.

Viele große Träger hätten sich inzwischen sinnvolle Konzepte überlegt, um risikoarme Zugänge zu ermöglichen, bestätigt der Psychogerontologe Frieder R. Lang. Viele Einrichtungen setzten diese Lösungen auch sehr gut um. „Gerade kleine Heime, hinter denen kein großer Träger steht, sind mitunter aber an der Grenze des Leistbaren“, sagt der Forscher von der Uni Erlangen-Nürnberg.

Weihnachten im Pflegeheim: Bitte um Familienbesuche

Wer nur über Weihnachten in seine alte Heimat fährt - falls das überhaupt möglich sein sollte - und dort ohnehin nicht regelmäßig im Heim vorbeischaut, scheut vielleicht trotz solcher Hygienekonzepte vor einem Besuch von Familienangehörigen im Pflegeheim zurück. Man möchte die älteren Angehörigen keinem Ansteckungsrisiko aussetzen.

Für Lang ist das aber „eine bequeme Ausrede, die ich nicht gelten lasse“. Jeder, der sich wirklich kümmern möchte, könne dafür sorgen, dass er oder sie kein Risiko darstelle, und sich schon fünf Tage vor dem Besuch im Heim in Selbstquarantäne begeben. Gleichwohl brächten viele ältere Heimbewohner aber Verständnis auf, wenn ihre Angehörigen sich nicht selbst kasteien wollten.

Weihnachten zu Hause? Quarantäne in der Einrichtung droht

Manche ältere Menschen feiern Weihnachten nicht im Heim, sondern verbringen einen oder mehrere Tage bei ihrer Familie. Das wird wohl im kleinen Kreis auch im Rahmen der Kontaktbeschränkungen oft möglich sein. Allerdings kann es sein, dass diese Personen dann nach ihrer Rückkehr im Heim zunächst in Isolation gehen müssen.

Nach solchen Familienbesuchen könnten die Einrichtungen die Bewohner nach ihrer Rückkehr unter Umständen für zehn oder 14 Tage in Quarantäne schicken, sagt etwa Manfred Carrier von der Diakonie. Das hieße, dass sie im Zimmer versorgt werden, aber dieses in der Zeit nicht verlassen dürften.

Egal, welcher Weg gewählt wird: Wenn sich die älteren Angehörigen das Zusammentreffen wünschen, sollte man versuchen, es möglich zu machen, wenn es erlaubt ist. Lang sagt: „Für alle die, die sich auf Weihnachten freuen und hoffen, ihre Familie zu sehen, wäre das eine harte Strafe und eine große Belastung, wenn das nicht klappt.“ (dpa)