Friedhöfe für Tiere: Grabstein, Urne, Trauerrede
Kitzingen/Würzburg/dpa. - Ehrengräber, Ökosärge, mit Samt ausgeschlagene Urnen, auf das Tier zugeschnittene Trauerreden - «wir machen alles», sagt Tierbestatter Steffen Pfannes. Der 23-Jährige eröffnet am 8. Juni den Tierfriedhof Frankenland in Bayern.
1000 Gräber passen auf das Gelände. Die ersten Anfragen hat Pfannes bereits vorliegen, denn der Service rund ums tote Haustier ist gefragt wie noch nie. «Die Menschen wollen ihren Liebling nicht dem Tierarzt überlassen», sagt Pfannes und meint damit, dass die Kadaver von dort aus in einer Tierkörperbeseitigungsanlage landen. Gemeinsam mit Schlachtabfällen wird das Haustier geschreddert, erhitzt und getrocknet. Das Tiermehl wird in Heizkraftwerken verpulvert; aus dem Fett der toten Lebewesen wird Seife und Schmieröl hergestellt. Ein Schicksal, das viele Halter ihrem jahrelangen Begleiter ersparen wollen.
Etwa 10 000 Vierbeiner werden nach Angaben des Bundesverbandes für Tierbestatter in Mannheim jährlich nach ihrem Tod begraben, rund 20 000 in Krematorien verbrannt. Die Zahl habe sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdreifacht. Mittlerweile gibt es 140 Friedhöfe und 6 Krematorien in Deutschland. Zwar liegen dem Verband keine Umsatzzahlen vor, doch der Trend weist in eine eindeutige Richtung. «Das ist ein richtiger Boom-Markt», sagt eine Verbandssprecherin. «Für viele Menschen ist das Tier ein Kinderersatz.» Entsprechend hoch sei der Aufwand, den Tierhalter für ihre verstorbenen Lieblinge betreiben.
Genau 235 Euro kostet die Beerdigung eines mittelgroßen Hundes auf dem Tierfriedhof Frankenland. Jedes weitere Jahr schlägt mit 60 Euro zu Buche. Fünf Jahre muss ein Hund mindestens liegen, erst dann darf das Grab aufgelöst werden. Wer mehr Geld ausgeben will, für den gibt es fast keine Beschränkung nach oben. Der Friedhof bietet Ehrengrabplätze im Schatten eines großen Baumes an. Außerdem kann das tote Tier auf seiner Kuscheldecke im Pavillon aufgebahrt werden. Dort haben die Trauernden die Möglichkeit, Abschied zu nehmen.
Selbst beim Grabschmuck wartet der Tierbestattungsmarkt mit allerhand Besonderheiten auf: Gravierte Granitgrabsteine, Särge aus Eichenholz, geschmiedete Grablaternen. Nur Kreuze dürfen in Kitzingen nicht mit aufs Grab. Das hat die Stadt verboten. «Kreuze sind christliche Symbole, und Tiere sind nicht christlich», erläutert Pfannes die Behördenauflage.
Der Würzburger Moraltheologe Stephan Ernst unterstützt zwar das Kreuzverbot auf Tiergräbern. Dennoch sei es in gewisser Weise möglich, davon zu sprechen, dass Katzen, Hamster und Meerschweinchen in den Himmel kommen. Es sei Teil des christlichen Glaubens zu hoffen, dass Menschen mit allem, was sie in ihrem Leben geprägt hat, bei Gott bewahrt bleiben, sagt Ernst. Zu den Prägungen gehörten auch Beziehungen zu Tieren. «In diesem Sinne können Tiere in den Himmel kommen.» Einen Priester könne er sich trotzdem nicht zur Aussegnung am Grab von «Hasso» oder «Kitty» vorstellen.
Statt eines Pfarrers dürfen Interessierte in Kitzingen aber Steffen Pfannes ans Grab bestellen. Der Bestatter spricht auf Wunsch tröstende Worte über das Leben des verstorbenen Haustieres. «Ich rede mit den Menschen, die zu mir kommen. Wie war das Tier? Welchen Charakter hatte es?», erzählt er. Ohnehin gehöre das Gespräch mit den Trauernden zu seinen wichtigsten Aufgaben. «Viele Menschen werden belächelt, wenn sie um ein Tier weinen. Aber daran ist nichts falsch.»
Trauerarbeit leisten auch Tierärzte in ihrer Praxis. «Manchmal ist ein Haustier gerade für ältere Menschen der einzige Zugang zur Gesellschaft. Wenn das Tier stirbt, ist das schrecklich», sagt Astrid Behr vom Bundesverband für Tierärzte in Frankfurt/Main. Jeder bräuchte dann seinen persönlichen Ort zum Trauern - das könnten durchaus Tierfriedhöfe sein. Dennoch sieht Behr die zunehmende Vermenschlichung der Vierbeiner kritisch. «Hunde und Katzen werden oft als Familienmitglieder wahrgenommen und nicht mehr als Tiere.»