Freizeit Freizeit: Feste Regeln für den Karneval
KÖLN/MAINZ/DPA. - Damals sei sie richtig sauer geworden, aber inzwischen steht fest: "Wenn er keinen Bock hat, soll er zu Hause bleiben." Damit haben sich mittlerweile beide gut arrangiert, Giselas Mann hat nichts dagegen, wenn sie allein ausgeht. In vielen anderen Beziehungen ist die unterschiedliche Feierlaune dagegen ein Dauer-Streitthema.
"Dies ist ein häufiges Problem und hängt oft mit Eifersucht zusammen", sagt der Diplom-Psychologe Manuel Tusch aus Köln. Seine Patienten hätten Angst, betrogen zu werden, wenn ihr Partner allein oder mit der Clique ausgeht. "In meiner Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass eher die Männer mal mit Kumpels feiern gehen wollen, und die Frauen dann eifersüchtig sind", sagt der Paartherapeut. Dabei sei diese Eifersucht oft nur ein Symptom dafür, dass es in der Beziehung grundsätzlich ein "Vertrauensproblem" gibt.
In seinen Beratungsstunden setzt Tusch an diesem Punkt an: Wie können beide Partner dem anderen wieder vertrauen? "Ob jemand eifersüchtig ist, hat sehr häufig mit früheren Erfahrungen zu tun", erklärt der Experte. Das kann die Trennung der Eltern sein oder ein untreuer Ex-Freund. "Bei einer Scheidungsquote von rund 60 Prozent in den Ballungszentren ist es sehr wahrscheinlich, dass jemand solche Erfahrungen gemacht hat." Tatsächlich scheint Karneval gerade für Paare mit Eifersuchtsproblemen eine kritische Zeit zu sein. "Im Sommer ist es in der Praxis ruhiger, im Herbst kommen die Depressionen, nach Weihnachten die Familien und nach Fastnacht die jungen Paare", sagt Tusch.
In der Therapie will er die Partner dazu bringen, sich wieder zuzuhören und den anderen ernst zu nehmen - auch wenn dessen Ängste noch so albern erscheinen. "Grundsätzlich ist es wichtig, dass man bestimmte Dinge auch unabhängig voneinander unternimmt", sagt der Psychologe. Daher sollte in einer Beziehung jeder zunächst versuchen, die Bedürfnisse des Partners zu respektieren. Dass einer frustriert zu Hause sitzt, sei jedenfalls keine Lösung. Das sieht die Therapeutin Ulrike Rachow aus Köln ähnlich: "Wenn jemand gezwungenermaßen daheimbleiben muss, wird er unter Umständen eher mal fremdgehen oder kommt gar vom Zigarettenholen nicht zurück." In ihren Sitzungen ermuntert sie den introvertierteren Partner - oft Frauen - eigene Wünsche zu äußern.
Nach Tuschs Erfahrungen haben sich zur Lösung der Probleme konkrete Absprachen bewährt. Beispielsweise verspricht der Mann, etwas Spezielles für seine Partnerin zu tun, wenn er dafür einmal im Monat mit den Kumpels "auf die Piste" gehen darf. Oder die Frau nimmt sich etwas Schönes als Alternative vor. "Sie geht beispielsweise mit Freundinnen zum Skifahren, er geht feiern." Damit sei zwar nicht automatisch die Eifersucht weg, aber die Partner nähmen die Bedürfnisse des anderen ernst, sagt Tusch. "Denn besonders schlimm wird es, wenn jemand mit seiner Eifersucht den anderen so sehr nervt, dass dieser offener für eine neue Beziehung wird."