Fitness bei Kindern Fitness bei Kindern: Sport treiben ist besser als Konsolenspiele

Göttingen/Frankfurt/Main/dpa. - Doch solch ein Tagesablauf birgt auch eingroßes Risiko: «Wer sich nicht ausreichend bewegt, wird schnell dick,kann sich oft nicht so gut konzentrieren und fühlt sich häufigerschlapp», sagt der Sport-Experte Axel Bauer aus Göttingen.
Die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen inDeutschland steigt kontinuierlich an. Als Hauptursachen gelten einefalsche - und vor allem fettreiche - Ernährung sowie mangelndeBewegung. Doch selbst wer nicht dick, sondern vielleicht sogar sehrschlank ist, sollte sich täglich bewegen. Denn zu viel Herumsitzenschadet dem Körper.
«Es geht nicht darum, jeden Tag extrem viel Sport zu treiben»,erklärt Bauer, der ausgebildeter Sportlehrer und stellvertretenderLeiter des Hochschulsports der Universität Göttingen ist. Wichtig seinur, sich überhaupt zu bewegen. «Man kann beispielsweise zu Fuß gehenoder mit dem Rad zur Schule fahren und die Treppen statt den Aufzugnehmen.» Oder man geht auch mal am Abend tanzen und nicht immer nurzum DVD-Gucken zu einem Freund.
Das sieht Peter Lautenbach vom Deutschen Sportbund in Frankfurtähnlich: «Wir sind als uns bewegende Säugetiere auf die Welt gekommen- wir brauchen Bewegung, um zu überleben.» Sonst wird die Wirbelsäuleimmer unbeweglicher, Gelenke rosten regelrecht ein, und die Muskelnverspannen sich auf schmerzhafte Weise. Darunter leiden nach Angabendes Orthopäden Hans-Joachim Siebert aus Hamburg zwar mehr Erwachseneals Jugendliche. Doch wer seinen Körper schon früh trainiert, machtihn stark für die Zukunft - und verlangsamt Alterungsprozesse wieschlaffe Haut oder poröse Knochen.
Deswegen ist es gut, regelmäßig Sport zu treiben. «Dabei istjedoch vor allem wichtig, dass es einem Spaß macht und nicht nurlästige Pflicht ist», sagt Bauer. «Das ist entscheidend, weil mansonst trotz guter Vorsätze schon bald keine Lust mehr hat und in alteVerhaltensweisen zurückfällt.»
Damit das nicht passiert, ist es gut, sich eine Sportart zusuchen, die man zusammen mit Freunden betreiben kann. Dazu gehörenFußball, Aerobic, Basketball, Schwimmen, Paddeln, Joggen, Inlineskaten, Radfahren und Tischtennis - im Park, auf der Straßeoder im Verein. Daneben empfiehlt sich eine Sportart, bei der nichtein paar Profis die Anfänger abhängen, sondern bei der alle auf demgleichen Stand sind. «Dafür eignen sich zum Beispiel Klettern oderKanufahren», sagt Bauer.
Die neuen Konsolenspiele, bei denen sich die Spieler wie beimTennis, Sackhüpfen oder Kraulen vor einer Kamera bewegen, ersetzenden richtigen Sport nicht. Denn auch wenn die Spieler ins Schwitzenkommen, sprechen diese Bewegungen laut Siebert nicht vieleMuskelgruppen an, sondern fordern nur einzelne Körperpartien für einpaar Minuten heraus. «Man imitiert dabei nur bestimmte Bewegungen.»Das sei mit Sport nicht vergleichbar. «Aber bevor man nur auf demSofa liegt, sind diese Spiele natürlich besser als gar nichts.»
Wer sich außerdem nicht nur etwas bewegen, sondern fit werden undbleiben will, sollte darauf achten, wie lange und intensiv ertrainiert. «Am besten wäre, sich jeden Tag mindestens eine Stundelang so zu bewegen, dass man schwitzt, aus der Puste ist und einenPuls von mehr als 120 hat», sagt Hans-Joachim Siebert, der auchVorsitzender der Sektion Kinder- und Jugendsport der DeutschenGesellschaft für Sportmedizin und Prävention ist.
Bei manchen Sportarten ist jedoch Vorsicht geboten: «RepetetiveDauerbelastungen wie Langlauf oder Krafttraining im Fitnessstudiokönnen für Jugendliche gefährlich sein, wenn das Wachstum der Knochennoch nicht abgeschlossen ist», erklärt Siebert. Es drohten dannlangfristige Schäden. «Deswegen sollte man damit nicht vor dem 14.Lebensjahr beginnen.» Ansonsten müssten Sportler aber nur wenigbeachten - zu viel Bewegung gebe es eigentlich nicht.
Sport tut aber nicht nur dem Körper gut, er hat auch noch andereVorteile: «Man kann neue Freunde kennenlernen, von dem Ärger in derSchule oder zu Hause abschalten und sich mal so richtig austoben»,sagt Lautenbach. «Außerdem kann man sich mit der Zeit verbessern undimmer wieder kleine Erfolge feiern - das tut dem Ego gut.» UndSiebert fügt hinzu: «Studien haben gezeigt, dass jemand, derregelmäßig Sport treibt, bessere Leistungen in der Schule bringt.»
Auch bei späteren Arbeitgebern ist Sport als Hobby meist gerngesehen. «Immerhin lernt man dabei, in einem Team zu arbeiten,Rückschläge einzustecken und mit anderen zu kooperieren», sagt Bauer.«Das sind Schlüsselqualifikationen, die vielen Arbeitgebern inBewerbungsgesprächen gefallen.»