Unter der Haut Unter der Haut: In diesem Start-Up haben Mitarbeiter ihren Firmenausweis implantiert

Es dauert nur wenige Sekunden, verändert aber den ganzen Berufsalltag: Bei der schwedischen Firma Epicenter lassen sich Mitarbeiter Mikrochips unter die Haut implantieren. Damit können Sie beispielsweise Türen öffnen, Getränke in der Kantine kaufen oder drucken. Der RFID-(Radio-Frequency-Identification)-Chip ersetzt sozusagen die Hauskarten, die auch viele deutsche Arbeitnehmer kennen.
Wozu das alles? „Das größte Argument ist: Es vereinfacht dein alltägliches Leben“, erklärt der Firmenchef Patrick Mesterton. Kein Mitarbeiter würde dazu gezwungen, unterstreicht der Unternehmer. Es sei eine freie persönliche Entscheidung, die Option zu nutzen, die Kosten dafür müssen die Mitarbeiter selbst tragen. Aber setzen sie sich dann nicht der Gefahr aus, dass ihr Chef sie überwachen kann?
Totale Überwachung durch den Chef?
Nein, sagt Mesterton. „Die Implantate sind sogenannte 'Passive Chips'. Sie haben keine eingebaute Energieversorgung, was bedeutet, dass sie von selbst keine Signale über ihre Position senden können.“ Von Smartphones oder dem Verlauf bei Internet-Suchmaschinen würde eine viel größere Gefahr ausgehen, was die Überwachung angehe.
Den reiskorngroßen Chip können Interessierte sich dann auf kleinen Events, die die Firma organisiert, einstechen lassen. Diesen Part übernimmt Hannes Sjöblad, der laut Aussagen des Firmenchefs einer der führenden schwedischen Biohackern ist. Insgesamt kostet die Prozedur 150 US-Dollar. Die Bedingung: Man muss mindestens 18 Jahre alt sein.
RFID-Chips unter der Haut als neuer Tech-Trend
Unter den 150 Leuten, die sich den Chip haben implantieren lassen, befinden nicht nur Mitarbeiter der Firma: Die Hälfte der Nutzer sind Außenstehende, erklärt der Firmenchef. Aber warum haben so viele den Wunsch, dass ein Chip Teil ihres Körpers wird? Eine Mitarbeiterin der Firma sagt gegenüber der Nachrichtenagentur AP: „Ich will Teil der Zukunft sein.“ Die Vorstellung von Mikrochips unter der Haut ist nicht für alle ein angsteinflößendes Horror-Szenario – für manche Technik-Begeisterte erfüllt sich damit auch ein Zukunftstraum. „Wir betreiben ein innovatives, digitales Haus, in dem wir gerne neue Technologien testen und ausprobieren“, sagt Mesterton.
So werden die Mikrochips in Deutschland genutzt
RFID-Chips sind schon längst keine Zukunftsmusik mehr. In Deutschland werden sie beispielsweise in manchen Supermärkten verwendet. Dort kleben sie an Produkten und sollen dazu dienen, Daten über den Einkauf des Kunden zu sammeln. Außerdem werden sie Katzen und Hunden oftmals eingesetzt, um sie besser identifizieren zu können. Und im Personalausweis befindet sich ebenfalls einer.
Mit Hilfe von Radiowellen kann der Chip von einem Lesegerät erkannt werden. In der Kritik steht die Technologie, weil sie schnell ausgenutzt werden kann, um ein Bewegungsprofil zu erstellen und weil der Träger des Chips nicht immer darüber bestimmen kann, wer ihn gerade ausliest.
Der Ausbau übernimmt der Tätowierer
Den schwedischen Wahl-„Cyborgs“ bereitet all das offenbar keine Sorge. Wenn sie den Chip nicht mehr haben wollen, können sie ihn sich bei einem Tattoo- und Piercing-Studio wieder herausnehmen lassen. Auf eigene Kosten, versteht sich. (chs)