Sparguthaben retten Sparguthaben retten: Bei Negativzinsen lohnen langfristige Anlagen

Die anhaltende Niedrigzinspolitik der Notenbanken bekommen Verbraucher nun direkt zu spüren. Erste Banken verlangen für Einlagen von Kunden Negativzinsen. „Historisch gesehen sind negative Zinsen tatsächlich nicht ganz so ungewöhnlich, wie man das vielleicht erwarten würde“, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Selbst bei Bundesschatzanweisungen mussten Anleger im August mit einer negativen Rendite leben.
Geld zu Hause bunkern ist nicht sinnvoll
Für Sparer ist diese Entwicklung aus Sicht des Finanzexperten ärgerlich. „Negativzinsen werden derzeit aber nur bei sehr hohen Beträgen verlangt.“ Aufgrund der derzeit allgemein niedrigen Zinsen mussten Sparer außerdem schon bisher Einbußen hinnehmen. „Von dem Sparzins müssen Sie die Inflationsrate und die Steuerbelastung abziehen“, erklärt Nauhauser. „Und da haben viele Verbraucher auch in der Vergangenheit trotz optisch hoher Zinsen unterm Strich schon häufiger Geld verloren.“
Doch was können Kunden tun, um negative Zinsen zu vermeiden? „Sie könnten das Geld natürlich zu Hause aufbewahren“, sagt der Experte. Doch das ist nicht unbedingt sinnvoll: „Unter dem Kopfkissen ist das Geld ja nicht wirklich sicher und die eigene Hausratversicherung sichert auch nicht bedingungslos größere Beträge gegen Diebstahl ab“, gibt Nauhauser zu bedenken.
Die Deutsche Skatbank erhebt seit November für Beträge auf Tagesgeldkonten von mehr als 500 000 Euro einen Negativzins von 0,25 Prozent. Allerdings wird dieser nach Angaben der Bank erst dann fällig, wenn die Gesamteinlagen des Kunden - unabhängig von der Anlageform - drei Millionen Euro überschreiten. Eine Summe also, über die die wenigsten Privatanleger verfügen. „Solche Summen sind die absolute Ausnahme“, sagt Christian Ahlers vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Er vermutet, dass es vor allem Anleger trifft, die ihr Geld bei der Bank parken, um zu einem günstigen Zeitpunkt wieder bei Aktien einzusteigen.
Ende Juni betrug das Vermögen der Bundesbürger in Form von Bargeld und Einlagen wie Tagesgeld oder Spareinlagen und Sparbriefen nach Angaben der Bundesbank 1,95 Billionen Euro. Mehr als die Hälfte war Bargeld oder lag auf dem Girokonto. In Aktien oder Investmentfonds steckte insgesamt weniger als eine Billion Euro.
„Ich rechne nicht damit“, sagt Ahlers. „Negativzinsen im großen Stil kann sich die Branche vor dem Hintergrund des Vertrauensverlustes durch die Finanzkrise nicht leisten.“ Auch Sigrid Herbst von der Finanzberatung FMH glaubt nicht an flächendeckende Negativzinsen. „Das würde das Image der Branche beschädigen“. Die Branche selbst wiegelt ab. Der Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt sei zu hart.
In Deutschland buhlen neben privaten Großbanken wie Deutsche Bank und Commerzbank mehr als 400 Sparkassen, gut 1000 Volks- und Raiffeisenbanken sowie mehrere Direktbanken und weitere Institute um die Gunst der Kunden. Der Verband der Genossenschafts- und Raiffeisenbanken (BVR) betont: „Genossenschaftsbanken berechnen auch weiterhin regelmäßig keine negativen Zinssätze bei Privateinlegern - trotz des bekannten Einzelfalles bei Großeinlagen“. Die Skatbank ist eine Direktbank-Tochter der Volks- und Raiffeisenbank Altenburger Land.
Sie verweist auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Im Kampf gegen Konjunkturflaute und gefährlich niedrige Inflation hatten die Währungshüter den Leitzins auf das Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt. Zudem verlangt die EZB einen Strafzins von 0,2 Prozent von Banken, die Geld bei ihr parken. Allerdings: „Der negative Einlagenzins der EZB hat nichts mit dem Sparzins für Verbraucher zu tun. Das Geld der Banken wird am Markt verzinst, beispielsweise durch Kreditvergabe“, sagt Ahlers. „Auch hier ist das Zinsniveau aktuell gering. Einen negativ verzinsten Verbraucherkredit habe ich aber noch nicht gesehen.“
Gerade einmal etwa 25 Milliarden Euro parkten Banken derzeit zeitweise bei der EZB, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise waren es mehr als 800 Milliarden Euro. Der Strafzins soll die Banken motivieren, mehr Kredite zu vergeben. Das könnte die Konjunktur anschieben.
Mit den Einlagen der Sparer ist wegen der Niedrigzinsen am Kapitalmarkt kaum Geld zu verdienen. „Die Frage ist wie lange die Niedrigzinsphase noch anhält und wie lange Institute aus dem Einlagengeschäft noch Verluste in Kauf nehmen können“, sagt Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim. Entscheidend sei, ob das jeweilige Institut die Verluste durch andere Geschäfte kompensieren könne. Aus seiner Sicht ist das Vorgehen der Skatbank eine Art „Versuchsballon, um Aufmerksamkeit zu schaffen, ohne wirklichen Schaden anzurichten“. Sigrid Herbst zufolge fahren viele Geldhäuser seit geraumer Zeit das Geschäft mit kurzfristigen Geldanlagen zurück. Bestimmte Produkte würden Neukunden gar nicht mehr angeboten.
Ein langer Anlagezeitraum kann sich lohnen
Besser sei es, das Geld so zu verteilen, dass möglichst viel Rendite erzielt werden kann. „Bei längeren Anlagezeiträumen gibt es durchaus noch höhere Zinsen“, erklärt der Verbraucherschützer. „Wenn Sie auf das Geld verzichten können, kann es sich lohnen, es für längere Zeit fest anzulegen.“
Ein Beispiel: Zwei Sparer legen 10.000 Euro an. Der erste Sparer setzt auf ein flexibles Tagesgeldkonto, bei dem er 1 Prozent Zinsen bekommt. Der zweite Sparer legt sein Geld für 10 Jahre fest an und bekommt dafür 2,5 Prozent Zinsen. Der erste Sparer kann nach 10 Jahren über rund 11.050 Euro verfügen, der zweite über 12.800 Euro.
„Ein langer Anlagezeitraum kann sich also durchaus lohnen, selbst wenn in den kommenden 10 Jahren die Zinsen steigen“, sagt der Verbraucherschützer. „Denn wenn der erste Sparer sein Geld nach 5 Jahren in eine besser verzinste Anlage investiert, müsste diese 4,02 Zinsen bringen, damit er am Ende auf denselben Ertrag kommt.“
„Achten Sie darauf, dass die deutsche Einlagensicherung gilt“, rät Nauhauser. Hierbei sind durch staatliche Garantien Anlagebeträge bis zu 100.000 Euro geschützt. „Hierbei können Sie davon ausgehen, das Geld im Ernstfall auch tatsächlich ersetzt zu bekommen.“ (dpa)