Fußball-Fans Fußball-Fans: Lässt sich mit Fan-Anleihen Geld verdienen?

Der geneigte Fußball-Zuschauer macht ja einiges mit, in Gelsenkirchen und Köln ist das bekannt. Wiederholt stand der FC Schalke 04 knapp davor, sich die begehrte Meisterschale zu sichern - am Ende standen die Knappen doch immer mit leeren Händen da. Aber auch die Fans des 1. FC Köln sind leidgeprüft. Wer jedoch einem der beiden Vereine sein Geld anvertraut hat, hat gut lachen. Denn Inhaber der jeweiligen Fan-Anleihe konnten jeweils rund fünf Prozent Rendite im Jahr einfahren. Hohe Zinsen und Fußball? Das klingt nicht schlecht, oder?
Der 1. FC Köln berichtet jedenfalls von extrem positiven Erfahrungen mit der Fan-Anleihe, das angestrebte Ziel sei sogar übertroffen worden. Der Großteil der Anleger seien Fans. „Die meisten Zeichner erwarten neben der emotionalen Rendite auch eine finanzielle. Und die zahlen wir auch“, erklärt Tobias Kaufmann, Pressesprecher vom 1. FC Köln. Auch wer bei der ersten Tranche der Schalke-Anleihe dabei war, konnte bisher in jedem Jahr 5,5 Prozent Zinsen mitnehmen.
Die zweite Tranche richtete sich jedoch vermehrt an Profi-Anleger, hier ist sogar von stolzen 6,75 Prozent die Rede. „Aufgrund der starken Nachfrage institutioneller Investoren wurden im September 2013 mit der zweiten Tranche von 15 Millionen Euro aufgestockt und das geplante Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro erreicht“, sagt Anja Kleine-Wilde vom FC Schalke 04.
Wieso zahlen Bundesligaclubs so hohe Zinsen?
Die Antwort ist so einfach wie ernüchternd. Banken würden den meist hochverschuldeten Vereinen keinen Kredit gewähren oder noch höhere Zinsen dafür nehmen. Henning Vöpel, Volkswirtschaftsprofessor an der Hamburg School of Business Administration, missfallen in erster Linie zwei Punkte: Zum einen seien die Fußballvereine zu wenig gewinnorientiert und damit zu sehr auf den sportlichen Erfolg fokussiert, zum anderen spiele der Faktor Zufall eine wesentliche Rolle: „Die Entwicklung eines Fußballvereins ist weit mehr vom Zufall beeinflusst als dies bei normalen Firmen der Fall ist.“
Ein Beispiel ist der Traditionsverein Alemannia Aachen: Er hatte 2008, als der Club die „Tivoli-Anleihe“ ausgegeben hatte, noch bessere Zeiten gesehen – zumindest auf dem Rasen. Danach setzte der sportliche Abstieg ein, heute ist der Verein insolvent. Anleger sollten sich also nicht mehr allzu große Hoffnungen machen. Ein ähnliches Szenario wurde bei Arminia Bielefeld wahr. Nach dem sportlichen Verfall drohte auch hier der finanzielle Garaus. Der ehemalige Bundesligist aus Ostwestfalen hatte noch Glück, dass einige Fans auf die Rückzahlung verzichtet hatten.
Haben deutsche Anleger Geld mit Fußball-Anleihen verloren?
Ein solcher Fall ist Experte Völpel nicht bekannt. Generell seien Anleihen von Fußballclubs aber mit Vorsicht zu genießen: „Die hohen Zinsen von fünf oder sechs Prozent spiegeln das Risiko nicht einmal komplett wider.“ Bei Fan-Anleihen verzichteten die Anleger auf Rendite, für die Vereine sind sie damit ein willkommenes Finanzierungsinstrument.
Im schlimmsten Fall ist das Geld aber futsch. „Fußball-Vereine sind Unternehmen und sie tragen unternehmerische Risiken. Als Gläubiger trägt man diese Risiken mit“, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. „Man muss das Risiko eines Totalverlusts tragen können und wollen.“
Worauf sollten Fans besonders achten?
Wer sich Gedanken über eine Fan-Anleihe macht, sollte darauf achten, dass die Vereinsführung das frische Kapital in die Infrastruktur investiert. Dies sei nach Einschätzung Vöpels mit deutlich geringeren Risiken verbunden. Allerdings gibt es für die Versprechungen, die im Vorfeld gemacht wurden, keine Garantien. Das Beispiel des HSV verdeutlicht dies.
„Der Hamburger SV versprach, das Geld in die Nachwuchsarbeit zu stecken. Stattdessen floss das Kapital in die aktuelle Profimannschaft, die in der vergangenen Saison fast aus der Bundesliga abgestiegen wäre“, bemängelt Vöpel. Seine Empfehlung lautet: „Steine statt Beine“.
Jede Anlageform lässt sich einer Klasse zuordnen, die gleichartige Vermögensgegenstände umfasst, heißt es in dem Ratgeber-Buch „Banker verstehen“ der Stiftung Warentest. Wichtige Anlageklassen sind Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien und Bargeld. Die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen wird demnach auch als Asset Allocation bezeichnet.
Hier ist ein Vergleichsindex gemeint, an dem zum Beispiel Fondsmanager ihre Leistung messen. Als Benchmark wird oft ein Index wie zum Beispiel der Dax herangezogen. Die Fondsmanager vergleichen dann, ob sie mit ihrer Wertpapierauswahl in einem Vergleichszeitraum mehr Rendite als der Index erreicht haben.
Dieser Begriff spielt bei aktiv gemanagten Fonds eine Rolle. Bei der Auswahl von unten nach oben wählt der Fondsmanager einzelne Titel aus, die er für aussichtsreich hält. Anschließend werden die Chancen in der entsprechenden Branche und im Gesamtmarkt bewertet. Gewichtungen nach Ländern, Regionen oder Branchen spielen kaum eine Rolle.
Ein Emmittent ist ein Herausgeber eines Wertpapieres. Das können im Fall von Staatsanleihen Staaten sein, aber auch Unternehmen, die Anleihen oder Genussscheine herausgeben. Auch Banken können Emittenten sein. Das Emmittentenrisiko beschreibt die Gefahr, dass der Herausgeber eines Wertpapiers in Zahlungsschwierigkeiten gerät und das Geld möglicherweise nicht mehr zurückzahlen kann.
Die Gegenstrategie zur Bottom-up-Strategie betrachtet der Fondsmanager zunächst die allgemeine wirtschaftliche Lage einer Region oder einer Branche. Erst im zweiten Schritt sucht er dann innerhalb dieser Märkte nach ertragreichen Papieren.
Dieser Begriff beschreibt, wie stark ein Index oder ein Wertpapier von seinem Mittelwert abweicht. Je größer die Abweichung, desto größer ist die Schwankungsbreite also die Volatilität. Damit ist dieser Begriff für die Risikobeschreibung wichtig: Je größer die Volatilität, desto größer sind auch mögliche Kursschwankungen.
Sind die Anleihen überhaupt für normale Anleger interessant?
Konventionellen Anleger würde Völpel nicht unbedingt zum Kauf raten. „Wer beim Thema Fußball emotionslos ist, braucht diese Anleihen nicht.“ Für viele Club-Anhänger sei es aber eine Herzensangelegenheit, ihrem Verein auch finanziell die Treue zu halten. Häufig hängt die eingerahmte Schmuckurkunde an der heimischen Wohnzimmerwand. „Aber ich will das gar nicht negativ bewerten. Fans erhalten eben dafür eine emotionale Rendite, fühlen sich damit als Teil des Vereins“, sagt der Experte. Die Fälle von Alemannia Aachen und Arminia Bielefeld aber zeigen: Bleiben die Tore aus, fallen auch die versprochenen Zinsen aus – bis hin zum Totalverlust. (mit Material von Biallo/dpa)