Einlagensicherung Einlagensicherung: Ist mein Geld auf dem Konto in Gefahr?

In den nächsten Wochen dürften etliche Bankkunden Post von ihrem Geldinstitut erhalten: Sie werden darüber informiert, dass die Einlagensicherung zum 1. Januar 2015 abgesenkt wird. Mit der Sicherung werden Giro-, Spar-, Tagesgeld- und Festgeldkonten im Falle einer Bankenpleite geschützt. Auch Namensschuldverschreibungen und auf den Namen lautende Sparbriefe werden abgesichert.
Die zum nächsten Jahr angekündigte Änderung betrifft nicht die gesetzliche Einlagensicherung. Es geht um die zweite Säule der Garantie von Bankguthaben, den Einlagensicherungsfonds der deutschen Privatbanken. Der Fonds wird Kunden künftig weniger Schutz bieten.
Was bedeutet die Absenkung der Sicherungsgrenze für Kleinanleger und Sparer - müssen sie im Krisenfall um ihr Vermögen bangen? Ist es sinnvoll, das Geldinstitut zu wechseln? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was genau ist ab 2015 geplant?
Betroffen ist der freiwillige Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken, im Verband sind mehr als 170 Privatbanken organisiert. Der Einlagensicherungsfonds schützt Festgeld, Sparbriefe und Konten - bisher bis zur Höhe von 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank. Diese Absicherung gilt pro Kunde und Institut. Erstmals wird nun zum 1. Januar 2015 die Einlagensicherung gesenkt, und zwar auf 20 Prozent. 2020 soll die Quote auf 15 Prozent sinken - und ab dem Jahr 2025 sogar auf 8,75 Prozent des Eigenkapitals.
„Vorbereitet wurde das ganze schon seit einiger Zeit, da die Werbung dieser Institute mit den überaus hohen Absicherungssummen immer weiter zurückgefahren worden ist“, sagt Prof. Helmut Siekmann, Experte für für Geld, Währungs- und Notenbankrecht sowie Direktor des Institute for Monetary and Financial Stability der Universität Frankfurt am Main. Diese Werbung war Siekmann zufolge zumindest irreführend, da die genannten Beträge „eher theoretischer Natur“ seien.
Öffentliche Geldhäuser wie Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie PSD Banken haben eigene Sicherungsverbünde und sind somit nicht von der Absenkung betroffen.
Sollten Kunden jetzt möglichst ihre Bank wechseln?
„Die Absenkung der Einlagensicherung betrifft nur den Einlagensicherungsfonds der Privatbanken, und nicht den der Sparkassen und Genossenschaftsbanken“, sagt Prof. Klaus Fleischer, Bankenprofessor an der Hochschule München. Der Einlagenschutz sei für Anleger auch nach den Senkungen noch ausreichend. Fleischers Fazit: „Für Kleinanleger besteht keine Notwendigkeit zum Wechsel der Bank.“
Das Mindesteigenkapital deutscher Banken beträgt 5 Millionen Euro. Das bedeutet, die kleinste deutsche Privatbank bietet über den Einlagensicherungsfonds einen Mindestschutz derzeit von 1,5 Millionen pro Kunde. Nach der Absenkung beträgt diese also entsprechend noch eine Million Euro. „Eine (theoretische) Gefahr besteht folglich lediglich für sehr vermögende Anleger“, erklärt Prof. Fleischer.
Müssen sich auch Kunden mit Vermögen unter 100.000 Euro Sorgen machen?
Bei deutschen Geldinstituten gebe es keinen Anlass zur Sorge, beruhigt Bankenexperte Fleischer. „Bei ausländischen Anbietern ist im Einzelfall zu prüfen, ob für sie ein Einlagensicherungsfonds greift.“ Nicht alle ausländischen Banken gehörten einem deutschen Sicherungsfonds an. Die Institute dokumentieren aber ihre Absicherung zumeist auf ihren Websites. „Sonst sollten Sparer bei der BaFin und/oder beim Bundesverband deutscher Banken oder der Verbraucherzentrale anfragen - dort gibt es Listen.“
Wie kann ich mein Erspartes noch absichern?
Wer ganz sicher gehen möchte, stützt sich auf die Regelungen im Rahmen der gesetzlichen Einlagensicherung. Hier liegt die Obergrenze mit 100.000 Euro pro Anleger und Bank wesentlich niedriger. Eine Möglichkeit ist, das Ersparte auf verschiedenen Konten zu verteilen.
„Liegt die Anlagesumme über 100.000 Euro, empfiehlt sich eine Aufteilung auf Banken innerhalb unseres Drei-Säulen-Bankensystems - also auf Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken“, rät Fleischer. Die Bonität der Banken könne aus ihrem Rating abgeleitet werden. „Allerdings können sich die Ratingnoten schnell verändern, deshalb empfiehlt es sich, sie nicht als Ruhekissen zu interpretieren“, warnt Fleischer.
Die Deutsche Skatbank erhebt seit November für Beträge auf Tagesgeldkonten von mehr als 500 000 Euro einen Negativzins von 0,25 Prozent. Allerdings wird dieser nach Angaben der Bank erst dann fällig, wenn die Gesamteinlagen des Kunden - unabhängig von der Anlageform - drei Millionen Euro überschreiten. Eine Summe also, über die die wenigsten Privatanleger verfügen. „Solche Summen sind die absolute Ausnahme“, sagt Christian Ahlers vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Er vermutet, dass es vor allem Anleger trifft, die ihr Geld bei der Bank parken, um zu einem günstigen Zeitpunkt wieder bei Aktien einzusteigen.
Ende Juni betrug das Vermögen der Bundesbürger in Form von Bargeld und Einlagen wie Tagesgeld oder Spareinlagen und Sparbriefen nach Angaben der Bundesbank 1,95 Billionen Euro. Mehr als die Hälfte war Bargeld oder lag auf dem Girokonto. In Aktien oder Investmentfonds steckte insgesamt weniger als eine Billion Euro.
„Ich rechne nicht damit“, sagt Ahlers. „Negativzinsen im großen Stil kann sich die Branche vor dem Hintergrund des Vertrauensverlustes durch die Finanzkrise nicht leisten.“ Auch Sigrid Herbst von der Finanzberatung FMH glaubt nicht an flächendeckende Negativzinsen. „Das würde das Image der Branche beschädigen“. Die Branche selbst wiegelt ab. Der Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt sei zu hart.
In Deutschland buhlen neben privaten Großbanken wie Deutsche Bank und Commerzbank mehr als 400 Sparkassen, gut 1000 Volks- und Raiffeisenbanken sowie mehrere Direktbanken und weitere Institute um die Gunst der Kunden. Der Verband der Genossenschafts- und Raiffeisenbanken (BVR) betont: „Genossenschaftsbanken berechnen auch weiterhin regelmäßig keine negativen Zinssätze bei Privateinlegern - trotz des bekannten Einzelfalles bei Großeinlagen“. Die Skatbank ist eine Direktbank-Tochter der Volks- und Raiffeisenbank Altenburger Land.
Sie verweist auf die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Im Kampf gegen Konjunkturflaute und gefährlich niedrige Inflation hatten die Währungshüter den Leitzins auf das Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt. Zudem verlangt die EZB einen Strafzins von 0,2 Prozent von Banken, die Geld bei ihr parken. Allerdings: „Der negative Einlagenzins der EZB hat nichts mit dem Sparzins für Verbraucher zu tun. Das Geld der Banken wird am Markt verzinst, beispielsweise durch Kreditvergabe“, sagt Ahlers. „Auch hier ist das Zinsniveau aktuell gering. Einen negativ verzinsten Verbraucherkredit habe ich aber noch nicht gesehen.“
Gerade einmal etwa 25 Milliarden Euro parkten Banken derzeit zeitweise bei der EZB, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise waren es mehr als 800 Milliarden Euro. Der Strafzins soll die Banken motivieren, mehr Kredite zu vergeben. Das könnte die Konjunktur anschieben.
Mit den Einlagen der Sparer ist wegen der Niedrigzinsen am Kapitalmarkt kaum Geld zu verdienen. „Die Frage ist wie lange die Niedrigzinsphase noch anhält und wie lange Institute aus dem Einlagengeschäft noch Verluste in Kauf nehmen können“, sagt Bankenexperte Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim. Entscheidend sei, ob das jeweilige Institut die Verluste durch andere Geschäfte kompensieren könne. Aus seiner Sicht ist das Vorgehen der Skatbank eine Art „Versuchsballon, um Aufmerksamkeit zu schaffen, ohne wirklichen Schaden anzurichten“. Sigrid Herbst zufolge fahren viele Geldhäuser seit geraumer Zeit das Geschäft mit kurzfristigen Geldanlagen zurück. Bestimmte Produkte würden Neukunden gar nicht mehr angeboten.
Auch Prof. Siekmann warnt: „Sie haben als Kunde praktisch keine Chance, die Bonität Ihres Kreditinstituts einigermaßen sicher zu beurteilen.“ Ein Konto bei der Deutschen Bundesbank wäre wirklich sicher. „Allerdings werden Sie jetzt keinen Erfolg mehr mit einem Antrag auf Einrichtung eines Kontos haben.“ Schon die Klage eines der größten deutschen Versicherungsunternehmen auf Einrichtung eines solchen Kontos sei vom Verwaltungsgericht Frankfurt abgewiesen worden.
Wie viel Geld befindet sich im Einlagensicherungstopf der Privatbanken?
Welche Summe sich genau im Einlagensicherungstopf befindet, legen die privaten Banken nicht offen. „Dies wird teils aus wettbewerbsrechtlichen Gründen begründet“, erklärt Prof. Fleischer. Schätzungen seien schwer zu erhalten. Nach Einschätzung des Bankenexperten dürfte aber ein niedriger zweistelliger Milliardenbetrag zur Diskussion stehen.
Reichen die Einlagen für die nächste Krise aus?
Das Volumen dürfte für den Fall ausreichen, dass mehrere kleinere Banken in die Insolvenz gehen. „Kritisch wäre, wenn eine Großbank für die das Attribut 'too big to fail' gilt, in Schwierigkeiten geraten sollte“, so Fleischer. Dann sei eine Kettenreaktion aufgrund der Globalisierung und internationalen Vernetzung nicht auszuschließen - und die dann verfügbaren Mittel könnten evtl. nicht voll ausreichen.
„Die Sicherungseinrichtungen der privaten Banken dürften kaum über hinreichende Mittel verfügen, um die in Aussicht gestellten Leistungen auch tatsächlich im Krisenfall zu erbringen“, sagt auch Prof Siekmann.
Unabhängig davon tobt derzeit eine heftige Auseinandersetzung: Es geht um die Umsetzung der europäischen Einlagensicherung im Rahmen der drei Pfeiler der europäischen Bankenunion. Vor allem Sparkassen und Volksbanken lehnen die erforderlichen Einzahlungen ab, da sie ja eigene Sicherungsfonds bedienen.

