Fernunterricht Fernunterricht: Das Kleingedruckte studieren
HAMBURG/KÖLN/MZ. - Berufstätige dürfen das Pensum von Fernlernkursen nicht unterschätzen, warnt Martin Kurz, Präsident des Fachverbands Forum Distance-Learning in Hamburg. Bei beruflichen Lehrgängen müssten sie oft zehn bis 12 Stunden pro Woche einrechnen. Ein Fernstudium koste einen häufig sogar 20 Stunden in der Woche. Für Sport und Freunde bleibt entsprechend weniger Zeit. Und auch die Familie müsse das mittragen, sagt Kurz. "Sonst funktioniert das nicht." Das Fernlernen habe zwar den Vorteil, dass Teilnehmer flexibel sind, erläutert Kurz. Sie könnten sich aussuchen, wann und wo sie lernen. Das verlangt von Teilnehmern aber, dass sie sich in Eigenregie zum Lernen motivieren können. Dafür sei es hilfreich, feste Lernzeiten einzurichten, um im Rhythmus zu bleiben.
Außerdem macht die Suche nach dem passenden Kurs einige Arbeit: "Die Bandbreite ist riesengroß", sagt Kurz. Das gelte gerade im kaufmännischen Bereich. "In der Buchhaltung reicht die Palette von Anfängerkursen bis hin zu Spezialthemen wie internationaler Rechnungslegung." Ein häufiger Grund für einen Abbruch sei, dass Teilnehmer vorher falsche Vorstellungen vom Kursinhalt hatten.
Hier müssen Kursteilnehmer sich vor Überraschungen in Acht nehmen. Dazu sollten sie auf Extrakosten achten, die neben der Kursgebühr anfallen - etwa für Prüfungen, rät Ludwig Pelzer von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) in Köln. Außerdem sind bei vielen Fernlernkursen auch Präsenzseminare eingeplant. Dann müssten Teilnehmer die Kosten für Anreise und Übernachtungen einkalkulieren, rät die Stiftung Warentest in Berlin in ihrem Sonderheft "Spezial Karriere 2011".
Vor dem Buchen eines Kurses lohnt sich ein Blick auf die Rücktrittsklauseln. Gesetzlich sei vorgeschrieben, dass Kursteilnehmer im Fernunterricht zwei Wochen lang gebührenfrei vom Vertrag zurücktreten dürfen, erläutert Ludwig Pelzer von der ZFU. Diese Frist beginne erst, wenn der Teilnehmer die Vertragsurkunde und die ersten Lernunterlagen in den Händen hält - nicht etwa mit der Buchung. Oft haben Teilnehmer sogar mehr Zeit, um Angebote unverbindlich zu testen. So böten viele Anbieter einen Probemonat an, erläutert die Stiftung Warentest. Das ist eine gute Gelegenheit, um herauszufinden, ob einem das Fernlernen liegt.
Gut ist es, wenn sich der Kurs kostenlos verlängern lässt, rät die Stiftung Warentest. Viele Angebote sähen vor, dass Teilnehmer den Kurs ohne Preisaufschlag um bis zu 50 Prozent der Gesamtdauer verlängern können. Dann sind sie nicht gleich dazu gezwungen, den Kurs abzubrechen, wenn sie etwa wegen einer Krankheit oder aus familiären Gründen pausieren müssen.
Die Aufgabe ist unverständlich? Oder die Formel will einfach nicht aufgehen? Dann ist es wichtig, dass die Dozenten gut für Fragen erreichbar sind - am besten auch telefonisch, rät Martin Kurz. "Im persönlichen Gespräch lässt sich manches schneller klären als per E-Mail."
Berufstätige müssten außerdem darauf achten, dass sie auch außerhalb der Arbeitszeit jemanden erreichen können, sagt Kurz. Denn wer beim Lernen am Abend alleine nicht weiterkommt und dann merkt, dass der Dozent nur bis 16 Uhr erreichbar ist, hat ein Problem. Und es kommt darauf an, dass der Kursleiter schnell auf E-Mails antwortet.
Einige Anbieter garantierten zum Beispiel, dass Teilnehmer eine Rückmeldung innerhalb von 48 Stunden erhalten und erledigte Aufgaben binnen einer Woche korrigiert werden. Jeder Fernlehrgang zur beruflichen Weiterbildung muss staatlich zugelassen sein, erklärt Ludwig Pelzer von der ZFU. Das sei gesetzlich vorgeschrieben. Ausgenommen davon sind Hobbykurse, die laut Gesetz nur "der Freizeitgestaltung oder der Unterhaltung" dienen.