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Fernsehen Fernsehen: TV-Familienbild ist wirklichkeitsfremd

22.11.2005, 14:44

Marl/dpa. - Das Familienbild im deutschen Fernsehen hat nacheiner Studie des Adolf-Grimme-Instituts nur wenig mit dergesellschaftlichen Wirklichkeit zu tun. So finde sich die aktuellefamilienpolitische Debatte etwa über die Vereinbarkeit von Familieund Beruf in den elektronischen Medien kaum wieder, teilte dasGrimme-Institut am Dienstag mit. Dies gelte sowohl für fiktionale alsauch Informationsformate im Fernsehen, heißt es in der Untersuchungim Auftrag des Bundesfamilienministeriums.

Das vorherrschende Lebensmodell der Serien, Krimis undFernsehfilme sei das großstädtische Singledasein, stellt die Studiefest. «Familien mit Kindern, insbesondere mit kleinen Kindern, kommenkaum vor.» Die klassische Kleinfamilie mit zwei leiblichen Kindern,wie sie in der bundesdeutschen Realität vorherrschend sei, erscheinein der TV-Fiktion praktisch gar nicht.

Das Familienbild im Fernsehen werde stattdessen geprägt «von weitverzweigten Großfamilien in den Serien, von allein erziehenden undmulti-tasking-begabten Frauen im Fernsehfilm und von melancholischeneinsamen Wölfen und Wölfinnen im Krimi». Die Geburtenrate derKriminal-Ermittler und Filmprotagonisten liegt noch weit unter derohnehin niedrigen deutschen Durchschnittsrate von 1,3 Kindern proFrau. Sie erreicht im Krimi knapp einem Viertel (0,29), imFernsehfilm gerade knapp der Hälfte (0,48) dieser Fortpflanzungsrate.«Bis zu Dreiviertel aller Protagonisten in den fiktionalen Formatensind kinderlos.»

Weitere Ergebnisse der Studie: In Informationsprogrammen desFernsehens machen familienpolitische Meldungen und Themen nichteinmal ein Prozent aller Beiträge in Nachrichten und Magazinen aus.Akteure in diesen Beiträgen sind überwiegend Privatpersonen, seltenPolitiker. Die Themen der demographischen Entwicklung, derVereinbarkeit von Familie und Beruf, von Kinderbetreuung oderErziehung führen im Fernsehen - anders als in Printmedien - nach wievor ein Nischendasein.