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Fernbeziehungen Fernbeziehungen: Wenn der Partner stets ein Wochenendgast ist

Von Carina Frey 29.03.2006, 17:16
Liebe auf Distanz: Der Abschied am Bahnhof ist in vielen Fernbeziehungen ein festes Sonntagsritual. (Foto: dpa)
Liebe auf Distanz: Der Abschied am Bahnhof ist in vielen Fernbeziehungen ein festes Sonntagsritual. (Foto: dpa) DB AG/Hartmann

Mainz/dpa. - Schnell auf der Strecke bleibt dabei der Partner.

Rund jeder sechste Deutsche im erwerbsfähigen Alter lebt in einermobilen Lebensform, ergab eine Studie der Universität Mainz. Die Zahlder Fern- und Wochenendbeziehungen hat in den vergangenen Jahrenzugenommen, erklärt Prof. Norbert Schneider, Leiter der Studie.Der Wunsch, Job und Liebe zu vereinbaren, hinterlässt Spuren. Knappjeder Dritte leidet unter den Anstrengungen der Pendelei, Zeitmangelund Stress, rund 20 Prozent der Pendler geben an, sich von ihrenPartnern zu entfremden.

«Es gibt vier Säulen, die darüber entscheiden, ob ein Paar seineBeziehung als erfüllend oder belastend erlebt», sagt Theologe PeterWendl, der an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zuFernbeziehungen forscht: «Emotionale Verbundenheit, Intimität,gelingende Kommunikation und eine erfüllende Sexualität.»

Tägliches Telefonieren ist nach Ansicht von Christine Kollerwichtig: «Lassen Sie den anderen so nah wie möglich an Ihr eigenesLeben herankommen», rät die Buchautorin aus München. Auch vonErlebnissen im Büro sollte erzählt werden, damit der andere am Alltagteil hat.

Ein Telefonat kann das Zusammensein aber nie ersetzen. Mindestensalle drei Wochen sollten sich die Liebenden sehen, schreibt dieAutorin. Wendl rät, jede dritte bis vierte Woche ein verlängertesWochenende einzuplanen. «Auf Dauer wird die Beziehung nicht gelingen,wenn man sich immer nur einen und zwei halbe Tage sieht.»

Ein gelungenes Wochenende bedeutet nicht, es ausschließlichgemeinsam zu verbringen. Ein Beispiel für häufige Streitthemen seidie Sportschau am Samstag, erzählt Wendl. Die Frau fühle sich oft vorden Kopf gestoßen, weil er Fußball gucken will, anstatt etwas mit ihrzu unternehmen. Dabei gehe es gar nicht um Fußball. «Beide brauchenauch Zeit für sich allein.»

Denn unter der Woche sind Pendler meist stark im Job eingebunden -da sie am Arbeitsort häufig wenig außerberufliche Kontakte haben,stehen sie dem Arbeitgeber voll zur Verfügung, erklärt Schneider. Fürdie Regeneration bleibe nur wenig Zeit. Daher muss sich das Paar auchin einer Fernbeziehung am Wochenende Raum lassen.

Von großer Bedeutung für die Liebe auf Distanz ist eine gemeinsamePerspektive. «Gut ist, einen Zeithorizont zu setzen, wann manzusammen ziehen will», sagt Koller. Zwei bis drei Jahre halten diemeisten Fernbeziehungen. «Dann ziehen die Partner zusammen oder dieBeziehung scheitert», erklärt Wendl.

Literatur: Peter Wendl: Gelingende Fern-Beziehung, Herder Verlag, ISBN: 3-451-20896-2, 9,90 Euro; Christine Koller: Liebe auf Distanz, mvg Verlag, ISBN: 3-636-07150-5, 8,90 Euro.