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Feinschmecker Feinschmecker: Südafrika-Weine liegen in Deutschland weiter im Trend

Von Ralf E. Krüger 02.04.2004, 16:21

Kapstadt/dpa. - Auf der alle zwei Jahre stattfindenden Weinmesse in Kapstadt wurde seit Dienstag zwischen Verkosten, Handeln und Debattieren auch Bilanz gezogen, welchen Weg die junge Demokratie in Sachen Wein zurückgelegt hat. Einhelliger Tenor: Der Kapstaat hat mit guter Qualität zu erschwinglichen Preisen seinen Platz auf dem Weltmarkt gefunden, aber sein Potenzial längst noch nicht ausgeschöpft.

«Südafrika ist einfach in und dass mit steigender Tendenz» sagt Roland Seidel vom Seidelberg-Weingut bei Paarl, das jährlich 60 000 Flaschen nach Deutschland exportiert. Die Deutschen sind mit knapp 20 Millionen Litern Kap-Wein nach Großbritannien und den Niederlanden längst Südafrikas drittgrößter Kunde geworden. «In Deutschland liegt Südafrika voll im Trend, während Kalifornien als Weinproduzent vor etwa zwei Jahren seinen Höhepunkt überschritten hat» meint Andreas Lehmann vom Klock-Weinimport in Porta Westfalica, der den Kap-Winzern konstante Qualitätssteigerung bescheinigt.

Seit Nelson Mandela 1994 als erster schwarzer Präsident des Landes vereidigt und der Apartheid-Boykott hinfällig wurde, hat sich Südafrikas Weinexport von 51 Millionen auf 235 Millionen Liter fast verfünffacht. 425 Güter im Lande produzieren fast 4000 verschiedene Weine. Jüngster Trend sind unter anderem Pinot Noir-Weine, die auch bei bei den neuen Kleinwinzern am Kap Gefallen finden. Die machen mit großem persönlichen, aber wenig finanziellem oder maschinellem Aufwand in der eigenen Garage Weine, die sich bereits ihren Nischenmarkt erobert haben.

«Der gute Ruf von Südafrikas Weinen ist etabliert, auch wenn das Image weiter ausbaufähig ist. Wir haben sogar Chile abgehängt» meint Adrian Bührer vom südafrikanischen Renommierweingut Saxenburg. So wie er haben viele Kap-Winzer ihr Angebot mit zum Teil hervorragenden Schaum- und Dessertweinen abgerundet, die aber meist nur den heimischen Markt erfreuen. «Die Mengen sind für den Export noch zu klein» sagt Lars Maack vom Weingut Buitenverwachting.

Schwarze Gesichter sind an den Ständen der Winzer zehn Jahre nach dem Ende der Apartheid weiter die Ausnahme. Auch wenn sich in den vergangenen Monaten eine neue Dynamik abzeichnete: hoffnungsfrohen schwarzen Winzern mangelt es noch immer an Know How und Kapital. Zaghafte Neuanfänge wie «new beginnings» haben eher Exotenstatus. Einst hatte es als erstes schwarzes Weingut weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Nach dem Ende der anfänglichen Euphorie erlebte es aber eine lange Durststrecke. Auf der Messe hat «new beginnings» nun einen neuen deutschen Importeur gefunden. «Ich denke, deren Chardonnay hat in Deutschland eine gute Chance» sagt Jörg Linke vom gleichnamigen Münchner Weinhandel, der ein Zehntel seines Angebots vom Kap bezieht.