Fassadenschmuck Fassadenschmuck: Urwald vor dem Fenster

Bonn/dpa. - VieleHauseigentümer haben dennoch Bedenken: Sie fürchten, dassKletterpflanzen die Fassade und das Dach schädigen können. Denn überdie Risiken von Fassadengrün gibt es unterschiedliche Meinungen.
«Eine mit Kletterpflanzen begrünte Hauswand trägt positiv zurKlimatisierung des Hauses bei», sagt Anja Rath vom NaturschutzbundDeutschland (Nabu) in Bonn. Im Sommer verhinderten die Pflanzen, dassdie Sonne das Haus aufheizt und tragen so zur Kühlung bei. Im Winterisolierten immergrüne Pflanzen die Wände.
«Fassadenbegrünung schafft zudem zusätzlichen Lebensraum fürInsekten und Schmetterlinge», sagt Rüdiger Rosenthal vom Bund fürUmwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin. Vögel kämen indie Städte zurück, weil sie an den grünen Fassaden Nistplätze finden.Außerdem trage das Grün zur Verbesserung des Mikroklimas in der Stadtbei. Nach Angaben des BUND schützen 40 Quadratmeter Efeu das Klima inetwa so sehr wie ein Gartenstück von 36 Quadratmetern. Eine Studieder Universität Köln aus dem Jahr 2000 belege zudem, dass Efeublätterwie «Fangflächen» für kleinste Staubpartikel wirken. Darüber hinausreduzierten sie die Lärmbelastung im Bereich des Hauses um rund fünfDezibel.
Kletterpflanzen gibt es in verschiedenen Varianten von immergrünbis blühend. Um an den Wänden hochzuklettern, haben sieunterschiedliche Techniken entwickelt. SelbstklimmendeKletterpflanzen wie Efeu, Kletterhortensie und Wilder Wein besitzenHaftwurzeln oder Haftscheiben, mit denen sie sich selbst an der Wandverankern. Schling- und Rankpflanzen wie Winden, Blauregen undPassionsblumen benötigen dagegen eine Rankhilfe. Gleiches gilt fürSpreizklimmer wie die Kletterrosen.
Das Bundesumweltministerium in Berlin rät, zwischen Wand undRankgerüst einen Abstand von mindestens fünf Zentimetern einzuplanen.Metallteile sollten gegen Korrosion geschützt sein, etwa durch eineVerzinkung. Holzgerüste dürfen keinen Bodenkontakt haben, damit sienicht verrotten.
Ob das Fassadengrün Risiken für die Bausubstanz birgt, istumstritten. «Schäden am Haus sind von Efeu nicht zu befürchten»,heißt es beim BUND. Die Haftorgane der Pflanze könnten nicht in dasMauerwerk eindringen. Die Umweltorganisation rät jedoch, rissigenPutz vor der Bepflanzung auszubessern. Rechtzeitiges Zurückschneidenschütze Dach und Regenrinne. Studien hätten belegt, dass Wand-,Fenster- und Türfugen durch Pflanzenteppiche über längere Zeit dichtbleiben. Denn die Belastung durch Winddruck, Schlagregen, Frost undSonnenlicht werde deutlich gemindert. Eine begrünte Wand überstehesechzig bis siebzig Jahre ohne Schäden - eine unbegrünte müsse in dergleichen Zeit mehrfach ausgebessert werden.
«Bevor man eine Fassade begrünt, muss die Wand von ihrerKonstruktion auf ihre mögliche Tauglichkeit hin untersucht werden»,warnt dagegen Gisela Pohl von der Initiative Massiv mein Haus inFriedberg (Bayern). Denn nicht jede massive, glatte Wand könne dasGewicht der Pflanzen tragen. Vorsicht geboten sei beispielsweise,wenn selbstklimmende Pflanzen an Häuser mit marodem Putz gesetztwerden. Doch auch bei modernen Fassaden mitWärmedämmverbundputzsystem sei die Tragfähigkeit nicht immer gegeben.Zudem hinterließen Haftwurzeln Spuren auf der Fassadenfarbe.
«Kletterpflanzen wie Efeu, Clematis und Wilder Wein können auchauf dem Dach Probleme verursachen», erläutert Mike Grimm von derDachdeckerinnung in Hamburg. Ungeschnitten wachsen die Triebe immerweiter und drängen unter die Dachpfannen und in Holzverkleidungenein. Die Folge seien gravierende Bauschäden.
Üppig wuchernde Fassadenbegrünungen gefährden zudem denNachbarschaftsfrieden, warnt Pohl. Bei Reihenhäusern beispielsweisedürfen die Pflanzen nicht auf die benachbarten Außenwände wachsen.Für mögliche Schäden kann der Hausbesitzer haftbar gemacht werden.Damit es weder am Haus noch mit den Nachbarn Probleme gibt, ist daherein regelmäßiger Schnitt der Pflanzen notwendig.