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Fasching Fasching: Kuss auf fremde Wange

Von Andrea Löbbecke 01.02.2008, 15:33

Hamburg/Mannheim/dpa. - Hemmungslos wird geküsst, "wilde Weiber" machen beim Sturm auf die Rathäuser auch vor Würdenträgern wie Bürgermeistern und Polizisten nicht halt, bis so manche Beamtenwange von rotem Lippenstift übersät ist.

Dabei ist der feuchte Spaß nicht nur für Singles reserviert. Fastnachtsfans und Beziehungsexperten sind sich einig: So lange es beim Bützje bleibt, besteht kein Grund zur Eifersucht. Und für Menschen mit großen Berührungsängsten und übertriebenem Besitzdenken ist eine zünftige Karnevalssause ohnehin nicht geeignet.

"Bützje gehören im Karneval zum guten Ton", sagt die Flirtexpertin Nina Deißler aus Hamburg. Für Singles im Karneval könne der Einstieg in einen Flirt zudem kaum leichter sein. "Wenn ich verkleidet bin, begebe ich mich ja in eine Art Rollenspiel - da geht vieles einfacher." Wird aus dem wilden Cowboy wieder der Steuerfachangestellte, könne das neu gewonnene Selbstbewusstsein auch in den Alltag hinüber gerettet werden. "Wenn ich im Karneval 50 Frauen gebützt habe und keine hat ihre Handtasche nach mir geschleudert - das ist doch schon was."

Stefan aus Koblenz feiert leidenschaftlich gerne Karneval und tritt im Männerballett auf. Nach seinen Erfahrungen schlägt zwar nur eine kleine Gruppe der Feiernden während der tollen Tage so richtig über die Stränge. Für diese gelte aber: "Das ist, als wenn ein Schalter umgelegt wird, dann fallen sich Leute um den Hals, die sich ansonsten nicht anschauen würden", erzählt er. "Das geht über Bützje, Zungenkuss und auch weiter, die Hemmungslosigkeit steigt proportional zum Alkoholgenuss."

Für Singles sei dies kein Problem, meint Stefan. Das lockere Treiben zum Karneval habe sogar sein Gutes: "Danach ist zwischen den Knutschpartnern alles beim Alten", keiner gehe nach einem heißen Flirt gleich davon aus, dass man ein festes Paar wird. Bettina Franzke rät vor allem schüchternen Singles, die Erfahrungen einer lockeren Fastnachtszeit für mehr Selbstbewusstsein im Alltag zu nutzen. "Frauen können sich etwa mehr Mut zulegen, um auch mal auf Männer zuzugehen", sagt die Kommunikationstrainerin aus Mannheim. Die fünfte Jahreszeit sei schließlich eine gute Gelegenheit, aktive Menschen kennenzulernen, die gut drauf sind - unabhängig davon, ob sich ein heißer Flirt entwickelt. Da sei das "Bützje" ein nettes Einstiegsritual; dem könne man sich im rheinischen Karneval ohnehin nicht entziehen.

Für Nina Deißler geht es "erst beim Austausch von Körperflüssigkeiten" mit dem Fremdgehen los. Weitet sich das Bützje zum Zungenkuss aus, dann sei das "schon grenzwertig", sagt sie. Allerdings: Wenn man angeheitert jemanden kennenlernt und ein bisschen küsst, den Mann aber nicht wiedersehen möchte, sei dies kein Grund zur Aufregung. Man müsse es ja nicht unbedingt dem Partner beichten.

Doch was ist zu tun, wenn jemand partout nicht gebützt werden will, aber trotzdem nicht als Spaßbremse gelten möchte? "Die beste Abwehr ist ein humorvoller Korb, etwa "Danke, aber meine Kusskarte ist schon voll"", rät Deißler. Absolute Kussverweigerer können nach Franzkes Rat auch mit ihrer Verkleidung vorbeugen: "Dann am besten dick und ekelig schminken oder gleich eine Maske aufsetzen."

Auch zum Karneval kann es beim Küsschen richtig funken. Nina Deißler rät, das zu sagen. "Etwa: "Ich würde dich auch nach Aschermittwoch gerne nochmal bützen." Bis ins Bett sollte ein Flirt nach Ansicht der Expertin allerdings am ersten Abend nicht gehen, wenn daraus etwas Ernstes werden soll.