Farbspiele mit Heilwirkung: Lungenkräuter sind wandelbar
Bonn/dpa. - Ob Blatt oder Blüte, bei den Lungenkräutern erfreut beides. Wie blauviolette Himmelschlüssel recken sich die Blüten im Frühjahr und erstaunen den Betrachter mit ihrem Farbwechsel von Rot nach Blau.
Unter den Blütenständen breitet sich ein grüner Teppich aus, über den Silber und Weiß hinspielt. Weiße Tupfen, silbrige Marmorierung, fast gänzlich silbrige Blattflächen: Je nach Sorte zeigt sich das Laub in immer anderen Varianten.
Lungenkräuter zählen zu den ganz alten Kulturpflanzen. Die mittelalterliche Sympathielehre, die aus dem Aussehen eines Krautes auf seine Heilwirkung schloss, beförderte den Einzug des heimischen Echten Lungenkrauts (Pulmonaria officinalis) in die Gärten. Die lanzenförmigen, gepunkteten Blätter erinnern entfernt an Lungenflügel, daher galt es als Heilmittel gegen Lungenleiden. Auch der botanische Namen Pulmonaria, abgeleitet von pulmo, dem lateinischen Begriff für Lunge, spiegelt das wider. Andere Heilkräuter sind ihm allerdings überlegen, daher spielt es in der Medizin heute kaum noch eine Rolle.
Im Garten findet man es trotzdem recht häufig. Ein Grund sind die niedlichen Kelchblüten, die in 20 bis 40 Zentimetern hohen Trauben zusammenstehen und sich bis zu acht Wochen lang von März bis Mai öffnen. An vielen von ihnen lässt sich das botanische Phänomen des Farbwechsels beobachten. Rot leuchten Knospen und junge Blüten, um sich später zu Blau zu wandeln. Der Grund sind Anthocyane, die im sauren Saft der jungen Zellen eine rote, im basischen Saft der gealterten Zelle eine blaue Färbung annehmen.
Ist die Blüte beendet, warten viele der Lungenkräuter mit ihrer zweiten Stärke auf, den schönen Blättern. Wenn andere Frühlingsblüher einziehen, schieben sie mit ihren Sommerblättern eine neue kräftige Blattgeneration. Als echte Bodendecker, die sich mit langsam kriechenden, aber nie aggressiven Wurzelstöcken ausbreiten, setzen sie sich damit in Halbschatten und Schatten in Szene.
Leider verbinden nicht alle Sorten gleichermaßen Blüten- wie Blattschönheit. Sicherheit bieten die Empfehlungen des Arbeitskreises Staudensichtung aus dem bayerischen Freising, der das Lungenkraut-Sortiment vor wenigen Jahren an 14 Standorten in Deutschland überprüft hat. Gerade zwei Sorten erhielten dabei das Prädikat «Ausgezeichnet»: Pulmonaria saccharata 'Lewis Palmer' und die Hybride 'Trevi Fountain'. Beiden attestierte die Sichtungskommission herausragende Blüten- und Blattschmuckwirkung. Die erste blüht ultra-marinviolett über frischgrünem Laub voll kräftiger weißer Tupfer, die zweite azurblau bis blauviolett über Blättern, auf denen sich weiße Punkte und Flecken fröhlich mischen.
Fast immer sind weiß getupfte und überlaufene Blätter ein Zeichen für die Anpassung an Trockenheit. Die Lungenkräuter bilden eine Ausnahme. Frische bis feuchte Waldböden sind ihr Element, sie wachsen am Waldrand, entlang von Bachtälern, an sickerfeuchten Hängen. Im Garten eignen sie sich daher bestens für den feuchten Mauerschatten, lassen sich zu Füßen von Sträuchern und im Schatten tief wurzelnder Bäume ansiedeln.