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Familienhund: Spielkamerad statt Spielzeug

Von Carina Frey 30.12.2008, 15:47

Düsseldorf/dpa. - Hunde mögen es nicht, wenn sie fest umarmt werden. Dumm nur, dass Kinder das gerne tun. Damit der Vierbeiner dann nicht zuschnappt, üben Erwachsene besser mit ihm.

Dafür nehmen sie ihn selbst in den Arm und geben ihm hinterher ein Leckerli, rät Celina Del Amo, Hundetrainerin und Tierärztin aus Düsseldorf. Der Hund speichert so, dass Nähe etwas Positives hat. Mit solchen Tricks lassen sich viele brenzlige Situationen mit Hund und Kind vermeiden. Eine gute Erziehung und klare Regeln können sie aber nicht ersetzen.

Ob die Beziehung zwischen Tier und Sprössling funktioniert, hängt entscheidend davon ab, wie der Hund aufgewachsen ist. «Welpen sollten chaosgewöhnt sein», so Del Amo. Hat der Züchter Kinder, oder wachsen die Welpen abgeschottet auf? Wie freundlich ist das Muttertier? Davon hängt ab, wie gut sich der Hund in eine Familie einfügen kann.

Erst Hund, dann Kind oder umgekehrt? Beides funktioniert, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) in Dortmund. Hund und Kind sollten nur möglichst nicht gleichzeitig in die Familie kommen. Lebt der Hund schon in der Familie, ehe das erste Kind kommt, bereiten die Eltern ihn besser auf den neuen Tagesablauf vor.

Ist das Kind da, kann das den Hund eifersüchtig machen. Doch auch dem können Eltern vorbeugen: «Beachten Sie den Hund nicht, wenn das Baby schläft. Strampelt das Baby, sollten sie sich auch um den Hund kümmern», rät Del Amo. So lerne der Hund, dass es auch ihm gutgeht, wenn das Kind aktiv ist.

In der Regel hat der Zwei- beim Vierbeiner Sonderstatus: «Der Hund sieht das Kind als etwas Beschützenswertes an», sagt Kopernik. Anders sei es nur bei Welpen. Doch selbst wenn der Hund das Kind liebt, kann es kritisch werden. Der Grund sind meist Missverständnisse: Der Hund fühlt sich bedrängt oder wird falsch behandelt.

Möchte ein Hund Ruhe, zieht er sich in der Regel zurück. Geht das nicht, verwarnt er oder beißt im schlimmsten Fall zu. Deshalb ist es wichtig, dass er einen Rückzugsort hat, sagt Kopernik. Fühlt er sich dort sicher, muss er den Ort nicht verteidigen, erklärt der Blue Dog Trust aus London, der gemeinsam mit Ärzten, Psychologen und Erziehern ein Hundebiss-Präventionsprogramm entwickelt hat - «Der blaue Hund».

In dem Spiel lernen Kinder etwa, dass sie dem Hund nie eine Beute abjagen dürfen. Beißt er eines ihrer Stofftiere, sollten sie es sofort loslassen. Eltern gibt der Blue Dog Trust den Tipp, dem Hund keine alten Kindersachen zum Spielen zu geben. Tut er etwas Verbotenes, springt er etwa aufs Sofa, dürfen ihn Kinder nicht runterschubsen.

Lässt ein Kind einen Wutanfall am Hund aus, sollte dieser von den Eltern schnell aus der Situation gerettet werden, sonst aber nicht viel Beachtung bekommen, rät Del Amo. Knurrt der Hund das Kind an, darf das nicht bestraft werden. «Ein Hund, der knurrt, ist einzuschätzen. Er zeigt damit sein Limit, das ist gut.»

Ebenso wie der Hund einen geschützten Platz hat, sollte auch das Kind über eine hundefreie Zone verfügen - am besten das Kinderzimmer. Dafür spricht noch ein weiteres Argument: Kind und Hund sollten nicht miteinander alleingelassen werden. Gibt es aber sichere Bereiche, müssen Eltern nicht ständig beide Rabauken im Auge haben.

Informationen: Die CD «Der Blaue Hund» mit Begleitbuch ist zum Preis von 8 Euro erhältlich bei der DVG-Service GmbH, Telefon: 0641/253 75. Die VDH-Broschüre «12 Regeln für den Umgang mit Hunden» kann beim VDH kostenlos heruntergeladen werden.

DVG-Service GmbH: www.dvg.net

Verband für das Deutsche Hundewesen: www.vdh.de

Broschüre: «12 Regeln für den Umgang mit Hunden» als Gratis-Download: www.vdh.de/alles_fuer_hundehalter/12regeln.php

Die ideale Rasse für einen Familienhund gibt es nicht. Manche Rassen eignen sich aber schlechter als andere: «Ein Herdenschutzhund ist zum Beispiel nicht für enge Kontakte mit Menschen gezüchtet», erklärt die Hundetrainerin Celina Del Amo. Auf der Internetseite des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (Stichwort: «Alles Wissenswerte für Hundehalter») findet sich eine Rasseliste. Gruppe neun sind die Gesellschaftshunde, die sich dem Verband zufolge am ehesten als Familienhunde anbieten. Dazu gehören zum Beispiel Kromfohrländer, Pudel und Malteser.