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Winter in Sachsen-Anhalt Tipps zum Eisbaden

Eisbaden liegt im Trend. Ohne gute Vorbereitung kann die Abkühlung in See oder Tonne aber zum Gesundheitsrisiko werden. Hier sind fünf Tipps für den Einstieg.

Von Pauline Jürgens 28.12.2023, 10:30
Ist das klalt! Und trotzdem haben sich  enorm viele zum ersten Advent am Kühnauer See überwunden und waren untergetaucht.
Ist das klalt! Und trotzdem haben sich enorm viele zum ersten Advent am Kühnauer See überwunden und waren untergetaucht. (Foto: Annette Gens)

Halle/MZ - Nach einer eiskalten Dusche fühlt man sich manchmal wie neu geboren. Glückshormone werden ausgeschüttet, wir sind ganz bei uns in dem Moment. Diesen Effekt – sogar noch stärker – soll auch das Eisbaden bringen. Worauf müssen Hartgesottene achten, wenn sie es in diesem Winter ausprobieren wollen?

Eins vorab: „Grundsätzlich eignet sich Eisbaden nicht für Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder anderen Organ-Erkrankungen“, sagt Martin Busse, Ärztlicher Leiter der Sportmedizinischen Hochschulambulanz in Leipzig. Auch bei Untrainierten drohen Herzrhythmusstörungen. „Generell sollte das Ganze systematisch mit einer sportmedizinischen Untersuchung vorbereitet werden“, rät der Sportmediziner.

Wie macht man sich fit fürs Eisbaden?

Den ersten Schritt in Richtung Eisbad startet man am besten im heimischen Badezimmer – und zwar, indem man kalt duscht. Dazu rät Constantin Falcoianu, der seit mehr als zehn Jahren regelmäßig zum Eisbaden geht. „In der ersten Woche können es nur kurze Intervalle sein, die man dann sukzessive nach oben schraubt“, sagt Falcoianu, der das Portal „eisbaden.de“ mitgegründet hat.

Grundsätzlich gilt: Nie allein eisbaden gehen.

Martin Busse, Sportmediziner

Dank der kalten Duschen kann sich der Körper nach und nach an Kälte gewöhnen. Das kann heißen: In einer Woche duscht man 15 Sekunden am Stück kalt, in der folgenden verdoppelt man auf 30 Sekunden. Dann steigert man sich auf 45 Sekunden und schließlich auf 60 Sekunden. Wer nach diesem Schema vorgeht, sollte nach rund einem Monat bereit für das erste Eisbad sein.

Was sind die wichtigsten Regeln fürs Eisbaden?

Falcoianu empfiehlt flache Gewässer. „Dadurch hat man einen leichten Einstieg und kann in einer Notsituation schnell reagieren und aus dem Wasser gehen.“ Gefährlich hingegen sind steil abfallende Ufer. „Grundsätzlich gilt: nie allein, nie ohne möglichen Bodenkontakt, schwimmen nur direkt an der Uferlinie und immer für Helfer erreichbar sein“, fasst Martin Busse zusammen.

Übrigens: Auch die Regentonne oder das Badefass im Garten sind eine Option. Dort fällt der Einstieg ins Eisbaden oft leichter, weil man seine gewohnte Umgebung nicht verlassen muss.

Wie beim klassischen Schwimmen im Sommer gilt übrigens auch beim Eisbaden: nicht mit vollem Magen ins Wasser. „Die Verdauung wird beim Eisbaden unterbrochen und dadurch das Essen im Magen länger nicht verdaut“, sagt Constantin Falcoianu.

Wie kann ich mich überwinden?

Der eigene Kopf ist meist das größte Hindernis. „Es tut immer weh und ist unangenehm, ins eiskalte Wasser zu steigen. Auch erfahrene Eisbader bilden hier keine Ausnahme“, sagt Falcoianu. Um sich trotzdem zu überwinden, hat der Experte einen Tipp: Eisbaden in einer Gruppe oder mit einem Partner machen. Denn dadurch entsteht eine Dynamik, die zusätzlich motiviert.

Wie lang bleibe ich im Wasser?

Die Länge der ersten Badeeinheit ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. In Wasser, das zwölf Grad hat, hält man es schließlich länger aus als bei einer Wassertemperatur von fünf Grad. Dabei müsse man eine Unterkühlung unbedingt vermeiden, sagt Martin Busse. „Sie ist an beginnendem Kältezittern zu erkennen. Das lässt immer auf einen Abfall der Körperkerntemperatur schließen.“ Tritt es ein, sollte man das Wasser unbedingt verlassen. „Im Zweifel können 30 Sekunden schon viel sein.“

Auch Falcoianu rät dazu, sich langsam heranzutasten und nicht zu überfordern. „In unseren Eisbade-Gruppen sagen wir immer, dass jeder primär nach dem Körpergefühl gehen sollte. Natürlich ist es eisig kalt und der Kopf sagt gleich: Es geht gar nicht.“ Trotzdem empfehle er, etwa zwei Minuten im kalten Wasser zu bleiben. „Das ist in der Regel machbar und bringt den maximalen Nutzen.“

Wie wärme ich mich danach wieder auf?

Wenn man das Wasser verlässt, liegt der Bademantel bestenfalls schon bereit. Es kann auch helfen, nach dem Ankleiden sofort in Bewegung zu kommen. „Bei angemessener Dauer ist die Kerntemperatur ja nicht abgesunken und es kann ein nachhaltiges Wärmegefühl entstehen“, erklärt Martin Busse.

Constantin Falcoianu hält das Aufwärmen für einen der wichtigsten Momente beim Eisbaden. „Nach dem Eisbad setzt der sogenannte After Drop ein“, erklärt er. „Dabei öffnen sich die Blutgefäße wieder und das kalte Blut der Peripherie vermischt sich mit dem warmen Blut aus dem Körperinneren.“ Dadurch komme es erstmal zu einem deutlichen Kältegefühl, sagt Falcoianu.

Beim Aufwärmen sollte der Körper genug Zeit bekommen. „Wenn man sich zu schnell aufwärmt, löst sich die Verengung der Blutgefäße schlagartig und das kalte Blut aus der Körperschale fließt zu schnell zurück in den Körperkern. Dies kann lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen“, warnt Falcoianu.

Der richtige Weg sei, in einen angenehm temperierten Raum zu gehen und sich warm zu zittern. „Dabei kann man sich in eine Decke dick einpacken, eventuell auch ein Wärmekissen oder eine Wärmeflasche dazu nehmen.“ Und dann gilt: Einfach nur genießen – und stolz sein, dass man sich überwunden hat.

Termine zum Eisbaden in der Region

In Halle findet am 6. Januar ein Neujahrsschwimmen im Heidesee statt. Ab 10 Uhr kann sich jeder vor Ort kostenlos anmelden. Unter den Teilnehmenden werden am Ende Preise verlost.

In Magdeburg feiern die Eisröwer am 14. Januar ihr 39-jähriges Bestehen. Um 11 Uhr treffen die Eisbader sich am FKK-Strand des Neustädter Sees. Wer mag, kann gerne dazu kommen und mitmachen. Die Teilnahme kostet nichts außer der Überwindung, ins kühle Nass zu gehen.

Am Arendsee (Altmark) lädt die Eisbadergruppe „Saunis“ zum 20. Jubiläum am 20. Januar Freiwillige zum Eisbaden ein. Gegen eine Startgebühr von fünf Euro kann jeder teilnehmen und die dortige Sauna mitbenutzen. Ab 14 Uhr geht es los. Größere Gruppen werden um die vorherige Anmeldung gebeten.