Medienkompetenz für Schüler Fake News erkennen lernen: Schulprojekt "Medienklasse" in Sachsen-Anhalt startet wieder
Das multimediale medienpädagogische Projekt für alle Schulen in Sachsen-Anhalt vermittelt Kindern und Jugendlichen wichtige Schlüsselkompetenzen. Bildungsminister Jan Riedel ist Schirmherr.

Für mehr als 200.000 Kinder und Jugendliche hieß es am 11. August: Ranzen packen, die Schule geht los. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres startet nun auch das medienpädagogische Gemeinschaftsprojekt „Medienklasse“ von Volksstimme und Mitteldeutscher Zeitung in eine neue Runde.
„Es ist unser Ziel, bei Kindern und Jugendlichen die Medienkompetenz zu stärken und die Freude am Lesen zu wecken“, erklärt die Projektverantwortliche Bernadette Jäger. In Zeiten schneller Online-Meldungen, Künstlicher Intelligenz und Fake News eine unverzichtbare Fähigkeit für junge Menschen, findet Jäger.
Fake News bei Instagram und TikTok erkennen
Denn Nachrichten lesen die Heranwachsenden längst nicht mehr (nur) in der Zeitung. Vor allem in sozialen Netzwerken wie Tiktok und Instagram ist die Flut von Informationen nahezu unbegrenzt. Dabei den Überblick zu behalten, was wahr und was falsch ist, ist eine Herausforderung – selbst für Erwachsene.
„Kinder brauchen das richtige Handwerkszeug, um zu erkennen, welche Nachrichtenquelle glaubwürdig ist, und dass es eben nicht ausreicht, nur eine reißerische Überschrift zu lesen, ohne die Hintergründe zu kennen. Hier kommen wir ins Spiel“, erklärt die Projektleiterin.
Dem schloss sich bei der Auftaktveranstaltung am Mittwoch im Magdeburger MWG-Forum auch Bildungsstaatssekretär Jürgen Böhm an: „Medienbildung ist der wichtigste Schritt zur Demokratiebildung“, sagte der ehemalige Realschullehrer. „Handyverbote bringen uns nicht weiter. Wichtiger ist, dass die Kinder damit umgehen lernen.“
Medienkompetenz ist Schlüsselqualifikation unserer heutigen Zeit
Auch Sachsen-Anhalts neuer Bildungsminister und „Medienklasse“-Schirmherr Jan Riedel betont in seinem Grußwort die Bedeutung von Medienkompetenz: „Junge Menschen müssen lernen, Inhalte kritisch zu hinterfragen, seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden und sich im digitalen Raum sicher zu bewegen.“
Diese Medienkompetenz sei eine der Schlüsselqualifikationen unserer Zeit. „Darüber hinaus“, ist sich Riedel sicher, „stärkt das Projekt die sozialen Fähigkeiten der Teilnehmenden.“ Medienarbeit mache die Schule lebendig und verbinde theoretisches Wissen mit ganz konkreten Erfahrungen, sagt Riedel, der bis zu seiner Ernennung zum Bildungsminister im Juni als Schulleiter des Lyonel-Feininger-Gymnasiums in Halle noch selbst vor der Klasse stand.
Auftaktveranstaltung zum Projekt "Medienklasse" in Magdeburg
Seine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen sahen das ganz ähnlich. Rund 50 Lehrkräfte waren am Mittwoch zur Auftaktveranstaltung dabei – einige kannten das für Schulen komplett kostenfreie „Medienklasse“-Projekt aus den vergangenen Schuljahren, manche haben es in ihren Klassen noch nicht durchgeführt.
Heike Stiemer, Schulleiterin der Grundschule „Dr. Wilhelm Schmidt“ aus Wegeleben (Landkreis Harz), berichtet, dass die „Medienklasse“ an ihrer Schule schon seit vielen Jahren durchgeführt wird. „Medienkompetenz ist enorm wichtig. Das Schulprojekt ist lebensnah und die Kinder interessieren sich auch dafür, wie Zeitung gemacht wird.“
Aus dem Leben einer Hebamme: Schüler haben eigene Reportage geschrieben
Im vergangenen Schuljahr nahmen beinahe 10.000 Schülerinnen und Schüler aus 251 Schulen aus ganz Sachsen-Anhalt an der „Medienklasse“ teil. Eine von ihnen war Johanna Wilke vom Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium in Salzwedel. Beim projektinternen Schreibwettbewerb, in dem sich alle „Medienklasse“-Kinder einmal selbst als Journalisten probieren können, belegte die 14-Jährige den ersten Platz für ihre Reportage „Mehr als nur eine Geburtshelferin“.
„Unser Deutschlehrer meinte, wir sollen eine Reportage schreiben und mir fiel sofort die Freundin meiner Mutter ein, die Hebamme ist. Ich finde es voll wichtig, über so einen bedeutenden Beruf zu berichten“, so die Neuntklässlerin.
Die Jury, die aus Journalistinnen und Journalisten beider Zeitungen besteht, würdigte Johannas Reportage mit den Worten: „Johanna hat einfühlsam und zugleich informativ den Beruf der Hebamme beschrieben. Ein Text mit journalistischem Handwerk auf hohem Niveau.“
Neu in diesem Jahr: Klassen können selbst entscheiden, wie lange sie mitmachen
Ein zentraler Bestandteil des „Medienklasse“-Projektes ist die tatkräftige Unterstützung der Lehrkräfte. Mit ausführlichem Unterrichtsmaterial sind Lehrerinnen und Lehrer bestens ausgestattet, um den Medienkompetenz-Unterricht in Schulen aller Art und in allen Jahrgangsstufen durchzuführen.
Neu in diesem Schuljahr ist die Flexibilität für die Schulklassen. In den vorgegebenen Zeiträumen (siehe „Mitmachen“) können Lehrerinnen und Lehrer frei entscheiden, für wie viele Wochen sie ihre Klasse anmelden – möglich sind eine bis vier Wochen.
In dieser Zeit werden Volksstimme und Mitteldeutsche Zeitung kostenlos bis in die Klassenräume geliefert oder sind auf digitalen Endgeräten wie Tablets abrufbar. Möglich machen das auch Sponsoren wie MHKW Rothensee und die Sparkasse Magdeburg sowie die Partner fjp>media, der Verein „Tierisch geborgen“ und der Landtag von Sachsen-Anhalt.