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Extra Extra: Vorsicht bei Aufforderung zu Rückruf

13.09.2002, 17:00

"Hallo Marita, ruf mich unbedingt zurück!"Ein Name stand nicht unter der SMS-Botschaft,die Marita Z. auf ihrem Handy fand, wohl aberdie Telefonnummer des Absenders.

Sie drückte die Rückruf-Taste. Es meldetesich eine Männerstimme. Die 38-Jährige hattekaum ein "Hallo" entgegnet, da mischte sicheine Frau in das Gespräch: "Lassen Sie meinenMann in Ruhe!" Marita Z. wurde Zeugin eineshandfesten Ehestreits, versuchte vergeblich,das Missverständnis aufzuklären und legteschließlich genervt auf.

In der Annahme, falsch verbunden worden zusein, wählte sie die Nummer erneut und erlebtegenau dieselbe Szene: "Das war ein Tonband",weiß sie heute. Auf der nächsten Mobilfunkrechnungschlugen die beiden kurzen Anrufe mit beinah15 Euro zu Buche.

"Schauen Sie die Absendernummer jeder Nachrichtgenau an", warnt Jochen Diebel vom InteressenverbandDeutsches Internet (IDI) e.V., einem privatinitiierten Verbraucherverband: "SMS-Meldungenvon Unbekannten sollten niemals beantwortetwerden. Auch nicht aus Protest." Diebel weiß,wovon er spricht: Mehr als tausend Menschenmelden sich Monat für Monat beim IDI, um dieMaschen von SMS-Abzockern anzuprangern.

Und die Tricks werden immer ausgefeilter:So werden teure Vorwahlen wie 0190, 0192,0193 oder 0900 gern hinter der Nummer einesNetzanbieters (zum Beispiel 01033 für dieDeutsche Telekom) versteckt. Kunden, die einemit 1188 beginnende Nummern wählten, würdenohne es zu merken weitervermittelt und dadurchmit horrenden Gebühren belastet.

"Geldschneider,s> die sich solcher Nummernbedienen, sind fast nie dingfest zu machen",berichtet der Verbandsvorstand und fordertein zentrales Register für Betreiber kostenpflichtigerDienste. Die Telekommunikations-Kundenschutzverordnung(TKV), die so etwas vorschreiben könnte, liegtderzeit zur Beratung beim Bundesrat. Dochder Ausgang der politischen Debatte ist ungewiss.

Um so mehr raten Verbraucherschützer wie JochenDiebel zur Vorbeugung: "Geben Sie privateHandy-Nummern nur an vertraute Personen weiter.Meiden Sie Mobiltelefonverzeichnisse und hinterlassenSie ihre Funknummer nicht bei jeder Internet-Seite,die Ihnen eine Frei-SMS pro Monat verspricht."

Hundertprozentig sicher vor Nachrichtenterrorindes kann auch der vorsichtigste Handybesitzernicht sein: Mobilfunkanschlüsse werden vonProfi-Gaunern mit Computerhilfe ermittelt:Ein Rechner wählt dazu einfach alle möglichenNummern eines Netzes systematisch an. Ertöntein Freizeichen, ein Mailboxspruch oder eine"Momentan nicht erreichbar"-Ansage, dann wissendie SMS-Gangster, wieder ein potenziellesOpfer gefunden zu haben.