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Erwachsen werden - Sponsored by Mama und Papa

Von Bettina Levecke 17.10.2007, 06:56

Neuss/dpa. - Neuss  - Auf eigenen Füßen stehen, finanziell unabhängig sein - der Wunsch aller Eltern für ihre Kinder. Doch lange Ausbildungszeiten, Praktika oder Arbeitslosigkeit bewirken, dass viele junge Erwachsene lange auf die finanzielle Hilfe der Eltern angewiesen sind.

Das sagt Anne Huth, Diplom-Psychologin aus Neuss. Klare Regeln helfen, Konflikte zu vermeiden. Mit Mitte 20 den Abschluss in der Tasche, danach ein Klasse-Job, und am Ende des Monats das regelmäßige Gehalt: So sieht der perfekte Lebenslauf für Junior in der elterlichen Vorstellung aus. Doch die Realität ist häufig anders, und das hat vielfältige Gründe: Überfüllte Studiengänge erschweren, die Regelstudienzeit einzuhalten, auf einen Ausbildungsplatz kommen hunderte Bewerber - selbst nach erfolgter Ausbildung ist nicht immer ein Arbeitsplatz in Sicht.

«Junge Erwachsene sind heute erschwerten Bedingungen ausgesetzt», sagt Christiane Papastefanou, Privatdozentin am Lehrstuhl für Erziehungswissenschaften der Universität Mannheim. Für viele Eltern folgt daraus eine teure Konsequenz: Bis die Kinder auf eigenen Füßen stehen, können Jahre vergehen.

«Ohne die Hilfe der Eltern geht es nicht», sagt Jan-Uwe Rogge, Autor und Familientherapeut aus Bargteheide (Schleswig-Holstein). Ob Studiengebühren, Kosten für Lehrmaterial, Miete oder Essen - eine gute Ausbildung geht über die Jahre mächtig ins Geld. BAföG und Einnahmen aus Nebenjobs reichen dafür häufig nicht aus.

Eltern sind rechtlich dazu verpflichtet, ihre Kinder bis zum Abschluss der ersten berufsqualifizierenden Ausbildung zu finanzieren. Müssen Eltern nicht nur ein Kind, sondern mehrere durch die Ausbildung bringen, wird es bei manchen eng. «Vor Beginn der Ausbildung sollten Eltern und Kind sich an einen Tisch setzen und über die Finanzen reden», empfiehlt Rogge. Wie lange dauern Ausbildung oder Studium? «Machen Sie einen Zeitplan über die Förderungsdauer.»

Um keinen unnötigen Druck aufzubauen, sollten Eltern dem Nachwuchs gegenüber kulant sein. «Geben Sie bei acht Semestern Regelstudienzeit noch ein Plus von zwei Semestern dazu, bevor Sie den Schlussstrich ziehen», rät Huth. Auch über die Höhe der Unterstützung sollte gesprochen werden. «Eltern sollten nicht zu 100 Prozent für alles aufkommen, sondern die Auflage machen, dass die Kinder ihren Teil dazu beitragen», sagt Rogge. «Der eigene Zuverdienst fördert die Selbstständigkeit und stärkt das Selbstwertgefühl», ergänzt Huth.

Wohnt der Nachwuchs noch im «Hotel Mama» helfen klare Strukturen, Konflikte zu vermeiden. «Erwachsene Kinder sollten ihre festen Aufgaben im Haushalt haben und bei eigenem Verdienst auch Essensgeld oder einen Mietzuschuss an die Eltern zahlen», rät Huth.

Steht der Nachwuchs nach erfolgtem Auszug wieder mit den Koffern vor der Tür, sollten Eltern sich gut überlegen, ob ein erneuter Einzug wirklich sinnvoll ist. «Versuchen Sie lieber, gemeinsam eine Alternative, zum Beispiel ein WG-Zimmer, zu finden.» Denn der Rückzug ins Elternhaus nagt am Selbstbewusstsein.

Auch bei Notlagen, etwa wenn Schulden beglichen werden müssen - helfen Absprachen. «Eltern dürfen natürlich großzügig helfen, sollten aber mit ihren Kindern Vereinbarungen über Ratenzahlungen oder Gegenleistungen treffen», rät Rogge. So bleibe kein Gefühl der Schuld zurück. «Das entlastet die Beziehung und die Kinder lernen gleichzeitig, die Verantwortung für ihr Handeln selbst zu tragen». (dpa/tmn)