Ernährung Ernährung: «Kraneberger» statt Luxus-Sprudel
Hamburg/dpa. - Lis Droste, Etikette-Trainerin aus Frankfurt, begrüßt es, dassvermehrt Leitungswasser getrunken wird: «Ich kenne das aus demAusland, zum Beispiel aus Südafrika, Nordamerika oder Irland. Und inÖsterreich wird zum Kaffee immer Wasser serviert.» Neben demgesundheitlichen Aspekt, dass es wichtig sei, viel Wasser zu trinken,sieht Lis Droste auch den praktischen Aspekt: «Da man nicht immerMineralwasser zur Hand hat, kann man auf Leitungswasserzurückgreifen.»
Auch Peter Pratz, Projektmanager aus Hamburg, hängt aus Überzeugungam Wasserhahn: «Leitungswasser? Trinke ich überwiegend.Hauptsächlich, weil es billiger und praktischer ist.» Insbesondereder Wegfall des aufwendigen Transports der Getränkekästen hat Pratzvon den Vorteilen des Leitungswassers überzeugt: «Ich würde schongerne auch Mineralwasser trinken, aber da müsste man wieder Kästenschleppen und jede Woche mit dem Auto zum Supermarkt fahren, um einenWasserkasten zu holen. Der Vorteil von Leitungswasser ist einfach,dass man es immer und überall parat hat.» Allerdings hat Pratz auchmanchen Zweifel, etwa an der Qualität des Wassers: «Wenn ich normalesLeitungswasser aus dem Hahn trinke, denke ich immer, durch wie vieleKläranlagen das schon gegangen ist.»
Bei dieser Vorstellung handele es sich jedoch nur um einVorurteil, sagt Bettina Hess, Sprecherin der Stadtwerke München: DasTrinkwasser für die bayerische Landeshauptstadt etwa stamme direktaus dem Voralpenland. «Es hält die Grenzwerte derTrinkwasserverordnung nicht bloß ein, sondern unterschreitet diese inallen Fällen um ein Vielfaches», so Hess. Das Trinkwasser brauche inkeiner Hinsicht den qualitativen Vergleich zu Mineralwasser zuscheuen.
Ähnliches gilt auch in anderen deutschen Städten - Trinkwasserwird in der Bundesrepublik so streng kontrolliert wie sonst keinLebensmittel. Dass Leitungswasser dennoch viel günstiger ist alsMineralwasser, liegt nach Ansicht von Bettina Hess daran, dassTrinkwasser ein Grundnahrungsmittel ist, welches über einLeitungsnetz direkt zum Verbraucher geliefert wird. Mineralwasserhingegen sei Handelsware: «Es wird in Flaschen oder andereVerpackungen abgefüllt, zum Teil über weite Strecken transportiertund anschließend in kleinen Mengen an den Verbraucher verkauft. Ausdiesem logistischen Unterschied resultiert wohl zum Teil derPreisunterschied.»
Gesund, die Umwelt schonend und billig - das reicht nicht jedem.Vielen Leuten schmeckt das Kraneberger einfach zu fade. Doch etwasFantasie schafft Abhilfe. Wem das Leitungswasser alleine auf dieDauer zu langweilig wird, dem empfiehlt Bert Schlöcker,Restaurantleiter des Feinschmecker-Restaurants «Marinas» in Hamburg,exotische Zusätze, die aus einen einfachen Glas Wasser eineerfrischende Köstlichkeit zaubern: «Das Wasser sollte eiskalt sein,und kann dann mit einem Schuss Holunderbeer- oder Grenadine-Sirupverfeinert werden.»
Weiter ist nach Bert Schlöcker auch jede Art von Obstpüree dazugeeignet, dem Trinkwasser den gewissen Kick zu geben. «Was auch sehrlecker ist, ist frische Minze, direkt vom Strauch, ein bisschenkleingedrückt und klein geschnitten, zusammen mit Limone und etwasbraunem Rohrzucker und Crushed-Eis», so der Gastronom.