Erfinder Erfinder: Chancen für junge Tüftler

München/Hamburg/dpa. - Der 22-jährige Daniel Gurdan aus München hat das geschafft, wovon viele Erfinder ein Leben lang träumen: Für den Wettbewerb «Jugend forscht» entwickelte er ein Flugobjekt, das inzwischen von einer chinesischen Firma als Spielzeug auf den Markt gebracht wurde. Noch verdient er damit allerdings kein Geld. «Der Verkauf läuft jetzt erst an, und dann bekomme ich von jedem verkauften Stück einen prozentualen Anteil. Das ist mit der Firma vertraglich geregelt.»
Ehe sich der Elektrotechnik-Student vor sieben Jahren zum erstenMal bei «Jugend forscht» bewarb, bastelte er schon zu Hause mitBegeisterung. «Schon als ich noch in den Kindergarten gegangen bin, habe ich Spielzeug auseinander genommen und aus den einzelnen Teilen was ganz anderes zusammen gebaut», erzählt Daniel Gurdan.
«Für junge Leute ist das eine große Chance, mit Unternehmen inKontakt zu kommen und sich mit ihren Erfindungen zu empfehlen», sagt Daniel Griese, Sprecher von «Jugend forscht» in Hamburg. «Unseren Wettbewerb gibt es seit 1966, und inzwischen sind zahlreiche Firmen als Sponsoren dabei.» Stichtag für Anmeldungen ist jedes Jahr der 30. November. Zugelassen sind Projekte aus Technik, Naturwissenschaften und Mathematik, die Teilnehmer dürfen maximal 21 Jahre alt sein.
Für das Projekt selbst bleiben einige Wochen Zeit. «Das klingtschwieriger als es eigentlich ist, denn dabei helfen oft Lehrkräfte, die mit "Jugend forscht" zusammen arbeiten», sagt Griese. Er ist sich sicher, dass nicht nur die Sieger des Wettbewerbs eine Chance haben, mit ihrer Erfindung groß rauszukommen. «Wer eine tolle Idee hat, wird bei uns immer interessante Kontakte knüpfen können.»
Uwe Heinrich von der Zeitschrift «Unicum Beruf» in Bochum kenntnoch andere Wege für junge Leute, ihre Kreativität zu vermarkten: «Sie sollten schon frühzeitig mit Unternehmen Kontakt aufnehmen, die ihre Fähigkeiten fördern könnten.» Das funktioniere am besten über ein Praktikum bei der entsprechenden Firma. «So können sie die Strukturen kennenlernen und bekommen schnell heraus, wer der richtigeAnsprechpartner für ihre Ideen ist.»
Gerade große Unternehmen haben oft eine geregelte Förderung fürden Nachwuchs. Ist der Punkt erreicht, an dem eine dieser Firmen auf die eigene Erfindung aufmerksam geworden ist, rät Uwe Heinrich, diese rechtlich schützen zu lassen. «Das kann zum Beispiel in einem Vertrag zwischen dem Erfinder und dem Unternehmen geregelt werden.»
Eine weitere Möglichkeit ist es, auf die Erfindung ein Patentanzumelden - wie es zum Beispiel Christopher Adams aus Hamburg getan hat. Der heute 35-Jährige hat vor zahlreichen Jahren ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Gitarren nach einmaligem Anschlagen der Saiten von selbst stimmen. «Wie alt der Antragsteller ist, spielt keine Rolle», sagt Diane Nickel vom Deutschen Patentamt in München. Unter 18-Hährige brauchen allerdings die Einwilligung eines Erziehungsberechtigten.
«Danach muss ein Formular ausgefüllt werden, das auf unsererInternetseite abrufbar ist», erklärt Diane Nickel. «Darin sollte die Erfindung genau beschrieben werden, in welchem Bereich sie eingesetzt werden soll und welche Funktion sie genau hat.» Wichtig ist, dass sie sich von anderen Erfindungen deutlich unterscheidet.
«Natürlich ist eine Patentanmeldung nicht kostenlos», sagt DianeNickel. «Insgesamt werden bei der Antragstellung 410 Euro in Rechnung gestellt.» Ab dem dritten Jahr kommen Verlängerungsgebühren dazu. Adams und seine Mitstreiter haben zudem einen Patentantwalt engagiert - über die Jahre hat sich das zu einer Investitionssumme von mehreren Tausend Euro summiert. Nun ist die Erfindung bereit, an Musiker verkauft zu werden. «Auf den Markt kommt die "Self Tuning Technology"Anfang 2006», sagt Adams.
«Wer sich seine Erfindung patentieren lassen hat, muss gar nichtunbedingt mit einem Unternehmen zusammenarbeiten», sagt Uwe Heinrich von «Unicum Beruf». Wer weiß, wie es geht, kann sich damit auch selbstständig machen. «Dafür sollte man sich aber professionell beraten lassen, zum Beispiel von Institutionen wie der Industrie- und Handelskammer.» Das hat auch Daniel Gurdan vor, wenn er sein Studium beendet hat. Vielleicht kommt dann tatsächlich das große Geld und damit der Lohn für Jahre langes Tüfteln.