Enkel auf Zeit: Patenomas und -opas werden immer beliebter
Leipzig/dpa. - Patengroßeltern gehen mit Kindern auf den Spielplatz, lesen vor, erzählen Geschichten und passen auch mal einen Abend auf die Kleinen auf - wie richtige Großeltern. Und sie werden immer begehrter.
Bundesweit werden derzeit 3000 Kinder nach Angaben des Fördervereins Patenschaften-Aktiv von Leihgroßeltern betreut. Es könnten viel mehr sein, etliche Eltern in Deutschland suchen Patengroßeltern für ihre Kinder. Vor allem in Großstädten fragen junge Eltern immer häufiger bei Vermittlungsbüros an. «Das liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass bei Großstadtfamilien die Omas und Opas meist weit weg wohnen», sagt der Vorsitzende des bundesweit tätigen Fördervereins, Randolf Gränzer.
«Zu uns kommen hauptsächlich alleinerziehende Mütter», berichtet die Projektleiterin des Großelterndienstes vom Leipziger Verein Senioren- und Familienselbsthilfe, Monika Böer. Ein wichtiger Beweggrund sei, dass die Kinder einen älteren Menschen als Bezugsperson bekommen. Außerdem gehe es den Eltern häufig auch um eine regelmäßige Betreuung ihrer Kinder. Als Ersatz für eine Kindertagesstätte oder eine Tagesmutter könnten die Patengroßeltern aber nicht gesehen werden. «Die meisten Patenomas wollen sich ein bis zwei Mal in der Woche für einige Stunden mit ihrem Patenenkel treffen», erklärt Böer.
Meist kommen ältere Damen zum Großelterndienst des Selbsthilfe-Vereins, deren Enkel in anderen Städten wohnen oder schon groß sind. «Wir haben eine Seniorin bei uns, die Kindergärtnerin war und nun seit 2002 Patenschaften übernimmt», erzählt Monika Böer. «Nach ihrer Pensionierung wollte sie unbedingt weiter mit Kindern arbeiten.» Seit 2001 vermittelt der Verein in Leipzig Patengroßeltern und Patenenkel. Zur Zeit bestehen 55 Verbindungen. «Es könnten viel mehr sein. Aber leider fehlen uns die Senioren», sagt Böer.
«Viel zu wenige alte Menschen wissen überhaupt von der Möglichkeit, Patenenkel zu bekommen», sagt Gränzer. «Und wenn sie davon gehört haben, wissen sie oft nicht, wie sie zum Kind kommen können.» Bei der Kontaktsuche hilft der Förderverein von Gränzer: Er hat eine umfassende Datenbank für Vermittlungsagenturen angelegt und informiert über die üblichen Modalitäten der Vermittlungsbüros.
«Seit ungefähr zehn Jahren beobachte ich das Entstehen von Vereinen und Agenturen, die derartige Patenschaften herstellen», schildert Gränzer. «Damals waren es bundesweit etwa 20 solcher Vermittlungen, inzwischen gibt es etwa 120 lokale Vermittlungsprojekte.» Für Grätzer, der selbst Patenopa ist, steht das persönliche Verhältnis im Vordergrund. «Patenomas sollten recht lange dabei bleiben wollen, damit eine intensive persönliche Bindung aufgebaut werden kann.»
Informationen: Patenschaften-Aktiv e.V., Televon: 0700/14100141; Großelterndienst Leipzig, Telefon: 0341-56109316
Förderverein Patenschaften-Aktiv e.V.: www.patenschaften-aktiv.de
Großelterndienst Leipzig: www.sefa-leipzig.de/grosselterndienst.htm