1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Ein Haustier hilft gegen die Einsamkeit

Ein Haustier hilft gegen die Einsamkeit

Von Florian Oertel 17.05.2005, 14:57

Köln/dpa. - Der Ehepartner lebt nicht mehr, die Kinder wohnen in einer anderen Stadt, und die beste Freundin kommt nur noch selten vorbei: Für viele alte Menschen ist in einer solchen Situation ein Haustier die Rettung vor der Einsamkeit.

Senioren, die nicht bereits mit einem treuen Hund zusammenleben und sich ein Tier anschaffen möchten, sollten genau überlegen, welches zu ihnen passt. Wer dagegen als jüngerer Verwandter der Mutter oder dem Opa mit einem tierischen Begleiter eine Freude machen will, muss vorher klären, ob dies für den Beschenkten tatsächlich eine Freude ist.

Experten lassen keinen Zweifel daran: Die Sorge um ein Tier kann das Leben eines älteren Menschen bereichern - vorausgesetzt, er hat nicht seit jeher eine Abneigung gegen alles Vierbeinige, Gefiederte oder Geschuppte. «Ein Tier gibt eine Aufgabe und strukturiert den Alltag, denn man muss es füttern und pflegen. Das hält geistig fit», sagt Ines Jonas vom Kuratorium Deutsche Altershilfe in Köln. Zudem helfen vor allem Hunde ihren Haltern, andere Herrchen oder Frauchen kennen zu lernen.

Doch nicht jedes Tier ist für jeden Senioren geeignet - unabhängig davon, ob dieser eher ein «Katzentyp» ist oder nur Hunde mag. «Das richtige Tier ist immer das, für das man sich körperlich in der Lage fühlt», erklärt Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Schließlich kann ein Hund keine Rücksicht darauf nehmen, dass sein Herrchen nicht mehr allzu gut zu Fuß ist: Er will mehrmals am Tag nach draußen geführt werden und sich bewegen.

Wer sich als älterer Mensch einen Hund wünscht, sollte möglichst darauf achten, dass dieser nicht allzu groß ist. «Je größer ein Hund ist, desto mehr Kraft braucht der Halter», sagt Heidi Bernauer-Münz aus Wetzlar, Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Hunde Clubs. Zudem sollte er nicht zu temperamentvoll sein und etwa ständig an der Leine zerren, weil er ein Jagdopfer wittert. «Jack-Russell-Terrier haben einen ausgeprägten Jagdinstinkt»», sagt Ines Jonas.

«Es ist ratsam, sich vorher bei Züchtern zu erkundigen, welche Rasse welche Charaktereigenschaften hat.» Wer sich stattdessen im Tierheim umschaut, erfährt dort unter Umständen einiges über die Vorgeschichte des ausgewählten Vierbeiners - oder nimmt ihn gar nicht mit nach Hause, sondern führt ihn nur regelmäßig aus: Laut Schröder freuen sich viele Heime über das Engagement tierlieber Senioren. «Es gibt auch viele Berufstätige, die Hände ringend nach Leuten suchen, die mit ihrem Hund Gassi gehen», sagt Heidi Bernauer-Münz.

«Für Leute, die nicht mehr gut zu Fuß sind, bietet sich vielleicht eine Katze an», sagt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte in Frankfurt/Main. «Dann hat man ein Tier, um das man sich kümmern kann und muss trotzdem keine großen Wege machen.» Ratsam sei eher eine Haus- als eine Perserkatze, die umfangreiche Fellpflege braucht. Auch hier kann es sich anbieten, eine erwachsene Katze aus dem Tierheim zu holen, die nicht mehr mühsam großgezogen werden muss.

Auch Vögel empfiehlt Astrid Behr. Von kleinen Nagern rät sie dagegen eher ab. «Von einem Hund oder einer Katze kriegen sie viel eher etwas zurück. Je kleiner ein Tier ist, desto schwerer wird das.» Zudem brauchen Nager Auslauf in der Wohnung - und lassen sich hinterher unter Umständen nur mit großer Mühe wieder einfangen oder werden sogar zur gefährlichen Stolperfalle. Fische hingegen lassen sich laut Ines Jonas herrlich beobachten. Allerdings ist die Pflege des Aquariums meist aufwendig.

Egal ob Guppys oder Cocker Spaniel: Vor dem Kauf muss immer die Lebenserwartung des Tieres und die Frage bedacht werden, wer sich im Falle des eigenen Todes um den Schützling kümmern kann. So können Hunde laut Industrieverband Heimtierbedarf in Düsseldorf je nach Rasse bis zu 15 Jahre alt, Katzen sogar 20 Jahre oder noch älter werden. Auch ein Wellensittich bringt es bei guter Pflege oft auf weit mehr als ein Jahrzehnt.

Ein Tier als Geschenk der jüngeren Verwandten an einen Senioren: Thomas Schröder vom Tierschutzbund hält dies grundsätzlich für eine gute Idee. Doch auch hier darf die Frage nicht vergessen werden, wer den Vierbeiner oder Vogel notfalls betreuen kann. Und vielleicht hat die Oma zwar gerne Nachbars Katze gestreichelt, schlägt aber beim Gedanken, selbst ein Tier versorgen zu sollen, die Hände über dem Kopf zusammen. «Man muss vorher schon klären: Will sie das?», rät Ines Jonas.