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Die Rückkehr der D-Mark Die Rückkehr der D-Mark: Entwertete Münzen werden zu Schmuck

20.11.2001, 10:54
Schmuck aus der D-Mark
Schmuck aus der D-Mark dpa

Schwerte/dpa. - Dabei sieht das Tochterunternehmen der Vereinigte Deutsche Nickel(VDN) seine Aufgabe eigentlich darin, die harte Mark wellig zu walzenund zu entwerten. «80 Prozent der D-Mark-Silbermünzen werden vonunseren Geräten entwertet», sagt Eurocoin-Sprecherin Katja Vogt.Insgesamt kommen rund 5 Milliarden Münzen mit einem Gesamtgewicht vonüber 35 000 Tonnen in die Presse. Die Eurocoin AG ist zudem nacheigenen Angaben Weltmarktführer bei der Herstellung von Münzen undMünzrohlingen und liefert jeden zweiten Euro in die Euro-Länder aus.

Angesichts der Unmengen an D-Mark-Münzen wurde den Geldentwerternaus Schwerte «ein bisschen melancholisch» zumute, erinnert sich Vogt.«Wir sahen beim Gedanken an den Euro mit einem lachenden und einemweinenden Auge auf die Münzberge.» Das Unternehmen erwarb denn auchdie allerersten D-Mark-Münzen, die bei der Landeszentralbankentwertet wurden, und beschloss, Schmuck herzustellen.

Jeweils 5000 Krawattennadeln, Anhänger und Manschettenknöpfesollen entstehen. «Der Schmuck soll etwas Besonderes bleiben, deshalbist die Zahl limitiert - es sei denn, der Ansturm ist riesig»,erklärt Vogt. Derzeit lägen bereits Bestellungen im Wert von rund 30000 DM (15 339 Euro) vor. Die entwerteten Münzen erhalten eineSilber- oder Goldauflage, bei den Kettenanhängern werden auf WunschSchmucksteine eingearbeitet. Die Preise für die Prachtstücke liegenden Angaben zufolge zwischen 69 und 149 DM.

Richtig ausgefallene Wünsche erfüllt der SchwerterGoldschmiedemeister Jürgen Grafe: «Die Münzen kommen mit einemwelligen Waffelmuster aus der Walze und eignen sich gut alsAnhänger.» In seinen Entwürfen laufen U-förmige Bügel wie Schienenüber die mit Platin, Gold oder Silber verarbeiteten Münzen. EchteEdelsteine machen die schnöde Mark sogar zum Luxusgegenstand. «Dasmuss aber nicht sein, weil es sehr teuer ist», sagt Grafe. Die inHandarbeit hergestellten Einzelstücke kosten bis zu 900 DM,Krawattennadeln mit großem Brillanten kommen sogar auf 4000 DM.

Der Juwelier Bernd Kistenmacher aus Schwerte, der ebenfalls edleSchmuckstücke aus den entwerteten Münzen herstellt, hofft auf einZusatzgeschäft zu Weihnachten. «Das wäre zu wünschen, denn nach denAnschlägen in den USA im September sah es nicht danach aus», sagt er.«Aber jetzt haben wir ständig Anfragen von Kunden, die denMünzschmuck wollen.» Neben der Mark veredelt der Experte auch 50-Pfennig-Münzen und 5-Mark-Stücke. «Aber die Mark ist von denProportionen am interessantesten.»

«Der D-Mark-Schmuck ist ein ganz besonderes Erinnerungsstück»,meint Eurocoin-Sprecherin Vogt. «Die Leute kaufen es weniger für sichselbst als für ihre Kinder und Enkel.» Für ältere Menschen sei dieMark nicht nur ein Stück Kultur, sondern Identität, die verlorengehe. «Die D-Mark stand für Aufschwung, es lag viel Hoffnung darin.»Als am 20. Juni 1948 jeder Bürger 40 Reichsmark in Deutsche Markumtauschen konnte, füllten sich schlagartig die Läden und dieWirtschaft sprang an.

Interessant wäre auch Schmuck aus Glückspfennigen, glaubt Vogt.«Aber diese Münzen werden nicht entwertet, sondern direkt verkauft.»Schade für Liebhaber ausgefallener Schmuckstücke.