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Die neue Schlankheit in der Herrenmode

Von Thorsten Wiese 25.09.2007, 07:01

Köln/Düsseldorf/dpa. - Auch wenn viele es nicht gern hören werden: Wie die Damen- hat die Herren-Outfits ein radikaler Wandel erfasst. Schmal, schlank und körperbetont heißen die Stichwörter in diesem Herbst - zumindest für alle Modemutigen.

Auf den Laufstegen waren es taillierte Formen und schmale Revers und Kragen schon länger zu sehen. Jetzt ist der Trend auch in den Kaufhäusern angekommen. «Die Entwicklung derzeit geht auf Phänomene der frühen 60er und 80er Jahre zurück», sagt Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Modeinstitut in Köln. Wie in der Damen- habe in der Herrenmode ein Silhouettenwandel stattgefunden. «Früher - bis in die 70er Jahre hinein - waren Anzüge Rüstungen. Sie boten Gleichförmigkeit und Schutz», sagt Müller-Thomkins.

Nun seien Offenheit und Selbstinszenierung gefragt. Hintergrund sei ein neues Männerbild: «Wir haben es eher mit einem androgynen Männertyp zu tun.» Für die Mode bedeute das: Schmale Hosenbeine, taillierte Formen bei Hemden und Anzügen, schmale Sakkokragen und schmale, teils gerade abgeschnittene Krawattenformen. Sogar beim Anzug finden sich röhrenhafte, schlanke Hosen, sagt Müller-Thomkins.

Von «Slim-Line-Anzügen und schmalen Pencilhosen» und von «schmalen Seidenschals und Lederkrawatten» schreiben die Veranstalter der Messe Herrenmode Düsseldorf (HMD) im Trendbericht für Herbst/Winter 2007/2008. Eine «dandyhafte Lässigkeit» habe Einzug erhalten. «Der Trend ist beim Design schon seit ein, zwei Jahren zu beobachten. Jetzt ist er auch im breiten Markt angekommen», sagt Peter Wolff vom Zentralverkauf bei der Herrenausstatterkette Wormland in Hannover.

Das bedeutet, dass die Maße schrumpfen: War der Anzugrumpf früher 76 oder 77 Zentimeter lang, seien es nun 70 bis 72. Bei den Hemden wurden laut Wolff zehn Prozent an Weite zurückgenommen. Auch bei den Kragen wurden die Maße beschnitten. «Die Reversbreite hat sich fast halbiert.» Die Krawatten verlieren in der Breite fast drei Zentimeter: Ein klassischer Binder habe neun bis 9,5 Zentimeter, jetzt fänden sich Breiten zwischen 6,5 und 7,5.

«Sexy und körperbetont» - so umschreibt Strellson den Trend. Einer der Binder des Labels aus Kreuzlingen in der Schweiz ist maximal 6 Zentimeter breit. «Der passt dann zur Weste, zum Cardigan und zu den schmaleren Revers der Anzugjacken», sagt Chefdesigner Marco Tomasi.

Eine nur sieben Zentimeter breite Krawatte bietet Seidensticker aus Bielefeld an. «Kleine Kragenvarianten» und das schmale Hemd stellt die Hemdenmarke Jaques Britt in den Vordergrund. «Das wird sich in der Kollektion im Frühjahr fortsetzen», heißt es bei van Laack in Mönchengladbach. Die Hemden müssten den jetzt eng an den Körper taillierten Sakkos und Anzügen Rechnung tragen.

Kleidung und Accessoires bedingen einander, sagt Müller-Thomkins. Wird der Anzug schmaler, werden es die Hemden - und werden es die Hemden, werden es die Krawatten: «Die schmalen Hemdkragen passen nur mit schmalen Bindern zusammen.»

Verkürzte Beinlängen bis hin zur Hochwasseroptik prägen die Hosenschnitte, heißt es im Kollektionsbericht von Hugo, der jungen Linie von Boss in Metzingen (Baden-Württemberg). Dazu passten die schmal geschnittenen Anzüge sowie dunkle Krawatten und Seidenschals.

Zusätzliche Eleganz bringen Schuhe mit Metallic-Effekt. Nicht nur solche Extravaganzen mögen manchem aber zu gewagt sein - schon die enge Passform kommt bei vielen sicher nicht gut an. Denn Schlankheit ist ein Muss für die neue Mode, und die meisten mögen es eben immer noch weit und locker. «Es ist ein sehr ausgrenzender Markt», sagt Wolff - «für alle, die das nicht tragen können.»