Die Küche als Schrankwand: Trends bei Luxusküchen
Bad Honnef/dpa. - Es gibt Küchen und es gibt Kochtempel. Letztere benötigen schon mal den Platz einer Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnung. Dafür bieten Luxusküchen all das, was Kochen schöner macht.
Zum Beispiel einen Kochblock, Wärmefächer, ein bis zwei Backöfen, Riesenkühlschränke, Induktionsherd und jede Menge Stauraum - in sanft gleitenden Schubladen und Schränken, die sich durch bloßes Antippen öffnen. Da solche Küchen ein paar Euro kosten, sollen sie zeitlos sein - die Hersteller setzen auf schlichte Eleganz.
Dass eine Küche nicht mehr nach einer Küche aussehen soll, hat noch einen weiteren Grund: Kochen ist zur populären Freizeitbeschäftigung geworden - die Küche gehört zum Lebens- und Wohnbereich. Heute gilt Kochen als Gemeinschaftserlebnis: «Es gibt kaum noch eine Küche, wo man dem Koch nicht zugucken kann», sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie in Bad Honnef. «Die meisten haben eine Theke, an der man sitzt. Küche und Esszimmer sind nicht mehr durch eine Wand getrennt, und wenn Gäste kommen, wird ihnen der Salat zum Waschen in die Hand gedrückt.»
Auch die Kölnmesse, die alljährlich die Internationale Möbelmesse IMM organisiert, sieht «die Wohnküche im Mittelpunkt». Edel und mit markantem Design präsentierten sich die neuen Modelle. Die Küchenschmiede Leicht aus Waldstetten beispielsweise verabschiedet sich ganz von der herkömmlichen Küchenoptik aus Unterschrank, Nische und Hängeschrank. Die Idee heißt «Concept 40»: Dahinter verbirgt sich eine geschlossene Verkleidung mit rechteckigen Rastern, die Stauraum oder die Dunstabzugshaube verstecken. «Wir wollten weg von der Küchenoptik und das Wohnen mehr in den Mittelpunkt stellen», sagt Ulrike Kolb von Leicht.
Andere Hersteller setzen für diesen Effekt auf klare Linien und Oberflächen. Eggersmann aus Hiddenhausen beispielsweise entwirft seine Fronten auf Gehrung - die Küche wirkt dadurch kubisch und minimalistisch. Lackierte Oberflächen wirken elegant. Allerdings bleibt jede Berührung als Fingerabdruck sichtbar.
«Der Trend geht zu Schlichtheit und Zeitlosigkeit», sagt Herbert Rückert vom Hersteller allmilmö aus Zeil am Main. Entsprechend sind auch beim Modell «Design Art» alle Geräte hinter weißen Schranktüren verborgen. Platz zum Arbeiten bietet der vorgelagerte Küchenblock mit einer Arbeitsplatte aus Granit.
Bei der Porsche-Küche von Poggenpohl ist dieser Block durch Aluminiumrahmen unterbrochen. Sie dienen als Abstellfläche und spenden Licht beim Arbeiten. Für die Schrankoberflächen stehen dunkles Eichenholz und sogenanntes Driftwood zu Wahl. «Das wirkt wie getrocknetes Holz», sagt Manfred Amrhein von Poggenpohl.
Da die Küchen bei aller Eleganz auch praktisch sein müssen, bauen die Hersteller auf selbst öffnende Systeme: Ein Antippen mit Hand oder Knie reicht, und die Schublade oder Schranktür gleitet sanft auf. Die neueste Entwicklung sind elektrische Schübe. Der Vorteil: Nach leichtem Antippen schließt sich die Schublade auch wieder wie von Geisterhand. «Das ist praktisch, wenn man zum Beispiel die Hände schmutzig hat», sagt Geismann. Der Nachteil: «Diese Systeme sind störanfälliger und verbrauchen Strom.»
Team 17 aus Österreich versucht bei seiner neuen Küche «k7» Ergonomie mit optischen Vorzügen zu verbinden: Der Küchenblock hat eine höhenverstellbare Arbeitsplatte. Sie kann stufenlos zwischen 74 und 114 Zentimetern variiert werden - je nachdem, ob eine große oder kleine Person kocht. Das soll Rückenschmerzen vorbeugen und die Küche noch stärker in den Wohnraum integrieren.