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Der eigene Kamin Der eigene Kamin: Nur Luxus oder Zusatzheizung mit Lagerfeuerromantik?

Von Stephanie Hoenig 23.10.2006, 10:56
Kaminfeuer und Wasser: Angelfalls» von Max Blank. (Foto: dpa)
Kaminfeuer und Wasser: Angelfalls» von Max Blank. (Foto: dpa) Max Blank

St. Augustin/dpa. - Wenn es im Winter draußen ungemütlichwird, träumen viele Menschen vom eigenen Kamin. Neben dem Wunsch nachBehaglichkeit kommt angesichts steigender Preise für Öl und Gas nochdas Argument hinzu, die Zentralheizung möglichst sparsam einzusetzen. Möglichkeiten, sich Lagerfeuerromantik ins Haus zu holen, gibt esfür jeden Geschmack und Geldbeutel.

«Neben offenen Kaminen werden als Varianten Heizkamine undKaminöfen angeboten», erklärt Wilhelm Reber von derArbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft in St. Augustin bei Bonn. Auch klassische Kachelöfen können alsHeizgerät für die gesamte Heizperiode eingebaut werden.

Die Entscheidung, einen Kamin, Kaminofen, Heizkamin oderKachelofen einzubauen, hänge von den persönlichen Vorlieben undLebensumständen ab, so Manfred Vohs vom Zentralverband SanitärHeizung Klima in St. Augustin. Feuer in offenen Kaminen etwa seireiner Luxus. Hier werde die Energie des Brennstoffs nur zu einemsehr geringen Teil ausgenutzt. Ein offener Kamin dürfe nach denBauvorschriften zudem nur gelegentlich betrieben werden.

Heizkamine strahlen anders als offene Kamine ihre Wärme nicht nurin den Raum ab. Sie können laut Stiftung Warentest auch die erwärmteLuft in Nachbarräume ableiten und diese auf Energie sparende undbequeme Weise mitheizen. Ein Vorteil von Heizkaminen sei, dass dieLeistung des Heizkamins an den Wärmebedarf angepasst werden kann, daer individuell geplant ist.

Eine erschwinglichere Alternative zum handwerklich hergestelltenKamin oder Heizkamin können Kaminöfen sein. Bei diesen industriellhergestellten Öfen lässt sich das Spiel der Flammen hinter Glastürenbeobachten. «Viele Modelle sind im Baumarkt schon für weniger als 500Euro erhältlich», betont Reber. Doch an «Billigprodukten» hätte derOfenbesitzer meist nicht lange Spaß. Denn solche Öfen könnten schonnach einer Heizperiode, etwa durch Verziehen, defekt sein.

«Für einen soliden Ofen muss ein Bauherr mit Kosten von 1500 Eurorechnen», erklärt Reber. Der Nachteil von Kaminöfen sei, dass siekeine wirksame «Speichermasse» hätten. Sie geben nach dem Anfeuernschnell ihre Heizenergie in den Raum ab und erkalteten anschließendbald wieder.

Nicht unterschätzt werden sollte die Heizleistung einesKaminofens: «Die meisten Öfen haben eine Leistung von sechs oder achtKilowatt», heißt es bei der Stiftung Warentest in Berlin. Für eindurchschnittliches Wohnzimmer von etwa 30 Quadratmetern sei das vielzu viel. Als Faustregel gelte ein Kilowatt für zehn QuadratmeterWohnfläche in einem durchschnittlich gedämmten Haus mit normal hohenRäumen. Für ein Wohnzimmer reichten meist zwei oder drei Kilowatt.Ist die Heizleistung höher, könne die Raumtemperatur schnell auf 30Grad Celsius ansteigen. Das führe nicht selten dazu, dass dieBewohner die Fenster aufreißen müssten. Energie spare das keineswegs.

Individuell für den Raum und die Heizleistung geplant werdenKachelöfen, die als Heizgerät für die gesamte Heizperiode geeignetsind. Nach Angaben von Reber muss für solch ein Bauvorhaben mitKosten ab 6500 Euro gerechnet werden. Unterschieden wird zwischenGrundofen und Warmluftkachelofen. «Beim Grundofen reichen nach demAnheizen meist ein bis zwei Brennstoffaufgaben am Tag für einenkontinuierlichen Dauerbetrieb aus», sagt Reber. Die im Ofengespeicherte Energie werde über lange Zeit in den Raum abgegeben.

«Grundöfen sind für Berufstätige wenig geeignet», erklärt Vohs.Denn tagsüber sei niemand zu Hause, um Brennstoff nachzulegen. Werdeder Ofen erst abends wieder angeheizt, dauere es zwei Stunden, bisder Ofen die Wärme an den Raum abgebe. Eine bessere Alternative fürberufstätige Kachelofenfreunde sei ein Warmluftkachelofen, der durchErhitzen von Umluft rasch Wärme abgebe.

Neben persönlichen Vorlieben müssen beim Bau einer Feuerstätteauch die baulichen Bestimmungen und Notwendigkeiten berücksichtigtwerden. «Voraussetzung ist ein geeigneter Schornstein», sagtChristian Schmal vom Zentralinnungsverband desSchornsteinfegerhandwerks in St. Augustin. Deshalb sollte derSchornsteinfeger zur Planung hinzugezogen werden. Dieser überprüft,ob der Schornstein für eine Feuerstätte genutzt werden kann.

«Der Schornsteinfeger achtet auch darauf, ob der Aufstellungsraumzum Anschluss geeignet ist», sagt Schmal. Gefahr droht, wenn eineLüftungsanlage, eine leistungsstarke Dunstabzugshaube oder einAbluftwäschetrockner zusammen mit einem Kaminofen in einem dichtgebauten Haus betrieben werden: Durch den Unterdruck, den dieseGeräte erzeugen, wird der Ofen nicht ausreichend mit Verbrennungsluftversorgt. So kann es zu Kohlenmonoxidvergiftungen kommen.

Der Schornsteinfeger weiß auch, ob der Bau einer Feuerstätteüberhaupt erlaubt ist. In einigen Gemeinden gibt es diesbezüglichBeschränkungen. So platzt der Traum vom eigenen Feuer manchmal schonin der Planungsphase.