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Der Automatenfachmann muss alles im Griff haben

Von Jürgen Ruf 31.08.2009, 13:59

Denzlingen/dpa. - Felicitas Tritschler muss dafür sorgen, dass ihre Kunden spielend die Freizeit gestalten können. Die 23-Jährige hat beim Mittelständler Hami im südbadischen Denzlingen ihre Ausbildung zur Automatenfachfrau begonnen.

Sie ist Vertreterin eines neuen Berufs, der einem Trend folgt. Weil der menschliche Alltag immer mehr von Automaten bestimmt wird und die Geräte immer anspruchsvoller werden, braucht die seit Jahren boomende Branche Spezialkräfte.

Tritschler, die ihren Realschulabschluss in der Tasche hat, wollte eigentlich Erzieherin im Kindergarten werden. Doch dann jobbte sie als Aushilfe in einer Spielothek und fand Gefallen an dem Beruf. Bei Hami, einem 1980 gegründeten Spielautomatenaufsteller mit inzwischen 110 Mitarbeitern, hat sie nun ihre drei Jahre dauernde Ausbildung begonnen. Hami betreibt 22 Spielhallen zwischen Lörrach und Karlsruhe und hat nach eigenen Angaben mehr als 300 Spielautomaten im Einsatz.

Tritschler muss die komplizierte Technik, die in den Automaten verborgen ist, im Griff haben. Sie muss die Geräte ständig überprüfen und auf den neusten Stand bringen. Zudem muss sie sich um die Werbung und die kaufmännischen Belange kümmern. Von der richtigen Platzierung des Automaten und der Beschriftung bis zur Geldentleerung und der Betriebswirtschaft reichen ihre Aufgaben. Sie muss entscheiden, welcher Spielautomat sich wirtschaftlich rechnet, wie und wo er aufgestellt, wann er ausrangiert wird.

Die Welt der Automaten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. «In Automaten steckt heute eine höchst komplexe Technik, hinter ihnen eine ausgeklügelte Logistik», sagt Tritschlers Chef, der Hami-Geschäftsführer Michael Rössel (55). Dadurch ergebe sich ein hoher Fachkräftebedarf. «Mit Quer- oder Seiteneinsteigern, wie wir das bisher gemacht haben, können wir die enorm gestiegenen Anforderungen und die notwendig gewordene hohe Professionalität nicht mehr abdecken», sagt Betriebsleiter Uwe Hais (42).

«Mich interessiert dieser Beruf, weil man eine große Verantwortung bekommt, eigenständig arbeiten kann und eine Fülle von Aufgaben hat», sagt die 23-Jährige. «Zudem reizt mich die Mischung aus den Herausforderungen, die sich durch die hochmoderne Technik ergeben, den kaufmännischen Aufgaben und dem Service.» Der Beruf biete täglich den Kontakt mit Menschen, sei mit einer reinen Bürotätigkeit nicht zu vergleichen. Tritschler wird in Spielhallen, Gaststätten, Sportstätten und Freizeiteinrichtungen unterwegs sein, sie wird dort Automaten aufstellen und überwachen.

Vor genau einem Jahr wurde der Ausbildungsberuf Automatenfachmann oder Automatenfachfrau ins Leben gerufen. Zur Premiere ließen sich deutschlandweit 105 junge Menschen ausbilden, sagt Bernd Bretterbauer, Ausbildungsbeauftragter der Automaten- Wirtschaftsverbände-Info (AWI) in Berlin. Im aktuellen Ausbildungsjahr, das Anfang August begonnen hat, sind es bereits mehr als 200 Lehrlinge. «Die Automatenbranche ist eine Zukunftsbranche», sagt Bretterbauer. Jungen Menschen könnten nach der Lehrzeit mit einem vergleichsweise sicheren Arbeitsplatz rechnen.

Die Bandbreite des Berufs ist groß: Automatenfachkräfte haben es mit Spiel-, Lebensmittel-, Getränke-, Verpflegungs-, Süßigkeiten-, Geld-, Karten-, Telefon- und Zeiterfassungsautomaten zu tun, mit Zigaretten- und Kaugummiautomaten. Sie müssen sich einerseits um die Technik, andererseits um die Inhalte und Aufgaben der Automaten kümmern. So müssen durch Automaten gesammelte Daten ausgewertet werden, die Geräte befüllt werden. Dafür sind Profis nötig.

«Bei Lebensmittelautomaten sind vor allem hohe hygienische Anforderungen zu beachten, die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind», heißt es beim Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft (BDV) in Köln. Die Verbände gehen davon aus, dass die Zahl der Auszubildenden in den nächsten Jahren deutlich steigen wird.

Zum Unternehmen: www.hami-automaten.de

Zum Berufsbild: www2.bibb.de/tools/aab/aab_start.php