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Den Partner ändern ist meist unmöglich

Von Manja Greß 16.10.2007, 06:44

Köln/Wuppertal/dpa. - Ist die Liebe frisch, hängt der Himmel voller Geigen. Nur allzu gern blicken Neuverliebte durch die rosarote Brille. Bald sind die Schmetterlinge im Bauch aber wieder fortgeflogen.

Kleidungsstil, Ordnungswahn oder Trägheit des Partners dann grundsätzlich zu ändern, ist meist schwierig - und wer es versucht, muss mit dicker Luft rechnen. In der Anfangszeit sei die Harmonie in der Beziehung für viele Menschen am wichtigsten, sagt der Paartherapeut Manuel Tusch aus Köln. «Darum schauen sie über Störendes lieber hinweg, als es offen anzusprechen.» Außerdem habe man sich nun einmal genau für diesen Menschen entschieden und wolle nicht gleich wieder an der Richtigkeit dieser Entscheidung zweifeln.

«Das funktioniert so nach dem Motto: Mein neuer Partner sitzt zwar ziemlich oft vor dem Fernseher, anstatt etwas mit mir zu unternehmen. Aber dafür kann ich über alles mit ihm reden.» Diese Methode hilft laut Tusch allerdings nur kurzzeitig über Ärgernisse hinweg. Was dauerhaft nervt, gehört daher offen angesprochen.

«Oft heißt es, man müsse den Anderen so nehmen, wie er ist. Ich glaube aber sehr wohl, dass in vielen Menschen ein großes Veränderungspotenzial steckt», sagt Tusch. Ob der Partner sich erfolgreich ändern lässt, hängt vor allem von seinem Charakter ab. So seien grundsätzlich kompromissbereite Menschen, Kritik gegenüber offener als Sturköpfe. Wer bei letzteren kleine Erfolge erzielen will, hält sich am besten an ein Prinzip: «Der Ton macht die Musik», sagt der Kommunikationsexperte Rudi Rhode aus Wuppertal. Auf keinen Fall sollte man dem Partner Vorwürfe machen - etwa wenn er oft zu spät kommt.

Besser sei zu sagen «Es macht mich traurig, dass ich immer auf Dich warten muss», sagt Rhode. Damit könne man den Partner eher zum Nachdenken bringen - die Grundlage für ein Einsehen seinerseits. Auf diese Weise könne der Andere auch gleich erfahren, warum er diese Unart abstellen muss, sagt die Psychologin Anna Schoch aus München.

Nach Ansicht von Rhode ist es wichtig, nicht unvorbereitet in den Konflikt zu gehen. «Man sollte sich vorher genau überlegen, was einen stört, warum das so ist und wie man es stattdessen gern hätte.» Vernünftig ist, kleine Ärgernisse in aller Ruhe zu besprechen. Ein bisschen Kreativität kann dann nicht schaden, sagt der Paartherapeut Gerrit Grahl aus Frankfurt/Main. Wer zum Beispiel den Kleidungsstil des Partners furchtbar findet, darf ruhig ein wenig um die Ecke denken: «Ich kann ganz nebenbei erwähnen, dass ich beim letzten Stadtbummel eine tolle Jacke gesehen habe, die dem Anderen sicher gut stehen würde.»

Anna Schoch schlägt vor, von Bekannten zu erzählen, wenn man dem Partner etwas andeuten will: «Nehmen wir das leidliche Thema Rauchen. Will man erreichen, dass der Partner sein Laster einstellt, kann man von einem Kollegen erzählen, der sich gerade das Rauchen abgewöhnt hat und jetzt mit Begeisterung Sport treibt.»

Paartherapeut Manuel Tusch warnt aber davor, die Grenze zur Manipulation zu überschreiten: Es könne beim Anderen schnell ein schlechtes Gefühl verursachen, wenn die Dinge ständig «durch die Blume» formuliert werden. «Darum sollte man mit dieser Methode vorsichtig sein.»