Debattieren Debattieren: Mit Argumenten punkten
Frankfurt(Main)/dpa. - Doch Debattieren kann man lernen. Schwer aneignen lässt sich lediglich die Schlagfertigkeit.
Experten sind sich einig: Wer bei Diskussionen geschickt vorgeht, kommt häufig weiter. Doch wie funktioniert geschicktes Argumentieren, und wie können es diejenigen lernen, denen oft die richtigen Worte fehlen? Wichtig vor jeder Diskussion ist eine gute Vorbereitung, wie Gora erklärt. "Es gilt, Argumente zu finden." Wer den Lehrer überzeugen will, dass Berlin ein spannenderes Ziel ist als zum Beispiel eine Nordseeinsel, kann zum Beispiel das große Kulturangebot in der Hauptstadt anführen.
Falls die Zeit reicht, können die Argumente mit Klassenkameraden besprochen werden, rät die 17-jährige Maria Brier, Bundessiegerin 2005 des Wettbewerbs "Jugend debattiert" aus Borken (Hessen). "Auch die Politiker sprechen sich immer zuerst in kleiner Runde ab", sagt Günter Zienterra vom Institut für Rhetorik und Kommunikation in Bornheim. Bei spontanen Debatten heißt es, rasch in sich hinein zu hören, statt vorschnell etwas hinaus zu posaunen. "Es ist wichtig, ruhig zu bleiben", sagt Maria Brier.
"Entscheidend ist auch, sich zu vergegenwärtigen: Auf was kommt es dem Gegenüber an?", sagt Roland Kaehlbrandt, Geschäftsführer von "Jugend debattiert" in Frankfurt. So könnte den Lehrer an einer Fahrt an die Nordsee die Möglichkeit reizen, dort Radtouren zu unternehmen. Denkbare Antwort darauf: "Rad fahren macht Spaß, aber das können wir doch auch beim nächsten Wandertag hier in der Umgebung!"
Auch wenn der Hinweis auf den Spaßfaktor des Radelns überflüssig erscheint: Er sollte nach Worten von Günter Zienterra nicht vergessen werden. "Beim Diskutieren kommt es auch darauf an, Gemeinsamkeiten zu betonen." Geben die Schüler ihrem Lehrer also zu verstehen, dass sie seine Planungen nachvollziehen können, wird er eher bereit sein, sich ihre Argumente anzuhören und auf sie einzugehen.
"Argumente sollten immer gestützt werden und glaubwürdig sein", sagt Stephan Gora. Wer den Lehrer mit Hilfe des Kulturangebots für eine Fahrt nach Berlin begeistern will, sollte etwa einen Theaterplan mitbringen und tatsächlich Interesse daran haben, sich eines der Stücke anzusehen. Andernfalls wird der Lehrer dies schnell als "faulen Trick" entlarven.
Jungen und Mädchen, die ihr Diskutier-Geschick unabhängig von Auseinandersetzungen mit Lehrern oder Eltern unter Beweis stellen wollen, können das bei "Jugend debattiert". Rund 40 000 Schüler von 400 Schulen beteiligten sich zuletzt daran - zunächst mit Debatten im Unterricht. Die vier Besten schaffen es jedes Jahr über mehrere Wettbewerbsstufen bis ins Bundesfinale in Berlin.
Weniger als manche denken, kommt es beim Debattieren dagegen auf Schlagfertigkeit an. Daher warnen die Experten davor, mit betont lockeren Sprüchen glänzen zu wollen. Zieht ein Schüler seinen Lehrer damit auf, er sei für Radtouren zu unsportlich, mag er die Lacher auf seiner Seite haben. Überzeugen lässt sich der Lehrer damit aber wohl nicht. Laut Gora funktioniert es auch ohne Lacheffekte: "Schlagfertigkeit ist das Sahnehäubchen auf dem Argumentationskuchen, aber der Kuchen schmeckt auch ohne Sahne."