Das eigene Haus zum kleinen Preis
Berlin/dpa. - Für viele ist es ein bislang unerfüllter Traum: das eigene Häuschen mit Garten. Meist scheitert der Bauwunsch an den Finanzen. Doch öfter als gedacht lässt sich das Eigenheim auch mit einem knappen Budget errichten.
Sorgfältig planen, alles Verzichtbare weglassen und die Materialpreise vergleichen, lauten die Grundregeln für sparsame Bauherren. «Sparen beginnt im Kopf», sagt Eva Reinhold-Postina vom Verband privater Bauherren (VPB) in Berlin. Deshalb ist eine gute Planung das A und O. Vor Baubeginn muss genau überlegt sein, wie das eigene Haus aussehen sollte, wie sich die eigene Familie entwickeln wird und wo genau die Kostenobergrenze liegen darf.
Mit solch konkreten Vorgaben sollte sich der künftige Bauherr dann an einen Architekten wenden. «Vorurteile von der Art, Architekten würden den Hausbau immens verteuern, gehören zu den lieb gewonnenen Allgemeinplätzen», bedauert Thomas Drexel aus Augsburg in seinem Buch «Lowest Budget. Häuser unter 125 000 Euro». Dabei sei das Gegenteil der Fall: Nur ein Profi könne einen Grundriss mit optimaler Raumnutzung entwerfen.
Sinnvoll ist es, sich vor der Auftragsvergabe ein paar Referenzobjekte anzuschauen. «Ein Architekt, der bereits Erfahrung im Bereich Einfamilienhäuser hat, kennt sich in Sachen Preise, gesetzliche Vorgaben und Sparpotentiale bei solchen Objekten zwangsläufig besser aus als einer, der bisher vor allem öffentliche Gebäude errichtet hat», sagt Alexandra Lehnert, Architektin in München.
Möglichkeiten, die eigenen vier Wände zu errichten, ohne sich selbst in den Ruin zu treiben, gibt es viele. «Lager- und Technikräume müssen zum Beispiel nicht unbedingt unter der Erde angeordnet werden», sagt Friedrich Grimm aus Stuttgart, Architekt und Autor des Buches «Einfamilienhäuser unter 250 000 Euro». Rund 20 000 bis 25 000 Euro lassen sich mit dem Verzicht auf einen Keller sparen.
Die Ausgaben verringern kann man zudem mit einer einfachen Hausform: Erker, Vorsprünge und eingeschnittene Balkone fressen eine Menge Geld. «Es gilt, kompakt zu bauen», so Thomas Drexel. Der Verzicht auf zu viele Wände innerhalb des Hauses spart ebenso Geld wie ein schlichtes Dach.
Gleichzeitig sollte von Beginn an darauf geachtet werden, dass der Außenbereich gut erschlossen ist: «Kurze Wege für die Versorgungsleitungen und eine optimale Ausrichtung zur Sonne spielen da eine große Rolle», betont Alexandra Lehnert. Dann lässt sich zum Beispiel auch die Dachfläche für eine Solaranlage zur Warmwasserbereitung nutzen - was langfristig Kosten sparen kann und finanzielle Zuschüsse bringt.
Natürlich lohnen sich Material-Restposten. Das Internet bietet dafür mittlerweile eine Menge eigener Foren. Dabei sollte man allerdings immer auf ordentliche Rechnungen achten, damit man im Zweifelsfalle eine Garantie in der Hand hat. «Die gibt es bei alten Baustoffen nicht», warnt Eva Reinhold-Postina vor Gebraucht-Schnäppchen. Auf jeden Fall sollte der Architekt vor jedem Kauf ein Auge darauf werfen, denn Qualitätsunterschiede zu erkennen ist eine Sache der Erfahrung, so die Expertin.
Überhaupt sollte «günstig» keinesfalls mit «billig» verwechselt werden. Zwar reduziert sich die Bausumme zunächst drastisch, wenn der Bauherr ausschließlich auf billigstes Material setzt, doch auf lange Sicht rächt sich das schnell: Hohe Rechnungen für die Heizung, wenn die Dämmung nicht passt, oder Nachbesserungen bei schlampig ausgeführten Handwerksarbeiten von Billigfirmen schlagen hinterher doppelt zu Buche.
Und auch mit Eigenleistung lassen sich nur bedingt wirklich große Summen einsparen. «Die investierte Arbeitszeit des Bauherren hat auch ihren Preis», warnt Grimm. Um kräftig selbst Hand anzulegen, genügen die Wochenenden allein in der Regel schließlich nicht.
Alles in allem sei die Idee des «Spar-Domizils mit Anspruch» auf jeden Fall ein «Erfolgs-Konzept mit Zukunft», sagt der Architekt. Der Verzicht auf jeglichen High-Tech-Schnickschnack macht es weniger anfällig für Reparaturen, die kompakte Bauweise ermöglicht geringe Kosten für Heizung und Energie - und die niedrigen Baukosten lassen zu, dass sich Familien ihren Traum erfüllen, ohne für den Rest die Schulden abzuzahlen.
Literatur: Thomas Drexel: Lowest Budget. Häuser unter 125 000 Euro, DVA, ISBN 978-3-4210-3528-8, 49,95 Euro; Thomas Drexel: Low Budget. Wohnhäuser unter 200 000 Euro, DVA, ISBN 978-3-4210-3483-0, 49,90 Euro; Friedrich Grimm: Einfamilienhäuser unter 250 000 Euro, Callwey, ISBN 978-3-7667-1613-2, 64 Euro.