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Couture Couture: Pompöös mit Krone

Von ELKE RICHTER 02.01.2009, 18:30

Halle/MZ. - Hinein in den nächsten Raum, der von einem silberglänzenden Ledersofa dominiert wird und von drei Sesseln. In einem thront Harald Glööckler, Deutschlands exzentrischster Modemacher. Vor Jahren ist der schillernde Paradiesvogel aus dem eher biederen Schwabenland nach Berlin geflattert und hat sich in der Hauptstadt sein buntes Mode-Imperium aufgebaut. Und das, scheint's, floriert gut.

"Meine Mode ist rundum prächtig und prunkvoll", schwärmt der Meister der Selbstdarstellung, ganz in Schwarz gewandet, mit perfektem Make-up und auf extra large getrimmten Fingernägeln, von seinen farbenschwülstigen Kreationen, die dicke goldene Kronen als Markenzeichen tragen. Logisch, dass es keinen treffenderen Namen für sein Label gibt als "Pompöös". Vor fast 20 Jahren, so erzählt der Liebhaber prachtvoller Inszenierungen, hat er seine Luxusmarke kreiert. Mit seiner Mode will der in einem Kaff bei Pforzheim aufgewachsene Sohn eines Gastwirt-Ehepaares Frauen zu Königinnen machen. Ebenso wie mit seinem opulenten Schmuck, der derzeit in Deutschland bei Christ zu haben ist und in 16 Shops in Dubai.

Hinter dem Produkt, so ist von dem auskunftsfreudigen Mode-Autodidakten zu erfahren, verbirgt sich ein Zwei-Mann-Betrieb: der Frontmann Harald Glööckler sowie sein im Hintergrund agierender Manager und Lebenspartner Dieter Schroth. Mit unermüdlicher Energie hat es das Duo geschafft, ein leistungsfähiges und unabhängiges Unternehmen aufzubauen, dessen Highlights im Berliner Showroom zu besichtigen sind. Doch was heißt hier Showroom. Der Begriff ist die nackte Untertreibung. Denn der bekennende Barock-Liebhaber zelebriert sein Lebenswerk in wahrlich pompös gestylten Räumen in der vierten Etage eines Geschäftshauses nahe dem Kaiserdamm. Zwischen barocken Sesseln und Kommoden, allerlei Engelsvolk und Gold gerahmten Bildern stehen auf gewienertem Parkett etliche, von opulenten Kronleuchtern beschienene Büsten. Darauf hängen duftige Abendkleider mit üppiger Paillettenstickerei, manches 20 000 Euro Wert. Auch ein silbergraues Cape, das Lotti Huber einst trug, ist zu sehen. Sonst erfährt man vom Dauerredner nichts über seine Klientel. Höchstens, dass er gut bekannt ist mit Schauspielerin Gina Lollobrigida.

Dafür ist sein Showroom eine Offenbahrung. Selbst entworfenes Porzellan mit Kronen-Ornamentik gibt es zu betrachten und Korsagen hinter Glas. Aus einem der gut gefüllten Schränke mit deckenhohen Spiegeltüren holt Glööckler einen Traum von einem Kleid und schwenkt es. "Wie ein Schmetterling", ruft er begeistert und dreht sich um die Achse.

Doch nicht mit Couture-Roben macht das Pompöös-Duo sein Geld. "Damit kann man heute nichts verdienen", ist sich der Modemacher, der alle Frauen großzügig "wie ein Geschenk verpacken" will, überzeugt. Deshalb stieg er auch bei einem Teleshopping-Sender ein und präsentiert mehrmals im Jahr höchstselbst den Luxus mit Krone zum erschwinglichen Preis. Und viereinhalb Jahre nach seinem ersten Auftritt gehört Glööcklers Format zu den erfolgreichsten.

"Ich mache Mode für Menschen, die etwas Besonderes suchen", sagt der in letzter Zeit etwas partymüde gewordene Kreateur und blättert in einem Ordner mit Fan-Post. Besonders freuen ihn Briefe von Frauen, die sich bedanken, dass der Hobby-Maler auch an Frauen bis Konfektionsgröße 56 denkt. "Was soll daran unschicklich sein", faltet er die Hände und seine kastaniengroßen Ringe funkeln pompös.

Dass es beim Rosen-Fan nicht immer so pompös zuging, verheimlicht das Energiebündel ohne Alter ("nur Verrückte geben ihr Alter preis") nicht. Die Kindheit war schwer. Und so träumte er sich in eine heile Welt. Erst wurde er Verkäufer, später Mitinhaber eines Modeladens in Stuttgart. Als die Zeiten besser wurden leistete sich Glööckler dann das zweite ö in seinem Namen. Pompös eben.