Computerspiel Computerspiel: Origin, oder der Kampf um Battlefield 3

Halle (Saale)/MZ. - Nach der Veröffentlichung des Spiels "Battlefield 3" erzitterte die Welt der PC-Spieler. Doch das erzittern bewirkten nicht etwa die klirrenden Ketten der Panzer oder die donnernden Rotoren der Kampfhubschrauber in der Kriegssimulation. Schuld daran soll die Onlinevertriebsplattform Origin sein, ohne die das Spiel der kanadischen Firma nicht spielbar ist. Heutzutage ist es nicht ungewöhnlich, dass Spiele über solche zwischengeschaltete Plattformen installiert und verkauft werden. Bekanntestes Beispiel dafür ist Steam, über die Spiele wie Halflife 2 oder Counterstrike laufen. Spiele-Hersteller erhoffen sich von den Plattformen einen besseren Kopierschutz für PC-Spiele, die in der Vergangenheit leicht als Raubkopien endeten.
Doch wer den Selbstschutz mit der Verletzung des Datenschutzes des Verbrauchers bewerkstelligen will, der schießt weit über das Ziel hinaus. Und genau das werfen Kritiker der EA-Plattform Origin vor. Das PC-Magazin Gamestar ließ anhand des Rechtsexperten Thomas Schwenke die EULA (End User License Agreement) von Origin überprüfen und dieser fällte ein vernichtendes Urteil: Die Nutzungsbedingungen und der Endbenutzer-Lizenzvertrag von Origin kommen einer Spyware gleich.
Das klingt schier unglaublich. Denn viele PC-User versuchen alles, um ihre Computer-Daten vor fremdem Zugriff zu schützen. Dafür nutzen sie Tools wie Antispyware, Antivirenschutz oder Script-Blocker. Electronic Arts führt diese Sicherheitsmaßnahmen ad absurdum. Denn der Spieler soll sich wissentlich Spyware auf den PC installieren. Origin verlangt mit der Installation von Battlefield 3 den Zugriff auf sensible Daten des PCs. Bei der Einwilligung zur Datenerhebung verlangt Origin: "Du gestattest EA und seinen Partnern das Sammeln, Nutzen, Speichern und Übertragen von technischen und verwandten Informationen, die deinen Computer (einschließlich IP-Adresse), dein Betriebssystem, deine Nutzung der Anwendung, Software, Software-Nutzung und deine Hardware-Peripherie identifizieren, um die Bereitstellung von Software-Updates zu erleichtern. EA kann diese Daten ebenfalls in Verbindung mit personenbezogenen Informationen zu Marketingzwecken nutzen." Und das ist nur eine fragliche Passage in der Lizenzvereinbarung (siehe Link). Mittlerweile beschäftigt sich der Datenschutzbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen mit der Angelegenheit, da sich der deutsche Sitz der Firma in Köln befindet.
Battlefield 3 bekam vor der Veröffentlichung von allen Seiten Lob und erhielt dieses Jahr auf Spiele-Messen unzählige Auszeichnungen. Von den Redaktionen der Spiele-Zeitschriften gab es durchweg ausgezeichnete Wertungen. Doch nach der Veröffentlichung des Spiels folgte der Aufschrei der Spieler-Gemeinde - denn die EULA von Origin waren in den Testergebnissen nicht einbezogen. Es gab wohl noch nie in der Geschichte der Computerspiele eine so schlechte Bewertung eines so guten Spiels. Bezeichnend dafür ist die Online-Verkaufsplattform Amazon, wo sich der geballte Frust der Spieler nachlesen lässt. Von fünf möglichen Sternen hält sich das Spiel bei knapp über einem. Das entspricht sicher nicht der Qualität des Spiels, aber der Wut der PC-Spieler über Origin.
Eletronic Arts beschreitet einen Weg, der zweifelhaft erscheint. Müssen PC-Spieler virtuell die Hosen fallen lassen, um Battlefield 3 spielen zu können? Die EULA von Origin scheinen derzeit inakzeptabel. Electronic Arts ist nun am Zug.