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Chinesische Kunst Chinesische Kunst: Exotik und Kitsch aus dem Reich der Mitte

Von Thomas Kärst 18.07.2006, 09:44
Soll Reichtum und Glück herbeiwinken - die «Winkende Katze» stammt ursprünglich aus Japan, ist aber seit langem in China verbreitet.
Soll Reichtum und Glück herbeiwinken - die «Winkende Katze» stammt ursprünglich aus Japan, ist aber seit langem in China verbreitet. Jens Schierenbeck

Hamburg/Berlin/dpa. - Bunte Thermoskannen, mit Schriftzeichen verzierte Reisschalen,Buddhastatuen und Seidenblusen - der Laden «Asiaaround» im HamburgerSchanzenviertel ist eine Fundgrube für China-Fans. Der 1996gegründete Laden hatte ursprünglich vor allem Asia-Lebensmittel imAngebot. In den vergangenen Jahren drängten Geschirr, Spielzeug undKleidung jedoch die Frühlingsrollen und Sojasoßen deutlich zurück.

Komplett auf chinesische Nippes-Artikel setzt der nach einemMandarin-Schriftzeichen benannte Laden «Doppelglück» im BerlinerSzeneviertel Prenzlauer Berg. Mehrmals im Jahr geht«Doppelglück»-Inhaberin Nicole Wong in China auf Einkaufstour. EinRenner ist derzeit die «Winkende Katze», eine bunte Plastikfigur, dieursprünglich aus Japan stammt und mit der Pfote wackelt. «Sie sollReichtum und Glück ins Haus winken», sagt Mitarbeiterin CorneliaKnorr.

Gefragt sind laut Knorr auch chinesische Werbeplakate aus denzwanziger bis vierziger Jahren: Überwiegend Frauen werben dort inteils lasziven Posen für Zigaretten, Parfüm, Seife oderInsektensprays. Die in Deutschland erhältlichen Stücke sind jedoch inder Regel Nachdrucke.

Fast ausschließlich Originale hat dagegen Erika Förster im Angebot- die Händlerin aus Nittendorf bei Regensburg importiert antike Möbelaus China. «Vor allem Hochzeitsschränke gehen gut.» Doch auchKommoden und Tische werden nachgefragt. Der Großteil der antikenMöbel, die es in China noch zu kaufen gibt, stammt laut Förster ausden letzten 50 bis 60 Jahren der Qing-Dynastie, also etwa aus derZeit von 1850 bis 1910.

Die oft aus Ulmen-, Zedern- oder Zypressenholz hergestellten Möbelwerden von Aufkäufern in der chinesischen Provinz aufgespürt und anHändler beispielsweise in Peking geliefert, wo sie auch restauriertwerden. Preislich sind die Stücke durchaus erschwinglich: AntikeKommoden sind oft schon ab 400 Euro zu haben, Schränke ab 700 Euro.

Deutlich teurer ist die klassische Kunst - doch dieser Markt istschwierig geworden. «Die Nachfrage ist schon da, aber die Deutschenkommen kaum noch zum Zuge», sagt Hans-Martin Schmitz, auf Asiaticaspezialisierter Kunsthändler aus Köln. Grund sei, dass immer mehr zuGeld gekommene Chinesen Kunst aus ihrer Heimat in Europa aufkaufen -seit mehreren Jahren treibe das die Preise nach oben, beispielsweisebei Gegenständen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. «Porzellan ist sehrbegehrt», so der Experte. Aber auch buddhistische Skulpturenerzielten enorme Preise.

Der Trend zum fernöstlichen Interieur ist für Experten nichtverwunderlich. «China ist doch in aller Munde», sagt Prof. HelmoltVittinghoff, Sinologe an der Universität Köln. Mit verstärktem Handelund wachsenden Reisemöglichkeiten in die Volksrepublik nehme auch dasInteresse an chinesischer Kultur zu. Ganz neu sind solche Trends lautVittinghoff allerdings nicht: «Jeder Rokoko-Fürst hat sich doch seinchinesisches Zimmer gebaut.»