Cheerleading ist längst auch ein Sport für Männer
Bremen/dpa. - Alexander Balz ist groß und muskulös. Das schwarze Trainings-T-Shirt umspannt breite Schultern. Die Bizepsmuskeln könnten auch einem Bodybuilder gehören.
Doch der 33 Jahre alte Fußbodenleger hat ein ganz anderes Hobby. Wenn er seine Sporttasche packt, geht es zum Cheerleading. Blöde Sprüche hört er häufig. «Ich sehe das relaxt. Wenn mich jemand auslachen will, soll er herkommen und ein Mädchen auf einem Arm halten. Wenn er das kann, darf er lachen», sagt der ehemalige Footballspieler.
In der Sporthalle der Bremer Grundschule Osterholz herrscht Hochspannung. Es ist die letzte Probe für das Senior Team des BFC Firestorm, das an diesem Samstag in der Hansestadt bei der 19. Deutschen Meisterschaft im Cheerleading um einen der Titel kämpfen wird. Rund 500 Sportler in 42 Gruppen werden dann in fünf verschiedenen Disziplinen gegen einander antreten. Alexander Balz will mit seiner Mannschaft Deutscher Meister bei den «Cheerleading Co-Ed-Teams» werden. Im Gegensatz zu den Gruppen der Disziplin «All-Girl», treten hier Männer und Frauen gemeinsam an.
Laute Musik dröhnt aus den Boxen. Ein neuer Durchlauf zu schnellen Bässen. Vier Männer und vier Frauen wirbeln über die gepolsterte Matte. Rad, Flickflack, Hebefigur. In atemberaubender Geschwindigkeit wechseln Elemente aus Tanz, Bodenturnen und Akrobatik einander ab. Blitzschnell wird Anna Struck von ihren männlichen Kollegen gepackt und in die Luft geworfen. Lächelnd landet sie als Spitze einer Pyramide auf den Schultern ihres Untermannes.
«Lächeln ist das A und O», sagt Inge Balz, Sportdirektorin aller Gruppen der Bremen Firebirds Cheerleaders (BFC). «Es soll auf die Zuschauer so wirken, als sei es die leichteste Übung der Welt.» Dennoch sei Cheerleading knallharter Leistungssport. Davon zeugt auch der Verband, der um Anna Strucks Ellbogen gewickelt ist. «Beim Flickflack verdreht», sagt die Abiturientin und zuckt mit den Schultern. Auf die Deutsche Meisterschaft will die 20-Jährige trotzdem nicht verzichten: «Das sind drei Minuten für die man ein ganzes Jahr trainiert hat. In die Top-Drei können wir es schaffen.»
Aus dem Schatten der Footballteams hat sich das Cheerleading längst gelöst. «Unser Sport ist eigenständig geworden», sagt Inge Balz. Vor 16 Jahren begann der BFC Firestorm als «All-Girl»-Gruppe und feuerte das Footballteam Bremen Firebirds an. Heute gibt es Cheerleading-Leistungsteams in drei verschiedenen Altersgruppen, die auch an Wettbewerben und Showauftritten teilnehmen. Trotzdem besteht eine enge Verbindung zwischen Footballteam und Cheerleadern. Viele der männlichen Sportler wechseln nach der Footballsaison die Seiten.
«Wegen der Vorurteile ist es schwierig, Männer ins Team zu bekommen», erklärt Inge Balz. Für die akrobatischen Einlagen der «Co- Ed-Teams» seien die starken Jungs aber unersetzlich. Schwiegersohn Alexander ließ sich vor elf Jahren von seiner Frau überzeugen. «Cheerleading war für mich ein guter Ausgleichssport zum Football», sagt er. Heute wirbt der Trainer der Footballjugend bei seinen Schützlingen für den Sport. Offensichtlich mit Erfolg, denn auch in der Altersgruppe 12 bis 16 gibt es ein gemischtes Team.