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Bürokaufleute Bürokaufleute: Für Frauen der Ausbildungsberuf Nummer 1

14.04.2003, 11:32
Tippen, telefonieren und manchmal auch Kaffee kochen: Bürokaufleute werden sowohl in Industrie und Handel wie auch im Handwerk benötigt. (Foto: dpa)
Tippen, telefonieren und manchmal auch Kaffee kochen: Bürokaufleute werden sowohl in Industrie und Handel wie auch im Handwerk benötigt. (Foto: dpa) dpa

Bonn/Berlin/dpa. - Bei jungen Frauen ist es der häufigste Ausbildungsberuf überhaupt, in der Gesamtstatistik liegen die Bürokaufleute aber nur auf Platz drei. Das liegt vor allem daran, dass es Männer eher weniger ins Büro zieht - die Zahl der Frauen ist mehr als drei Mal so hoch. Verbreitet ist der Beruf, weil er in allen Wirtschaftszweigen ausgebildet wird. «Er gehört zu den so genannten Querschnittsberufen», sagt Martin Elsner, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.

Sowohl Industrie und Handel als auch das Handwerk bilden Bürokaufleute aus, unabhängig von der Branche und Betriebsgröße. «Ich denke, dass so viele Frauen Bürokauffrau werden wollen, weil sie damit viele Berufschancen haben und nicht an eine bestimmte Branche gebunden sind», sagt Bürokauffrau Petra Pfeiffer aus Scheßlitz (Bayern). Als sie sich 1997 für den Beruf entschieden hatte, suchte sie im Internet Informationen - und fand keine. Daraufhin stellte sie unter der Adresse http://www.buerokauffrau.de selbst Wissenswertes zu diesem Berufsbild zusammen.

Das Klischee von der Kaffee kochenden Sekretärin hängt dem Beruf noch nach. In der Ausbildung sind auch solche Dienstleistungen üblich. Grundsätzlich gehöre aber die Assistenzfunktion stärker in ein anderes Berufsbild - das der Kaufleute für Bürokommunikation, betont Martin Elsner. Diese Ausbildung sei auch kürzer und eher dem klassischen Sekretariat zugeordnet. Daneben gibt es noch die Fachangestellten für Bürokommunikation im Öffentlichen Dienst.

Die drei Berufe gleichen sich inhaltlich immer weiter an, formal haben aber die Bürokaufleute die breitesten Berufschancen, weil sie in Industrie, Handel und Handwerk zum Beispiel in der Verwaltung ebenso wie im Rechnungswesen eingesetzt werden können.

Für Petra Pfeiffer war diese Vielseitigkeit Ausschlag gebend. «Ich wollte eine breite Ausbildung, mit der ich mich spezialisieren konnte.» Heute arbeitet sie in der Lohnbuchhaltung des Deutschen Erwachsenenbildungswerk in Bamberg. «Buchhaltung ist immer mein Berufsziel gewesen» - das sie ganz bewusst auf eine breitere Ausbildungsbasis stellen wollte. Allerdings stand sie mit dem Wunschberuf während der dreijährigen Lehre in der Berufschulklasse ziemlich allein: «Wir waren nur zwei Frauen, die wirklich Bürokauffrau lernen wollten.» Viele andere Mitschüler lernten Bürokauffrau, weil sie in ihrem Wunschberuf keinen Ausbildungsplatz gefunden hatten.

«Beliebt könnte der Beruf auch sein, weil nicht unbedingt Abitur erwartet wird», formuliert es Hella Lüth, Referentin für Kaufmännische und Dienstleistungsberufe beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Berlin. Erwartet werden Kenntnisse in Microsoft Office sowie gute Deutschkenntnisse. Geboten wird dann vielseitige computergestützte Sachbearbeitung sowie viel Kontakt mit Menschen. Das versöhnt: «Die Mehrheit der Fachkräfte sind mit ihrer Berufswahl zufrieden, auch wenn es nicht der Wunschberuf war», so Elsner.

Die Fachleute betonen, dass der Beruf akzeptiert sei: Die Chancen, die der Beruf auf dem Arbeitsmarkt bietet, gelten als gut. Immerhin 63 Prozent der Ausbildungsabsolventen sind anschließend im erlernten Beruf tätig, ermittelte das BIBB. Damit liegen die Bürokaufleute 10 Prozentpunkte über dem Durchschnitt. Und auch viele, die nicht im Ausbildungsberuf arbeiten, bescheinigen ihm eine hohe Verwertbarkeit: 40 Prozent der Befragten gaben an, viel von den Kenntnissen und Fertigkeiten außerhalb des erlernten Berufes verwerten zu können.

Dennoch wird über Veränderungen in der Ausbildung nachgedacht: «Man ist der Meinung, dass die Kundenorientierung und auch eine Branchenorientierung in der Ausbildung stärker berücksichtigt werden sollten», sagt Hella Lüth. Denn laut Ausbildungsverordnung werden Bürokaufleute vor allem im Innendienst eingesetzt. Das entspricht aber nicht mehr der modernen Dienstleistungsgesellschaft: «Wer einen Handwerksbetrieb betritt, wendet sich zunächst an das Büro und trifft auf die Bürokauffrau», sagt Lüth.

2002 betrug die tarifliche Ausbildungsvergütung im IHK-Bereich in den alten Bundesländern zwischen 602 Euro im ersten und 723 Euro im dritten Ausbildungsjahr. In den neuen Bundesländern waren es zwischen 530 Euro und 657 Euro. Im Handwerk liegen die Vergütungen niedriger. Je nach Berufserfahrung und Branche können Bürokaufleute anschließend bis zu 2500 Euro brutto pro Monat verdienen.