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Was hat sich verändert? Bloggerin: Ein Jahr lang täglich Sex - wie geht das und was bringt das?

04.09.2017, 08:00
Brittany Gibbons mit ihrem Mann.
Brittany Gibbons mit ihrem Mann. instagram.com/brittanyherself

Zu müde, zu unsexy, zu ausgelaugt. So fühlte sich Brittany Gibbons, nachdem sie drei Kinder bekommen hatte und sich ihr Leben als Mutter eingerichtet hatte. Es war nicht mehr das, was sie sich vorgestellt hatte. Die Kinder, der Haushalt, das Leben – alles drehte sich um Planung und Organisation. Der Alltag fraß die Lust.

Sie erkannte sich nicht wieder, als sie eines Morgens vor dem Spiegel stand. Sie traute sich nicht mehr, sich nackt anzuschauen, geschweige denn, sich vor ihrem Mann zu zeigen. Sex gab es nur noch selten, dann aber auch nur bei gedimmtem Licht. Für die Bloggerin aus Ohio war klar: Irgendetwas musste sich ändern. Ihr ambitionierter Plan: Sie wollte ein Jahr lang mindestens einmal am Tag Sex mit ihrem Mann haben.

„Mit der Idee, jeden Tag Sex zu haben, wollte ich mich herausfordern, mich jeden Tag mit meinem Körper auseinanderzusetzen“, sagt Brittany, die auch ein Buch zum Thema geschrieben hat und mittlerweile auch als Plus-Size-Model arbeitet. Wie erwartet, willigte ihr Mann in ihre Pläne ein. Doch kann so etwas funktionieren? Gibt es nicht auch weniger anspruchsvolle Wege, als Eltern noch Paar zu bleiben?

Wie Kinder die Partnerschaft verändern

„Kinder verändern das Paarleben“, sagt Diplom-Psychologe Björn Enno Hermans.  „Die Sexualität nimmt nach der Geburt bei einigen Paaren erst einmal ab und es dauert eine Zeit, bis sich wieder körperliche Anziehungskraft entwickelt.“ Ein Baby hat Bedürfnisse, es braucht viel Nähe, beansprucht die Mutter, aber auch ihr Körper braucht seine Zeit, um sich von Schwangerschaft und Geburt zu erholen. Aber jeden Tag Sex, um das Selbstbewusstsein zu stärken und die Beziehung wieder anzukurbeln?

Bei Brittany und ihrem Mann hat das geklappt. Bis auf wenige Ausnahmen durch Dienstreisen oder Magen-Darm-Erkrankungen hatten sie jeden Tag Sex. „Zu Anfang fiel es mir schwer“, gibt sie zu. Wenn sie abends nach einem anstrengenden Tag mit den Kindern müde am Waschbecken stand und wusste, ach Mensch, wir müssen ja noch…

Brittany gewöhnte sich an den täglichen Sex

Aber mit der Zeit gewöhnte sie sich daran und begann, sich auf ihre tägliche „Aufgabe“ zu freuen. Sie merkte, der tägliche Sex tat ihrer Beziehung auch außerhalb des Schlafzimmers gut. Sie und ihr Mann berührten sich im Alltag mehr, hatten größeres Verständnis für den anderen. Kann das also auch ein Modell für andere Paare sein, die ihre Beziehung wieder aufleben lassen möchten? Lesen Sie auf der nächsten Seite, was ein Paartherapeut dazu sagt. 

„Sich täglich Sex zu verordnen, kann auch Druck aufbauen.“

„Es ist wichtig, sich einander wieder anzunähern“, sagt Björn Enno Hermans von der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie. „Aber sich täglich Sex zu verordnen, kann auch Druck aufbauen, denn mit realen Bedürfnissen hat das ja nichts mehr zu tun.“

Viel eher empfiehlt er Paaren, sich Zeit – gern auch festgelegte – füreinander zu nehmen. Ohne Kinder. Regelmäßig. Sie sollten sich austauschen, um mitzubekommen, wie es dem anderen gerade geht. Natürlich könne ein solches Treffen auch in einer intimen Situation enden, sagt er, das müsse es aber eben nicht.

Es kann auch einfach ein Abend auf der Couch sein, bei dem man nah aneinander sitzt, sich riecht, sich spürt. Oder die Abmachung, mal gleichzeitig ins Bett zu gehen und vor dem Einschlafen noch zu quatschen. Quality Time. Ausgang offen. So bleibt auch ein bisschen Spannung dabei. „Wichtig ist, sich diese Zeit aber ganz bewusst füreinander zu nehmen“.

Bilanz nach einem Jahr mit täglichem Sex

Brittans Gibbons „Projekt“ liegt nun schon drei Jahre zurück. Auch wenn dieser Weg nicht für alle Paare der richtige sein mag, so denkt sie selbst noch immer gern an das Jahr zurück, in dem sich so viel für sie änderte. Heute hat sie zwar nicht mehr täglich Sex – „wir sind ja schließlich Menschen und keine Roboter“ – aber ihre Beziehung und ihr Leben hätten sich „dramatisch zum Besseren“ entwickelt, sagt sie.

Mit ihrem Mann hat sie es geschafft, eine schöne Balance zwischen Elternschaft und Beziehung zu finden – durch Sex statt Paartherapie. Müde ist sie immer noch manchmal. Aber glücklicher dabei. „Letztlich weiß ich, dass ich eine bessere Ehefrau, eine bessere Mutter und eine bessere Frau, wenn ich mich sicher in meiner Beziehung und wohl in meiner Haut fühle.“ So einfach, so schön.

(lha)