1. MZ.de
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Beziehungsende: Beziehungsende: Schlussmachen fällt vielen Jugendlichen schwer

Beziehungsende Beziehungsende: Schlussmachen fällt vielen Jugendlichen schwer

Von Daniel Große 20.10.2004, 13:06
Nicht nur aller Anfang, sondern auch das Ende ist schwer - wer mit seinem Partner Schluss machen möchte, sollte bei allem Gegrübel, wie er dies möglichst schonend tun kann, aber auch an sich selbst denken. (Foto: dpa)
Nicht nur aller Anfang, sondern auch das Ende ist schwer - wer mit seinem Partner Schluss machen möchte, sollte bei allem Gegrübel, wie er dies möglichst schonend tun kann, aber auch an sich selbst denken. (Foto: dpa) Michael Faden

Köln/dpa. - Wer jung ist, verliebt sich schnell - manchmal zuschnell. Deshalb kommt es vor, dass man seinem Schwarm erklären muss,dass da «jemand Neues» ist. Schmerzlich ist eine solche Situation oftfür beide Seiten: für den Verlassenen, weil er verletzt wird und fürden neu Verliebten, weil ihm das Schluss machen schwer fällt. Allzusalopp wird dann der berühmte Satz ausgesprochen: «Wir können jaFreunde bleiben.» Doch dies sollte nicht nur aus Schuldgefühl oderMitleid geschehen. Und eine Beziehung nicht persönlich, sondern perTelefon oder gar per SMS zu beenden, ist schlichtweg eine Gemeinheit.

Laut Karin Widera von der Jugendberatung Düsseldorf ist dieTrennung das schwierigste aller Probleme, die eine Beziehung mit sichbringt. «Es gibt keine Patentlösung dafür, sonst müsste es auch einefür die Beziehung geben», so die Sozialarbeiterin. «Je gleichwertigerdie Position der beiden Liebenden in der Partnerschaft war, destoeher ist es möglich, einen sauberen Schnitt zu machen», sagt CarmenRosen, Psychologin aus Köln. Doch was kann derjenige, der Schlussmachen will, tun, wenn absehbar ist, dass dies nicht reibungslosverlaufen wird - den «richtigen Moment» abwarten oder möglichstschnell reinen Tisch machen?

Eine Trennung Knall auf Fall hält Andreas Kopp, Diplompsychologebei der Caritas in Garmisch-Patenkirchen, für den falschen Weg: «Einradikaler Abbruch bringt überhaupt nichts.» Vorher sollte genauüberlegt werden, um im Ernstfall auf die Frage nach dem «warum» eineehrliche und plausible Antwort geben zu können - dem Verlassenenzuliebe. In vielen Fällen ist es hilfreich, sich vorher den Rat einerVertrauensperson zu holen. «Ältere Freunde, Lehrer oder Eltern könnendabei helfen.»

Allerdings ist für Jungen und Mädchen, die eine Beziehung beendenwollen, auch eine gewisse Portion Egoismus wichtig: «Es kommt immerdarauf an, was einem selbst gut tut», sagt Karin Widera. Angst vordem entscheidenden Gespräch mit dem oder der künftigen «Ex» ist dabeivöllig normal: «Gerade in jungen Jahren muss man erst noch lernen,wie Empfindungen am besten ausgedrückt werden. Das sollte niemandendavon abbringen, über das Vergangene zu reden - auch wenn es schwerfällt», sagt Kopp.

Am besten sei es, wenn derjenige, der Schluss machen will, offenund ehrlich die Situation auf den Tisch bringt. «Dabei kann auch dieeigene Unsicherheit zum Ausdruck gebracht werden. Mit Sätzen wie "Ichweiß nicht, wie ich es Dir sagen soll" oder "Ich habe Angst, dass Dirmeine Worte weh tun" kann dem Partner gezeigt werden, dass man ihnnicht verletzen will.»

Auf jeden Fall sollte die Beziehung mit einem persönlichenGespräch beendet werden - auch wenn es möglicherweise verlockenderscheint, den Partner am Telefon oder per SMS in die Wüste zuschicken. «Das ist feige, und der Verlassene wird mit seinem Schmerzallein gelassen», sagt Kopp. «Das Gegenüber hat es verdient, über dieGefühle und die Motivation zur Trennung informiert zu werden.»

Sind die Wege dann getrennt, ist es nicht ausgeschlossen, dass ausder Liebe tatsächlich eine gute Freundschaft wird. «Diesen Prozesssollte man aber nicht erzwingen», warnt Andreas Kopp. Es sei zwar inOrdnung, wenn derjenige, der Schluss gemacht hat, sein Interessedaran anspricht, sich nicht aus den Augen zu verlieren. «Erwartenoder gar verlangen sollte er dennoch nichts.»

Problematisch wird es, wenn sich die ehemaligen Partner nach derTrennung regelmäßig in der Clique sehen. «Dort ist es ja schwierig,sich aus dem Weg zu gehen», sagt Carmen Rosen. Ein Neuanfang in Formeiner Freundschaft für ist sie erst dann möglich, wenn der Verlasseneakzeptiert hat, dass die Liebe endgültig vorbei ist. Und das kannunter Umständen länger dauern, als der «Herzensbrecher» erwartet hat:«Ist der Partner sehr enttäuscht und überrascht, dann hilt nurGeduld», sagt Kopp.

Verhängnisvoll kann es laut Carmen Rosen sein, wenn derjenige, derdie Beziehung beendet hat, dem Ex-Partner mit zu viel Mitgefühl oderHilfsbereitschaft begegnet: Unter Umständen macht er ihm damitungewollt neue Hoffnungen. «Leidet einer der Beteiligten besondersschwer, wäre deshalb ein völliger Abbruch des Kontaktes eher ratsam.»Mit etwas Abstand kann dann ein neuer Anlauf unternommen werden, dasVerhältnis ins Reine zu bringen. Denn die Experten sind der Meinung:Bricht der Kontakt langfristig komplett ab, ist das schade. Hat manjemanden an sein Herz gelassen, sollte dieser eigentlich immer einFreund bleiben - egal, was vorgefallen ist.