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Beziehungs-Probleme Beziehungs-Probleme: Frust nach dem Seitensprung

Von Cornelia Jeske 22.07.2004, 14:53

Stuttgart/dpa. - Was ist also zu tun bei einem Verdacht? "Vielleicht zunächst die Frage stellen, wie man darauf kam", empfiehlt König. Manchmal fängt die Eifersucht schon an, wenn der Freund mit einer anderen tanzt. "Das kann von einer Unsicherheit herrühren, der Furcht davor, eine andere könnte besser sein als ich." Von der Detektivarbeit rät Thiel jedoch ab: "Untreue ist nicht das Problem, sondern das Symptom eines Problems." Wenn ein Paar wirklich glücklich ist, so könnten zehn hübsche Exemplare des anderen Geschlechts durch den Raum flanieren - den Partner ließe das kalt." Sieht es anders aus, betont Thiel, ist was schief gelaufen: "Das herauszubekommen ist schwer, aber die Aufgabe eines jeden, der eine gute Beziehung führen will."

Nach einem Seitensprung ist es meist zu spät. Die wenigsten können einen solchen Treuebruch verzeihen. "Jungs und Mädchen leiden gleichermaßen unter dieser Situation", sagt Staufer - "wobei Mädchen ihren Schmerz stärker nach außen zeigen und auch eher mal verzeihen können. Dann wollen sie jedoch zu hören bekommen, dass es nur ein einmaliger Ausrutscher war." Werden Jungs betrogen, so die Pädagogin, dann trösten sie sich schnell mit einer anderen. Bleiben oder aber gehen: Staufer nähert sich langsam der Antwort. "Jeder muss herausfinden, was mehr weh tut: das Fremdgehen auszuhalten oder eine Trennung." Ist der Stolz verletzt, kann der Betrug verziehen werden. Geht es aber um existenzielle Fragen, so wird es schwieriger. "Dann sollten Betroffene schauen, ob man den Verlust auf einer anderen Ebene ausgleichen kann." Das können Freunde oder Hobbys sein.

Bedenklich findet König, wenn die Mädchen ganz bedingungslos verzeihen: Besser sei es, Bedingungen zu stellen. Wenn sich das Mädchen distanziert, muss sich der Junge erneut annähern. Auch für den Seitenspringer ist die Situation nicht leicht. "Oft geplagt von Gewissensbissen, möchte er es dem anderen erzählen, damit dieser ihm die Absolution erteilt", sagt König. Doch diese gibt es meist nicht - ganz im Gegenteil: "Wer seien Betrug gesteht, setzt beim anderen das Kopfkino in Gang." Dieser sieht dann in Gedanken die Freundin mit dem Nebenbuhler. Das ist schmerzlich.

Thiel rät daher: "Auf keinen Fall gestehen! Klingt unmoralisch, ist allerdings genau das Gegenteil, man schützt den anderen." Zudem verlaufe die Beziehung nach einem Geständnis meist gleich: Der Betrogene bekommt Depressionen, zieht sich zurück, der Betrüger hat Gewissensbisse. "Das schraubt sich hoch, bis keine Lösung mehr denkbar ist." Lieber solle man das Gespräch mit Freunden suchen.

Gerettet ist die Beziehung damit trotzdem nicht: Wird ein Seitensprung nicht gestanden und bleibt Strafe aus, kommt es laut Staufer oft zu einem weiteren: "Eine Weile hat man schlechtes Gewissen. Dann aber verdrängt man es. Und bei nächster Gelegenheit ist die Schwellenangst nicht mehr hoch." Das Problem aber zu umgehen, indem man eine "offene Beziehung" führt, hält Thiel nicht für gut: "Das ist ein Ding der späten Sechziger."