Betrug und Partnerschaft Betrug und Partnerschaft: Dreiste Abzocker machen mit vermeintlicher Untreue Geschäfte

Kempten/ddp. - In Briefen, die nachddp-Recherchen nicht nur in Bayern, sondern in der ganzenBundesrepublik versandt wurden, heißt es, dass bei anderweitigenRecherchen der Partner wegen einer möglichen Affäre aufgefallen sei.Bei der angegebenen Telefonnummer und auch auf E-Mail-Anfragen beider Detektei in Berlin gibt es keine Rückmeldung. DieVerbraucherschutzzentrale Rheinland-Pfalz warnt bereits davor, aufdas dubiose Angebot einzugehen.
Jüngstes Beispiel ist ein Fall aus dem Allgäu. Am Samstagabendklingelte bei einer Familie in der Nähe von Kempten das Telefon. DerMann war übers Wochenende auf der Jagd. «Am Telefon war eine gewisseSabine. Sie sagte, sie möchte meinen Mann sprechen, sie würden sichja öfter treffen», schilderte die überraschte Ehefrau der ddp denAnruf. Als ihr Mann Werner am nächsten Tag nach Hause kam, stauntedieser nicht schlecht, als ihn seine Frau mit dem Anrufkonfrontierte. Dabei hatte er sich keinerlei eheliche Verfehlungenvorzuwerfen.
Ein paar Tage später flatterte dann der besagte Brief ins Haus.Absender war eine angebliche Detektei «Bullman & Petersen» ausBerlin. Sie teilte mit, dass sie auf Observationen, Recherchen undErmittlungen jeder Art spezialisiert sei. Es bestehe die Möglichkeit,die Detektei rückwirkend mit Nachforschungen zu beauftragen. Einentsprechender Antrag wurde beigefügt. 325 Euro soll die Frau perNachnahme bezahlen, wenn der Auftragsbericht übersandt wird. Und siewird auch gleich noch aufgefordert, «erst nach Auswertung allerInformationen Ihren Partner zu konfrontieren, da dies zum jetzigenZeitpunkt laufende Ermittlungen beeinträchtigen könnte».
Ihr Ehemann Werner war stinksauer: «Was ist da wohl in Familienlos, wo es nicht so gut läuft wie bei uns?», fragte er und ging zurPolizei. Doch die Polizei in Kempten kann ihm nicht helfen. Der Briefsei so raffiniert abgefasst, dass zum jetzigen Zeitpunkt eineStraftat nicht nachgewiesen werden könne, sagen die Beamten.Ähnliches ist auch von der Staatsanwaltschaft zu hören.
Gleichwohl warnte der Kemptener Polizeisprecher Christian Owsinskiam Montag vor der «dreisten Masche». Er bestätigte, dass einderartiger Fall der Polizei im Allgäu angezeigt wurde und mehrereFälle quer durch Deutschland bekannt sind und mahnte: «Ich kann nurdringend davor warnen, auf diese Briefe hereinzufallen.»
Dem schloss sich auch der Bundesverband Deutscher Detektive an.Pressesprecher Josef Riehl sagte, der Verband habe festgestellt, dasses die besagte Detektei in Berlin gar nicht gibt. Dahinter stecke einMann, der auch Unterzeichner der dubiosen Briefe sei. Er schade damitdem ganzen Detektivgewerbe. Der Verband der Detektive hat bereits einAbmahnverfahren gegen die vermeintliche Detektei «Bullman & Petersen»eingeleitet.
Der Bundesverband Deutscher Kriminalbeamter (BDK) siehtmöglicherweise doch einen Strafrechtstatbestand als erfüllt an.BDK-Pressesprecher Bernd Carstensen sagte auf ddp-Anfrage: «DiePersonen, die davon betroffen sind, sollten eine Anzeige wegen üblerNachrede erstatten, damit die jeweils zuständige StaatsanwaltschaftErmittlungen aufnehmen und die mögliche Strafbarkeit überprüfenkann.» Grundlage für diese Strafanzeige sei das beigefügteAuftragsformular, in dem gegen ganz bestimmte Personen derAnfangsverdacht der partnerschaftlichen Untreue unterstellt wird.
Derweil ballt Werner A. in seinem Haus bei Kempten die Fäuste:«Also, wenn ich diesen Typ erwischen würde, dann tät ich demwahrscheinlich die Gurgel rumdrehen, aber vermutlich werde ich ihnnicht erwischen.» Die Eheleute haben nicht bezahlt, glauben aber,dass viele in weniger eindeutigen Situationen - gerade jetzt imFasching - auf die üble Masche hereinfallen. Quer durch Deutschlandsind nach ddp-Recherchen bereits derartige Briefe aufgetaucht. Sounter anderem in Friedrichshafen, Bad Windsheim, bei Oldenburg, imRaum Stuttgart, bei Geesthacht, in Bremen, Aachen und Meckenheim. Wieviele der Angeschriebenen bezahlt haben, ist nicht bekannt.