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Beschäftigung im Alter Beschäftigung im Alter: Rent a Rentner

Von Mareike Witte 26.10.2014, 12:35
Senior Klaus Kiesler übernimmt im Berliner Atelier der Künstlerin Elisa Brückner Tischlerarbeiten.
Senior Klaus Kiesler übernimmt im Berliner Atelier der Künstlerin Elisa Brückner Tischlerarbeiten. dpa Lizenz

Alte Möbel restaurieren, eine Terrasse bauen oder einen Wasserschaden im Haus fachmännisch begleiten - Klaus Kiesler weiß, wie das geht. Der 71 Jahre alte Bauingenieur hat sich vor drei Jahren bei der Online-Jobbörse „Rent a Rentner“ angemeldet und konnte sich am Anfang vor Anfragen kaum retten. Etwa sechs Aufträge hat der Pensionär seitdem als Tischler oder Bauingenieur angenommen.

Nicht nur Rentner, sondern alle Menschen ab 50 und 60 Jahren finden im Internet über Jobportale wie „Rent a Rentner“, „Alte Profis“, „Rentner-Börse“ oder „Rentner sucht Arbeit“ eine Vielzahl an einmaligen, projektbasierten und längerfristigen Jobs. Entweder bieten die Senioren selbst bestimmte Dienstleistungen an, oder sie melden sich auf Gesuche von Privatpersonen und Unternehmen. Die Betreiber der Internetseiten stellen die Kommunikationsplattform kostenlos zur Verfügung, alles Weitere regeln Auftragnehmer und Auftraggeber.

Die Motivation der Senioren ist ähnlich: Dem Großteil der angemeldeten Nutzer gehe es um Wertschätzung und das Gefühl, gebraucht zu werden, sagt Lutz Nocinski, Betreiber der Jobplattform „Rent a Rentner“ in Bremen. Nur ein Teil sei auf das Geld angewiesen. So geht es auch Klaus Kiesler. „Ich nehme ab und zu einen Auftrag an, um nicht träge im Gehirn zu werden und nicht zu Hause auf den Sensenmann zu warten“.

Die Erreichbarkeit ist wichtig

Das Knifflige bei der Jobsuche über Onlineplattformen ist es, vorsichtig mit den eigenen Daten umgehen und trotzdem Aufträge zu bekommen. Folgende Tipps unterstützen Senioren von der Anmeldung bis zur Auftragsannahme.

Zuverlässigkeit: Potenzielle Nutzer sollten zuverlässig und anpassungsfähig sein, Spaß an der Arbeit haben und gepflegt aussehen, sagt Birgit Wacks. Sie betreibt die Kontaktbörse „Alte Profis“ in Stralsund. Auch die Erreichbarkeit ist wichtig: Interessierte Senioren sollten ihre E-Mails regelmäßig abrufen und haben einen Anrufbeantworter oder ein Handy.

Auswahl: Die Rentner-Jobportale funktionieren nach einem ähnlichen Prinzip: Internetnutzer können ohne vorherige Anmeldung Angebote und Gesuche lesen. Um einen potenziellen Arbeitgeber aber zu kontaktieren oder um selbst ein Gesuch aufzugeben, müssen sie sich bei den meisten Portalen anmelden. Die angegebenen Kontaktdaten sind dann nur für registrierte Nutzer sichtbar.

Anders ist es bei der „Rentner-Börse“. Dort können Senioren ohne Anmeldung Kontakt mit Auftraggebern aufnehmen und Gesuche aufgeben. Wer selbst ein Inserat aufgibt, macht damit Daten wie Geschlecht, Geburtsjahr, Art der Rente und Einsatzort für alle Internetnutzer bis zur Deaktivierung des Eintrags öffentlich.

Persönliche Daten: Anne-Katrin von der Verbraucherzentrale Sachsen empfiehlt, möglichst wenig Informationen anzugeben, da diese sonst zu Werbezwecken genutzt werden könnten. Pensionär Kiesler rät, nur die E-Mail-Adresse anzugeben, nicht aber Telefonnummer und Wohnadresse.

Bessere Chancen mit Foto

Präsentation: „Wer ein Foto einstellt, erhält mehr Anfragen“, weiß Kiesler. Senioren sollten außerdem ihre Fähigkeiten detailliert und für Laien verständlich beschreiben. Außerdem weckt eine kurze, witzige und lockere Personenbeschreibung das Interesse der potenziellen Auftraggeber, ergänzt Nocinski.

Angebote: Senioren bieten am besten unterschiedliche Dienstleistungen an. Außer ungewöhnlichen Tätigkeiten, etwa als Weihnachtsmann aufzutreten, sollten auch oft nachgefragte Jobs wie Housesitting, Kinderbetreuung, Mathe- und Computernachhilfe, Näharbeiten, Gartenarbeit und Handwerkliches angegeben werden. „Über diese Tätigkeiten ergeben sich nicht selten Anfragen nach den nicht alltäglichen Angeboten“, sagt Wacks.

Entlohnung: Der Stundenlohn sollte sich nach Aufwand und Länge der An- und Abfahrt richten. Laut Wacks nehmen die meisten Rentner durchschnittlich acht bis zehn Euro in der Stunde: „Wer sein Honorar niedriger festlegt, hat bessere Buchungschancen“. Es sollte aber nicht zu günstig sein, „denn sonst rennen sie die Tür ein“, sagt Kiesler.

Absprachen: In jedem Fall sollten vorab die Bedingungen der Zusammenarbeit geklärt werden, rät Wacks. So müsse etwa vereinbart werden, ob die Anfahrtskosten mit der Bezahlung abgegolten sind, bis wann die Arbeit abgeschlossen sein soll und wer benötigtes Material beschafft und bezahlt.

Unseriös: Internetnutzer sollten hellhörig werden, wenn sie schnell viel Geld verdienen können. Vorsichtig sollten sie auch sein, wenn sie in Vorleistung gehen sollen, sagt Wiesemann.

Vertragsabschluss: Die Verbraucherschützerin rät Senioren, mit dem Auftraggeber einen schriftlichen Vertrag abzuschließen. In der Praxis werde aber in der Regel nur ein mündlicher Vertrag abgeschlossen, erklärt Wacks von „Alte Profis“.

Mehr im Internet:

www.rentarentner.de

www.alteprofis.de

www.rentner-boerse.de

www.rentner-sucht-arbeit.de