Berufsbild Berufsbild: Visitenkarte von Unternehmen
BREMEN/DPA. - Eine "Perle am Empfang (m / w)" wurde gesucht - und mehr als 200 Stellensuchende fühlten sich angesprochen. In der Regel kaufmännisch ausgebildete Frauen, aber auch ein paar Männer, wie Dieter Debusmann betont.
Der Personalberater aus Wentorf bei Hamburg hatte die Stellenanzeige für eine Steuerprüferkanzlei aufgegeben und die "etwas altmodische" Funktionsbezeichnung sehr bewusst gewählt: "Wir wollten uns von den kühlen High-Tech-Formulierungen absetzen und gleichzeitig unseren Anspruch deutlich machen: Es geht um die Visitenkarte des Unternehmens."
Breit ist die Palette der Begrifflichkeiten, die den Arbeitsplatz ganz vorne im Büro umschreiben. Da stehen Titel wie Empfangskraft und hinter vorgehaltener Hand wird auch mal Vorzimmerdrachen genannt. Für Verwirrung sorgt die Bezeichnung Empfangssekretär: Dabei handelt es sich um einen früheren Ausbildungsberuf in der DDR: Die Sekretäre empfingen und betreuten die Gäste in Hotels und Gaststätten. "Der Titel ist egal", meint Helmut Winter, Geschäftsführer der Office Management GmbH in Bremen. "Es kommt darauf an, was der Empfangsmitarbeiter am Ende in der Lohntüte hat." Die Bezahlung mache deutlich, ob es sich um rein repräsentative Funktionen oder auch administrative Aufgabenstellungen handelt. Was die Vermischung mit dem Vorzimmer betrifft, ist der Betreiber des Karriere-Portals sekretaerin.de allerdings skeptisch: "Eine Chefsekretärin wird nicht am Empfang sitzen wollen, die managt das Büro."
Genau diese Kombination aus Chefsekretariat und Repräsentation suchte Berater Debusmann aber: "Gerade in kleineren Betrieben kommt am Empfang alles zusammen: Telefonanrufe, Terminplanung und der erste direkte Kontakt zum Kunden." Das verlange Pfiff, Mitdenken und Eigeninitiative, wie auch im Anzeigenbegleittext nachzulesen war. Dabei sei die Kanzlei mit insgesamt 16 Mitarbeitern kein Ausnahmefall: "Die Suche nach versierten Empfangsmitarbeitern gehört zu den Top Ten aller Aufträge." Die Geschäftspartner hätten gemerkt, dass sie mit wechselndem Personal aus der Zeitarbeit nicht weiter kommen. "Die Kunden verlangen nach Stabilität am Telefon und im persönlichen Kontakt." "Ich bin die erste Anlaufstelle für Anrufe, Mails, Post und gelegentlich auch Besucher", sagt Stephanie Waligura. Die "Front Office Managerin" vertritt den Berufsverband Sekretariat und Büromanagement bSb in Bremen. Vor ihrer Mutterschaft war die ausgebildete Rechtsanwalts- und Notargehilfin im Bundesverband als Projektleiterin für die Aus- und Weiterbildung tätig. Im Vergleich dazu sei ihre neue Aufgabe umfangreicher und mindestens ebenso anspruchsvoll.