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Berufsalltag Berufsalltag: Klare Ziele geben Orientierung

Von Andreas Heimann 04.04.2006, 15:51

Frankfurt/Main/dpa. - Zielorientiertes Arbeiten ist die Antwort darauf.

«Alle reden über Ziele, aber die wenigsten setzen sich konkrete»,beobachtet die studierte Verwaltungswissenschaftlerin. Dabei sei esnicht nur für die Karriere, sondern auch für die tägliche Arbeitwichtig zu wissen, was man erreichen möchte und was in welcherReihenfolge angegangen werden sollte: «Sonst wundert man sich jedenTag, woher die Berge auf dem Schreibtisch kommen.»

Wer immer wieder diese Erfahrung macht, ist frustriert undverliert die Motivation. Schließlich ist nach Einschätzung derExpertin die Arbeitsdichte in den vergangenen Jahren spürbar größergeworden: Der Einzelne muss im Beruf mehr schaffen - umso wichtigerist es, das richtig zu organisieren. «Am besten ist, sich an jedemMorgen einen Überblick zu verschaffen, was erledigt werden muss»,empfiehlt Kindt.

Bei einer großen Zahl von Aufgaben erleichtert eine schriftliche«To-do-Liste» den Überblick. Wer die abends dann überprüft, hat eingutes Gefühl, wenn alles oder fast alles abgearbeitet ist. «Dassteigert die Selbstmotivation», sagt Kindt.

Falls unerwartet viel liegen geblieben ist, sollte geklärt werdenwarum: Hat man einzelne Aufgaben unterschätzt oder sich einfach zuviel vorgenommen? «Dann ist es wichtig, noch strenger zu ordnen, waswichtig ist und was nicht.» Vernünftig sei, von vorneherein immer nurrund zwei Drittel des Tages vorzuplanen. «Vieles verschiebt sicheinfach. Dann muss man seine Liste umschmeißen.»

Prioritäten zu setzen, hält auch Christine Öttl für vernünftig.«Den Tag im Kopf zu strukturieren, bringt fast automatisch einegewisse Ordnung», erläutert die Karriereberaterin aus München. «Wennman sich Ziele setzt und nicht einfach zur Arbeit geht und wartet,was kommt, kann man viel für sich herausholen.» Nicht zuletzt giltdas für das Gefühl, den Arbeitsalltag aktiv zu gestalten und selbstzu bestimmen, was man erreichen möchte.

«Ziele dürfen aber nicht zum Dogma werden», warnt Christine Öttl.«Es gibt einfach Menschen, die haben klare Vorstellungen für dieZukunft, und andere, die nicht wissen, was sie in fünf Jahren machenmöchten.» Und das sei auch völlig in Ordnung - für manche Menschenwäre es ein Korsett, sich auch an selbst gesetzte Ziele strikt haltenzu müssen. Falsch sei auch, sich Ziele von anderen - und seien es diedes eigenen Partners - unüberlegt zu Eigen zu machen.

Klar sei auch, dass nie alle Ziele erreicht werden können: «Wiralle scheitern - mal mehr und mal weniger», sagt Christine Öttl. Sichlangfristigen Karrierezielen total unterzuordnen, birgt aber nocheine andere Gefahr: die Gegenwart zu vernachlässigen. «Ziele sollendazu dienen, dass man wächst und sich entwickelt», sagt Öttl, «aberauch, dass man glücklich ist - jetzt schon.»

Ziele zu setzen, ist aber auch eine Aufgabe des Chefs:«Vorgesetzte bekommen allerdings selbst auch Vorgaben und müssendafür sorgen, dass diese Ziele erreicht werden», sagt Martin Wehrleaus Jork bei Hamburg. «Sie sollten das ihren Mitarbeitern gegenüberauch offenlegen, die wissen sollten, wohin die Reise geht.» Für denKommunikationstrainer ist das nicht nur eine Frage der Fairness:«Mitarbeiter sind dann auch motivierter, sich zu engagieren.»

Gerade beim Gespräch zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern gibtes beim Festlegen von Zielen allerdings noch weitere Fehler: «DieZiele sind oft zu schwammig formuliert», sagt Wehrle. Vorgesetztesollten nicht einfach «gesteigerte Kundenzufriedenheit» oder ähnlichinterpretationsbedürftige Vorgaben machen. «Das Ziel musskontrollierbar sein, zeitlich definiert und realistisch.»

Eine Gelegenheit für das gemeinsame Festlegen von Zielen kann dasin vielen Unternehmen übliche Mitarbeitergespräch sein. In der Regelist es nach Wehrles Einschätzung im Interesse beider Seiten, sichdarüber auszutauschen. «Jeder Mitarbeiter hat schließlich den Wunsch,sich zu entwickeln und vorwärts zu kommen.»

Im Gespräch sollten beide Seiten aber auch abklopfen, ob dieRahmenbedingungen stimmen, die nötig sind, damit die Ziele überhaupterreicht werden können, rät Christine Öttl. «Das muss schonrealistisch sein.» Vorgesetzte dürfen das Erreichen vereinbarterZiele nicht nur einfordern, ergänzt Martin Wehrle, der selbst langeals Führungskraft gearbeitet hat: «Sie müssen das durch dieentsprechende Förderung auch möglich machen».

Literatur: Martin Wehrle: Die Geheimnisse der Chefs, Hoffmann undCampe, ISBN 3-455-09442-2, 19,90 Euro.