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Beruf und Kinder Beruf und Kinder: Teilzeitausbildung ist ein Weg für junge Frauen

Von Birgitta von Gyldenfeldt 19.09.2006, 09:13
Kind statt Karriere? - Viele Frauen wollen sich nicht gegen eines von beiden entscheiden. (Foto: dpa)
Kind statt Karriere? - Viele Frauen wollen sich nicht gegen eines von beiden entscheiden. (Foto: dpa) Multimediakontor Hamburg

Lübeck/Bonn/dpa. - «Die Mütter sitzen in der Warteschleife, weil sie keine Vollzeitausbildung machen können», sagt Heidi Näpflein von der Handwerkskammer Lübeck. Eine Alternative kann eine Teilzeitausbildung sein.

Denn gerade für alleinerziehende Mütter ohne Ausbildung steigt die Gefahr, in die Armutsfalle zu geraten, warnt das NetzwerkTeilzeitberufsausbildung. Erziehungs- und Kindergeld sorgen in den ersten zwei bis drei Lebensjahren des Kindes für eine finanzielle Absicherung. Danach führt die fehlende Ausbildung der Mutter häufig dazu, dass diese sich mit Jobs wie Putzen oder Zeitungsaustragen über Wasser halten muss.

Eine Chance, der Abwärtsspirale zu entkommen, biete dieTeilzeitausbildung, die in immer mehr Betrieben und Kammerbezirken in ganz Deutschland angeboten wird, sagt Angelika Puhlmann vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn. Mit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes 2005 erhielt die Teilzeitausbildung eine gesetzliche Grundlage. Vorher war es laut Puhlmann nur möglich, die Gesamtzeit der Ausbildung zu verkürzen und nicht die Wochen- oder Tagesarbeitszeit. Jetzt kann auch die wöchentliche Arbeitszeit gesenkt werden.

«Wenn man mehr als 25 Stunden die Woche schafft, dann kann man dieAusbildung in der Regelzeit absolvieren», sagt Näpflein, die bei derHandwerkskammer Lübeck für das Projekt Teilzeitausbildung zuständigist. Bei nur 20 Stunden in der Woche kann sich die Ausbildung ummaximal ein Jahr verlängern. Seit Januar 2005 gibt es in Lübeck dasProjekt Teilzeitausbildung, das durch die Handwerkskammer und dieIndustrie– und Handelskammer (IHK) getragen wird. «Die Nachfrage nachdem Thema ist immens», sagt Näpflein. Rund 900 junge Menschen suchenlaut Näpflein allein in Schleswig-Holstein eine Ausbildungsstelle,die sie in Teilzeit absolvieren können.

Auch in andern Teilen der Bundesrepublik interessieren sichKammern und Unternehmen verstärkt für die Teilzeitausbildung. GuteAnsprechpartner für junge Mütter, die einen solchen Ausbildungsplatzsuchen, seien die Kammern, aber häufig auch die Jobcenter, sagtPuhlmann. Vor allem kleine Unternehmen seien bereit, sich auf dieAzubis mit Kind einzulassen. «Aber es gibt auch immer mehr größereBetriebe, zu deren Unternehmenskultur eine solche Ausbildung passt.»

Dennoch sollten sich die Suchenden nicht zu viel Hoffnung machen,dass sie ihren Traumberuf in ihrem favorisierten Unternehmen lernenkönnen. «Teilzeit geht nicht in jedem Betrieb», sagt Diplom-PädagoginVerena Albert, Projektleiterin des 2002 in Recklinghausen ins Lebengerufenen Projekts BEAT (Berufliche Erstausbildung in Teilzeit).

«Das Handicap für viele Betriebe ist die Arbeitszeit», bestätigtNäpflein. «Zwar bildet der Einzelhandel gerne Frauen aus, allerdingssollen sie auch den Schichtdienst mitmachen und samstags arbeiten.Das geht meist nur, wenn Großeltern in der Nähe wohnen und in derZeit auf die Kinder aufpassen können.»