Beim Schädlingsbekämpfer zählt vor allem Erfahrung
Freiburg/dpa. - Schaben, Maden, Mäuse, Ratten oder Tauben haben keine Chance, wenn Johannes Strub seinen Einsatzort erreicht. Wie der 22-Jährige den unerwünschten Gästen mit hoch technisierten Schlag-, Lebend- oder Köderfallen den Garaus macht, weiß er genau.
In seiner Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer eignete er sich in drei Jahren das nötige Wissen an. Schon im Ersten Weltkrieg wurden Schädlinge bekämpft. Damals machten das mangelnde Hygienezustände notwendig. Schädlingsbekämpfer, umgangssprachlich auch «Kammerjäger», gibt es also schon seit mehr als einem Jahrhundert. Heute spielt neben der Bekämpfung von akutem Befall Prävention eine zentrale Rolle in diesem Job. Der moderne Kammerjäger kümmert sich vor allem darum, Schädlingsbefall im Lebensmittelbereich vorzubeugen: Er installiert Kontrollsysteme am Einsatzort. Die Kunden - meist Krankenhäuser, Speditionen, Pharmabetriebe, Metzgereien und Bäckereien - können dann mit ihren individuellen Zugangsdaten per Internet selbst überprüfen, ob ein Befall droht.
Trotz langer Tradition hat der Schädlingsbekämpfer seinen Status als anerkannter Ausbildungsberuf laut Berufsbildungsgesetz (BBiG) erst seit fünf Jahren. «Wer diesen Beruf früher ausüben wollte, hatte die Möglichkeit eine Umschulung zu machen», erklärt Dietmar Fritschmann, Geschäftsführer von Strubs Ausbildungsbetrieb «Biotec Fritschmann». Mit einer Ausbildung in einem beliebigen anderen, meist handwerklichen, Beruf gab es die Möglichkeit sich in eineinhalb Jahren zum «IHK-geprüften Schädlingsbekämpfer» fortzubilden.
«Die Umschulung wurde aber erst gegen Ende der 80er Jahre eingeführt», erklärt Fritschmann. «Vorher hätte jeder diese Tätigkeit ausüben können.» Für ihn ist der Schlüssel zum Erfolg jedoch die Erfahrung. «Technik und Produkte tragen höchstens zu 25 Prozent zu einem erfolgreich durchgeführten Auftrag bei.»
Ein bisschen Erfahrung hat Johannes Strub bereits in seine Ausbildung mitgebracht. Vor Beginn durfte er sich als Praktikant in seinem Ausbildungsbetrieb zwei Wochen lang in Schädlingsbekämpfung, der Lebensmittelhygiene sowie im Bereich von Holz- und Bautenschutz probieren.
«Ich bin mit Tieren aufgewachsen und ich wollte Abwechslung im Arbeitsalltag», erklärt Strub die Berufswahl. Genau das kann ihm seine Beschäftigung bieten: Über Langeweile musste er sich bisher nicht beklagen. Vor allem die «Jobkunden» sorgen immer wieder für Spannung. Das sind einmalige Aufträge von Privatleuten, die von akutem Befall berichten. «Die Leute halten alles Mögliche für Insekten», sagt der 22-Jährige. «Sie haben Angst vor einfachem Staub oder schreiben das Piepsen eines Rauchmelders einer zirpenden Grille zu.»
Für den Berufsschulunterricht in Blöcken musste der Schädlingsbekämpfer dreimal im Jahr für vier Wochen ins niedersächsische Gelsenkirchen fahren. «In meiner Klasse sitzen Leute aus allen Bundesländern», erzählt Strub. Andere Bildungsstätten in der Nähe gebe es zwar, dort werde laut Fritschmann aber lange nicht so viel geboten wie 500 Kilometer nördlich von Südbaden.
Strub hat es vorgemacht, auch andere junge Schulabgänger sind dem Umgang mit dem unliebsamen Getier nicht abgeneigt. «Es rufen immer wieder Interessenten für die Ausbildung an, um Nachwuchs muss ich mir keine Sorgen machen», sagt sein Chef.
Informationen zur Ausbildung: berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/resultList.do?searchString=%27+sch%C3%A4dlingsbek%C3%A4mpfer*+%27&resultListItemsValues=27396_27397&suchweg=begriff&doNext=forwardToResultShort
Zum Berufsbild: www2.bibb.de/tools/aab/aab_start.php