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Bei «Destilia Quitilinga» kommt Obst in die Flasche

Von Sabrina Gorges 16.04.2010, 07:09

Quedlinburg/dpa. - Vorsichtig gießt Katrin Weber die gelblich-klare Flüssigkeit in den kleinen Trichter. Durch den schmalen Flaschenhals rinnt sie hinab. In der Luft liegt ein süßlich-herber Geruch.

Was in die schlanken Flaschen fließt, ist ein Obstbrand aus Äpfeln. Er ist einer von 20 edlen Tropfen, die in der Quedlinburger Spezialitätenbrennerei «Destilia Quitilinga» hergestellt werden. Seit vier Jahren hat sich Inhaber Knut Batzer der Entstehung des Brandes verschrieben und mehr als 100 000 Euro in die nur 100 Quadratmeter kleine Brennerei auf dem Wipertihof in Quedlinburg investiert. Wer Lust hat, kann an dem schweren Eichentisch Platz nehmen und dem gelernten Weinküfer über die Schulter schauen und die Schnäpse verkosten.

«Ich verarbeite nicht nur Äpfel, sondern auch Birnen, Kirschen und Pflaumen», sagt Batzer. Wilde Beeren wie Holunder, Weißdorn oder Schlehe kommen ebenfalls für einen Obstbrand in Frage. Die fruchtigen Zutaten bezieht der 45-Jährige von Erzeugern, die zwischen Südharz und Huy beheimatet sind. «Ich kaufe in der Region ein», sagt er. «Ich möchte Produkte mit einer regionalen Identität herstellen.» Knut Batzer stellt daraus eine Maische her, bei der Zucker in Alkohol vergoren wird. Wer es sich selbst zutraut, den stark zerkleinerten Fruchtbrei herzustellen, kann diesen, nach Rücksprache direkt bei Knut Batzer zur Weiterverarbeitung abgeben. «Landwirte machen das häufig. Ich stelle ihnen dann ihren eigenen Obstbrand her.»

Herzstück in der «Destilia Quitilinga» ist das Brenngerät. In der Mitte des Raumes ragt das kupfern glänzende Ungetüm in die Luft. Überall Rohre, Messgeräte und Gucklöcher. «Hier wird die Maische in der Brennblase erhitzt und über ein spezielles Verfahren destilliert», erklärt Batzer. «Bis der Alkoholgehalt stimmt.» Aus etwa 300 Liter Maische werden am Ende nicht einmal 30 Liter Obstbrand mit einem Alkoholgehalt von 40 Volumenprozent. «Es ist sehr wichtig, dass der Fruchtcharakter noch da ist», sagt der Experte. Um die Produkte nach der Destillation in verschiedene Richtungen zu lenken, lagern die Brände in Holzfässern, vorzugsweise aus Eiche oder Kastanie. «Hier reifen sie», sagt Batzer. Manchmal acht Wochen und manchmal ein oder mehrere Jahre.

Produziert wird das ganze Jahr, wenn auch mit unterschiedlicher Auslastung. «Ende Juni geht es mit den ersten Kirschen los», sagt Batzer. «Dann kommen Pflaumen und Birnen und zuletzt die Äpfel.» Gemaischt wird bis in den Dezember hinein. Gern würde der 45-Jährige mehr Korn herstellen. Roggen, Weizen und Dinkel werden auf dieselbe Art und Weise zum Flaschengeist wie das Obst. «Ich mag am liebsten den im Eichenfass gereiften Roggenbrand», sagt er mit einem Schmunzeln. «Aber die Kunden lieben die Williams-Birne.»

Um den Verkauf und die Vermarktung kümmert sich Batzer fast allein. Direkt gegenüber der Brennanlage steht ein uriger Verkaufstresen aus Holz. Darauf hat er seine Spezialitätenbrände drapiert. Unterstützt wird er von Mitarbeiterin Katrin Weber, die vor zweieinhalb Jahren in das Unternehmen kam. «Zwei kleine Läden hier in Quedlinburg bieten ebenfalls meine Produkte an.» Seit Anfang des Jahres geht er einen neuen, noch ungewohnten Weg. «Ich konnte eine große Supermarktkette von meinen Bränden überzeugen», sagt er.

Destilia Quitilinga: www.destilia-q.de