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Behindertenwerkstätten Behindertenwerkstätten: Witziges und Praktisches aus der Anstalt

Von Heike Edelmann 19.05.2005, 13:57

Greifswald/dpa. - Equality Design etwa ist eine Dachmarke für Designartikel aus Behindertenwerkstätten. «Wir sehen es als unsere Aufgabe, traditionelles Handwerk mit gutem Design zu verbinden und das Arbeitsumfeld der internationalen Behindertenwerkstätten durch Unterstützung der Eigenproduktionen zu erhalten», sagt Philipp Best aus Greifswald, der das Projekt leitet. Die Kollektion umfasst die Marken «Loony Design», «Side by Side» und «DIM - Die Imaginäre Manufaktur». DIM war 1998 das erste deutsche Projekt dieser Art.

Den Anstoß gab nach Angaben von Oliver Vogt vom Designbüro Vogt und Weizenegger in Berlin das gemeinsame Forschen und Experimentieren mit Studenten in der Blindenanstalt Berlin. Erste Produkte waren eine Bürste in Hausform und ein winkelförmiges Holzlineal mit einem Pinsel an der Seite, mit dem man Radiergummireste wegfegen kann.

«Side by Side» heißt eine Marke, die die Caritas Wendelstein Werkstätten in Raubling (Bayern) mit einem Kreis von Designern ins Leben gerufen hat. Traditionell fertigten Behinderte dort Spielzeuge - ein Design-Wettbewerb sollte Ideen für neue Produkte liefern. Charakteristisch für «Side by Side» sei es, zeitlose Produkte herzustellen, die auch selbstständig von Behinderten gefertigt werden können, erklärt Boris Simon von der Firma Factor Product in München, die für den Markenauftritt verantwortlich ist.

Das jüngste Projekt von Designern mit Behinderten heißt «Loony Design» - eine Kooperation von Studenten der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart mit den Behindertenwerkstätten der Diakonie Baden. Unattraktiv und austauschbar seien die Dinge gewesen, die dort ursprünglich angefertigt wurden, erinnert sich Winfried Scheuer, Professor für Industriedesign und Projektleiter. «Der Geschäftsführer der Diakonie hat unseren Weihnachtsbasar in einem Stuttgarter Geschäft entdeckt, wo Studierende selbst entworfene und hergestellte Geschenke verkauften», erzählt Scheuer. Daraus entstand die Idee, die Entwürfe in den Werkstätten der Diakonie herzustellen.

Der Umgang mit Materialien in Kombination mit einfacher Formsprache sei das herausragende Merkmal der Kollektion, sagt Burkhard Roepke, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen in Frankfurt. Ein Loony Design-Produkt ist «Mr. Wilson». Dabei handelt es sich um einen Smiley, den man per Saugnapf an Küchenkacheln befestigen und dem bei Bedarf ein Handtuchzipfel in den Mund gestopft werden kann.

Die Kollektion von «Side by Side» besteht aus Materialien wie Filz oder Holz. Viele Produkte sind mit einem Augenzwinkern verbunden, sagt Boris Simon: «Bei unserem Bügelbrett ist beispielsweise eine kleine Tasche aus Filz dabei für die Fernbedienung des Fernsehers.» Auch die Produkte von DIM zeichnen sich durch Witz aus - zum Beispiel der vom Designer Konstantin Grcic aus München entworfene Schuhputzbeutel, dessen Standfläche eine Bürste ist.